Snapdragon X Plus: Auch Qualcomms kleiner Chip soll Apple und Intel schlagen

Nicolas La Rocco
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Snapdragon X Plus: Auch Qualcomms kleiner Chip soll Apple und Intel schlagen

Qualcomm stellt dem Snapdragon X Elite einen kleineren Ableger namens Snapdragon X Plus zur Seite, der ebenso zur Mitte des Jahres in ersten Notebooks zum Einsatz kommen soll. Die Arm-CPU des Snapdragon X Plus ist mit 10 statt 12 Oryon-Kernen und kleinerer GPU ausgestattet, der Chip soll dennoch Apple und Intel in Schach halten.

Qualcomm stutzt den Plus auf 10 Oryon-Kerne

Das Rezept für den Snapdragon X Plus klingt einfach: Man nehme den Snapdragon X Elite, reduziere die Anzahl der Oryon-Kerne von 12 auf 10, indem die drei CPU-Cluster auf ein Layout mit 4P + 3P + 3P statt 4P + 4P + 4P angepasst werden, beschränke den Base Clock auf 3,4 GHz und verzichte auf den Boost Clock des Snapdragon X Elite. Im letzten Schritt hat Qualcomm die GPU-Leistung von 4,6 auf 3,8 TFLOPS reduziert.

Daraus ergibt sich ein günstigerer Chip für künftige Notebooks mit Windows 11 on Arm, der es dennoch mit dem Apple M3 und Intel-Prozessoren wie dem Core Ultra 7 155H (Test) aufnehmen können soll. Qualcomm attestiert dem Chip sogar, dass auch die kleinere Konfiguration in ausgewählten Benchmarks schneller als Apple sowie schneller und effizienter als Intel abschneide. Einen Blick auf die Leistungswerte wirft ComputerBase im späteren Verlauf des Artikels.

Technische Daten des Snapdragon X Plus

Zunächst einmal zeigt das Datenblatt, dass Qualcomm tatsächlich nur bei den zuvor genannten Komponenten CPU und GPU Hand angelegt hat, der weitere Aufbau und die Fertigung bei TSMC in 4 nm entsprechen dem Snapdragon X Elite. Demnach gibt es die gleichen Eckdaten für interne und externe Displays, das Video-Encoding und -Decoding sowie gleich viel NPU-Leistung für KI-gestützte Anwendungen und auch das gleiche Speicherinterface für LPDDR5X-8533.

Snapdragon X Plus Snapdragon X Elite
High Power Configuration
Snapdragon X Elite
Standard Power Configuration
Fertigung TSMC 4 nm
CPU Typ Oryon
Kerne 10 12
Cluster 4P + 3P + 3P 4P + 4P + 4P
Base Clock 3,4 GHz 3,8 GHz 3,4 GHz
Boost Clock 4,2 GHz 4,0 GHz
GPU Typ Adreno
Leistung 3,8 TFLOPS 4,6 TFLOPS
Displays Intern 1 × 4K120 HDR10
Extern 3 × 4K60 HDR10 oder 2 × 5K60
Video Encode 2 × 4K30 in H.264, HEVC (H.265), AV1
Decode 1 × 4K60/4K120 in H.264, HEVC (H.265), VP9, AV1
NPU 45 TOPS
RAM Octa-Channel LPDDR5X-8533
Angaben für Qualcomm Reference Designs, der X Elite ist für bis zu 4,3 GHz ausgelegt.

Der Snapdragon X Plus soll gespickt mit dieser Ausstattung keineswegs ein „Billig-Chip“ für Einsteiger werden, sondern ebenso in der Oberklasse an den Start gehen. Der Snapdragon X Elite ist demnach vielmehr das Sahnehäubchen auf einem bereits hoch gebauten Fundament. Denn auch mit dem Snapdragon X Plus sollen Käufer ein Paket erhalten, das insbesondere an Apple und Intel vorbeiziehen kann.

Qualcomm sieht sich vor allem vor Intel

Qualcomm macht dies an mehreren Leistungsdaten fest, die das Unternehmen im Vorfeld der heutigen Präsentation im Rahmen eines Events bereits mit der Presse geteilt hat. Wie eh und je sind Benchmarks direkt vom Hersteller mit einer Prise Vorsicht zu genießen, doch geben sie zumindest einen groben Ausblick auf das, was Käufer zum Sommer hin von ihren Endgeräten erwarten können. Die Benchmarks stammen von Referenzgeräten von Qualcomm, die es somit nicht im Handel zu erwerben gibt. Vom Formfaktor her handelt es sich aber weitgehend um normale Notebooks, auf denen Windows 11 on Arm läuft.

Der Teufel steckt dennoch im Detail. Hatte sich Qualcomm Anfang des Monats noch mit dem Apple M3, Intel Core Ultra 7 155H und Core Ultra 9 185H sowie vereinzelt auch mit dem AMD Ryzen 9 7940HS verglichen, steht als Gegenspieler des Snapdragon X Plus von Intel jetzt nur noch der Core Ultra 7 155H im Fokus. Der Ryzen 9 7940HS ist zwar in den Diagrammen zugegen, die Zahlen beziehen sich aber ausschließlich auf Intel. Und für den Apple M3 gibt es abermals nur einen Multi-Thread-Vergleich, was angesichts der ohnehin schon niedrigeren Single-Thread-Leistung des Snapdragon X Elite im Vergleich zum M3 wenig überraschend ist. Anhand eigener Benchmarks durch ComputerBase sind später im Artikel weitere Vergleiche möglich. Zunächst einmal wirbt Qualcomm aber mit folgenden Angaben für den Snapdragon X Plus im Vergleich zu Apple und Intel.

  • Geekbench 6.2 Multi-Thread: 10 Prozent schneller als der Apple M3.
  • Geekbench 6.2 Multi-Thread: 37 Prozent schneller als der Core Ultra 7 155H bei gleichem Verbrauch (ISO Power) oder die gleiche Leistung des Core Ultra 7 155H bei 54 Prozent weniger Verbrauch.
  • Cinebench 2024 Multi-Thread: 28 Prozent schneller als der Core Ultra 7 155H bei gleichem Verbrauch (ISO Power) oder die gleiche Leistung des Core Ultra 7 155H bei 39 Prozent weniger Verbrauch.
  • 3DMark Wild Life Extreme: 36 Prozent schneller als der Core Ultra 7 155H bei gleichem Verbrauch (ISO Power) oder die gleiche Leistung des Core Ultra 7 155H bei 50 Prozent weniger Verbrauch.

Das klingt zunächst einmal vielversprechend, zeigt aber auch, dass Qualcomm insbesondere die Multi-Thread-Leistung des Snapdragon X Plus als großen Vorteil des Chips sieht. Auf 3,4 GHz beschränkt und ohne Boost Clock arbeitend gerät der Chip bei der Single-Thread-Leistung zwangsweise gegenüber Snapdragon X Elite und Apple M3 ins Hintertreffen. Aber auch der Vorsprung zum Intel Core Ultra 7 155H dürfte damit deutlich kleiner ausfallen, aber weiterhin vorhanden sein. Man beachte: Der Snapdragon X Elite soll laut Qualcomm 54 Prozent mehr Single-Thread-Leistung als der Core Ultra 7 155H im Geekbench 6.2 bei gleichem Verbrauch (ISO Power) liefern.

Benchmarks mit Qualcomm, Apple und Intel

Die Redaktion hat darüber hinaus eigene Benchmarks auf den sogenannten Qualcomm Reference Designs (QRD) mit Snapdragon X Plus und Elite sowie auf dem MacBook Air mit M2 und M3 und einem Acer-Notebook mit Intel Core Ultra 7 155H durchgeführt, um Qualcomms neue Chips und die Angaben des Herstellers besser einstufen zu können.

Diagramme
Geekbench 6.2 – Multi-Thread
    • Snapdragon X Elite (High)
      Qualcomm Reference Design
      15.233
    • Snapdragon X Elite (Standard)
      Qualcomm Reference Design
      14.317
    • Snapdragon X Plus
      Qualcomm Reference Design
      12.988
    • Intel Core Ultra 7 155H
      Acer Swift Go 14
      12.436
    • Apple M3 (8C/10C)
      Apple MacBook Air 15"
      12.090
    • Apple M2 (8C/10C)
      Apple MacBook Air 13"
      10.125
Einheit: Punkte

Dabei zeigt sich, dass Qualcomm im Geekbench 6.2 und Cinebench 2024 die höchste respektive eine höhere Multi-Thread-Leistung selbst mit dem kleineren Snapdragon X Plus liefert. Die Single-Thread-Leistung beider Benchmarks geht aber an den Apple M3, während der M2 noch den Snapdragon X Plus, jedoch nicht den Elite schlägt. Die Browser-Leistung geht eindeutig an Apple, obwohl unter macOS zu Chrome anstelle von Safari gegriffen wurde. Bei der Grafikleistung im 3DMark Wild Life Extreme führt der M3 das Feld an, der Snapdragon X Elite zieht in der „High Configuration“ aber am älteren M2 vorbei. Intel wiederum positioniert sich bei der Multi-Thread-Leistung im Mittelfeld, bildet davon abgesehen (in diesem speziellen Vergleich) jedoch das Schlusslicht.

Ersteindruck zum Snapdragon X Plus

Der Snapdragon X Plus stimmt ebenso positiv auf bevorstehende Notebooks, die zur Mitte des Jahres von Acer, Asus, Dell, HP, Honor, Lenovo, Microsoft, Samsung und Xiaomi erwartet werden. Auch mit dem kleinere Ableger gibt es vor allem viel Multi-Thread- und GPU-Leistung, mit der Intel anhand des Core Ultra 7 155H geschlagen wird. Mit Lunar Lake bereitet Intel derzeit aber einen Konter vor, der noch dieses Jahr erscheinen soll. Auch Apple sieht mit dem neuesten M3 kein Land, sofern alle CPU-Kerne genutzt werden. Die Single-Thread-Krone bleibt aber in Cupertino und auch aufseiten der GPU behält Apple die Oberhand. Auf Qualcomms Habenseite stehen abseits von CPU und GPU allerdings auch die Unterstützung vieler externer Bildschirme, der Video-Encoder und -Decoder sowie die hohe AI-Leistung von 45 TOPS über die NPU.

Qualcomm Snapdragon X Plus
Qualcomm Snapdragon X Plus

Letztere Komponente will Microsoft mit einer neuen Version von Windows 11 on Arm künftig besser ansprechen. Für die vom 21. bis 23. Mai angesetzte Entwicklerkonferenz Build plant das Unternehmen unter anderem eine Session mit dem Titel „Introducing the Next Generation of Windows on Arm“. Angesichts der Gerüchte, dass auch Microsoft selbst neue Surface-Produkte auf Basis des Snapdragon X Elite planen soll, ist es nur im Eigeninteresse von Microsoft für eine solide Basis zu sorgen. In der Session soll es um Windows-Apps gehen, die die NPU eines Arm-Chips nutzen können, aber auch neue Runtimes und Tools für Entwickler sollen gezeigt werden.

ComputerBase hat Informationen zu diesem Artikel von Qualcomm im Rahmen einer Veranstaltung des Herstellers in London erhalten. Die Kosten für Anreise, Abreise und eine Hotelübernachtung wurden von dem Unternehmen getragen. Eine Einflussnahme des Herstellers auf die oder eine Verpflichtung zur Berichterstattung bestand nicht.

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