Instant Messaging: Google setzt gegen Facebook & Co. auf Chatbots

Parwez Farsan
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Instant Messaging: Google setzt gegen Facebook & Co. auf Chatbots

Google kann in vielen Bereichen Erfolge vorweisen, nicht aber beim Thema Messaging. Googles Hangouts gehört vielmehr in die Kategorie „Weitere“ und steht klar im Schatten von Diensten wie WhatsApp, Facebook Messenger oder WeChat in China. Nach Informationen des Wall Street Journal plant Google derzeit jedoch einen neuen Anlauf.

Zu einem Erfolg soll der noch namenlose Messaging-Dienst durch die Integration von spezialisierten Chatbots werden, die den Nutzern auf Wunsch Fragen zu allen möglichen Themen beantworten und dazu das Internet und weitere Quellen durchsuchen, ohne dass der Nutzer den Browser aufrufen muss. Die Auswahl des für eine bestimmte Frage am besten geeigneten Chatbots wird dabei für die Qualität der Antworten mit entscheidend sein. Es wäre letztlich eine Ausweitung von Googles Kernkompetenz im Suchmaschinen-Bereich hinein in die Welt der Messenger.

Zukauf von Technologie scheiterte

Geleitet wird das seit mindestens einem Jahr laufende Projekt den Informationen des WSJ zufolge von Nick Fox, seit Anfang 2015 Googles Vice President for Communications Products. Als Abkürzung auf dem Weg zu einem eigenen Produkt soll Google erst im Oktober ein Angebot für das Startup 200 Labs abgegeben haben, das jedoch abgelehnt worden sei. Das kleine Unternehmen hat einen Marktplatz mit Bewertungsfunktion für die Hundertschaften von Chatbots entwickelt, die im Telegram Messenger aktiv sind und arbeitet zudem ebenfalls an einer Lösung, die den für die Beantwortung einer bestimmte Frage am besten geeigneten Chatbot auswählt.

Die technische Umsetzung dürfte für Google aber ohnehin kein Problem darstellen. Die Kompetenz, Chatbots zu entwickeln, die sinnvolle Antworten geben und die jeweils passenden Chatbots für bestimmte Themen auszuwählen, ist bei Google ohne Zweifel vorhanden. Die Herausforderung, vor der das Unternehmen stehen wird, ist eine ganz andere: Wie lassen sich hunderte Millionen Nutzer von einem Wechsel zum neuen Messaging-Dienst überzeugen? Hangouts, aber auch der Versuch mit Google+ im Bereich der sozialen Netzwerke Fuß zu fassen, haben gezeigt, dass Google in diesem Bereich Schwächen hat.

Selbst in Zeiten, in denen Smartphones gegenüber klassischen PCs beim Zugang zum Internet eine immer größere Rolle spielen, wird sich daher erst noch zeigen müssen, ob alleine die Aussicht, sich Fragen über den Messenger statt im Browser beantworten lassen zu können ausreicht, um mit einem neuen Messaging-Dienst größere Marktanteile zu gewinnen. Da der neue Messaging-Dienst noch nicht einmal offiziell angekündigt wurde, dürfte Google aber noch etwas Zeit bleiben, um weitere Argumente zu sammeln.