Sony Xperia 1 VI: Flaggschiff zoomt weiter, behält Tugenden und legt manche ab

Nicolas La Rocco
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Sony Xperia 1 VI: Flaggschiff zoomt weiter, behält Tugenden und legt manche ab
Bild: Sony

Das Xperia 1 VI geht bei Sony in der Spitzenklasse an den Start und soll erneut die Expertise des Unternehmens in den Bereichen Kamera (Alpha), Bildschirm (Bravia) und Audio in einem Smartphone zusammenführen. In allen drei Bereichen gibt es Optimierungen, manche davon stellen eine Abkehr von bisherigen Prinzipien dar.

Drei Kameras mit Anleihen bei Sony Alpha

Das Kamerasystem stellt erneut mehr Brennweiten zur Verfügung, als es die Anzahl der rückseitigen Linsen zunächst vermuten lässt. Das weiteste Sichtfeld hat die 16-mm-Linse für Ultraweitwinkelfotos. Dahinter liegt wie beim Xperia 1 V ein 12-MP-Sensor mit einer Größe von 1/2,5", der einen Autofokus besitzt, um darüber zum Beispiel auch Makrofotos schießen zu können. Darauf folgt die primäre Linse mit 24 mm und Exmor-T-Sensor (1/1,35"), der 52 MP bietet, von denen 48 MP effektiv genutzt werden. Sony bietet diesmal einen 48-mm-Modus an, indem nur ein Teilbereich des Sensors genutzt wird.

Maximale Brennweite steigt auf 170 mm

Mehr Veränderungen hat Sony am Teleobjektiv vorgenommen, das abermals mit einer variablen Brennweiten ausgestattet ist. Vor dem 1/3,5" großen 12-MP-Sensor sitzt ein Objektiv mit einer frei wählbaren Brennweite von 85 bis 170 mm, zuvor waren es 85 bis 125 mm. An der minimalen (f/2.3) und der maximalen Blende (f/3.5) hat sich jedoch nichts im Vergleich zum Xperia 1 V verändert. Das neue Teleobjektiv betrachtet Sony insbesondere für Porträtfotos sowie Tele-Makroaufnahmen als sinnvoll.

Neue Kamera-App führt alle Modi zusammen

In der Kamera-App führt Sony zuvor als Apps umgesetzte Modi wie „Photo Pro“, „Video Pro“ und „Cinema Pro“ wieder in einer App zusammen. Über das Wischen nach links und rechts unterhalb des Auslösers lässt sich zwischen den bekannten Modi wechseln.

AI soll für bessere Fotos sorgen

Selbstverständlich darf auch bei Sonys Kameras nicht das Thema AI fehlen. Künstliche Intelligenz komme laut Sony für die Erkennung von Augen bei Menschen und Tieren zum Einsatz, um den Autofokus korrekt zu setzen. Auch bei anderen Objekten soll AI dafür sorgen, dass das Smartphone korrekt fokussiert. AI sei zudem für den Weißabgleich, die Belichtung und die Segmentierung der Aufnahmen in verschiedene Tiefenebenen zuständig. Zu guter Letzt will Sony mit KI auch die Haltung von Menschen in Bewegung schneller erfassen, um stets das Gewünschte im Fokus zu halten.

Helleres Display, neues Seitenverhältnis

Deutlich vom Vorgänger weicht der Bildschirm ab. Mit dem bislang genutzten Seitenverhältnis von 21:9 hatte Sony die Vorgänger primär für die Wiedergabe von Filmen und anderen Videos im Cinemascope-Format ausgelegt. Die neue Strategie sieht hingegen eine Ausrichtung auf soziale Medien und 16:9-Inhalte vor, was beim Xperia 1 VI in dem neuen Seitenverhältnis 19,5:9 resultiert – ein weniger langes respektive breites Format.

Mit dem anderen Seitenverhältnis geht eine signifikant vom Vorgänger abweichende Auflösung einher. Hatte sich Sony bislang auf die Fahnen geschrieben, im Smartphone praktisch exklusiv 4K in 21:9 anzubieten, geht das Xperia 1 VI überraschend auf geringere 1.080 × 2.340 Pixel zurück. Potenziell hat Sony kein OLED-Panel ausfindig machen können, das 4K beibehält, aber dennoch eine 50 Prozent höhere Helligkeit liefern kann. Denn nach rund 1.000 cd/m² beim Xperia 1 V soll das neue Modell bis zu 1.500 cd/m² erreichen. Außerdem ist erstmals ein LTPO-Panel verbaut, das die gesamte Bandbreite von 1 bis 120 Hz unterstützt.

Sony hält an bekannten Audio-Features fest

Festgehalten hat Sony an der symmetrischen Vorderseite mit Lautsprechern und Frontkamera außerhalb des Displays, so dass Sony einer der wenigen Hersteller ohne Notch bleibt. Die Selfie-Kamera ist identisch zum Vorgänger. Mit den nach vorne ausgerichteten Stereo-Lautsprecher will Sony eine „breitere Bühne“ aufbauen und das Smartphone damit mit kleineren Bluetooth-Lautsprecher gleichziehen lassen.

Analog zum Vorgänger steht für Kopfhörer eine 3,5-mm-Klinkenbuchse zur Verfügung, die laut Sony mit einem hochwertigeren D/A-Wandler verbunden sei. Abspielen lässt sich darüber auch Hi-Res Audio, was mittels LDAC-Codec auch bei der Nutzung von Bluetooth-Kopfhörern möglich ist. Bei der drahtlosen Übertragung kann außerdem Bluetooth LE Audio für eine reduzierte Latenz zum Einsatz kommen. Über die Streaming-Anbieter Amazon Music und Nugs.net unterstützt das Smartphone auch 360 Reality Audio für eine Klangkulisse rund um den Anwender. Für komprimierte Musik stellt Sony DSEE Ultimate (Digital Sound Enhancement Engine) zur Verfügung, das mittels KI die ursprüngliche Klangqualität, bevor die Datei komprimiert wurde, bestmöglich wiederherstellen soll.

Qualcomm steuert den Snapdragon 8 Gen 3 bei

Der Prozessor hinter den AI-Fähigkeiten ist dieses Jahr auch bei Sony wenig überraschend der Qualcomm Snapdragon 8 Gen 3, den Sony mit 12 GB LPDDR5X-RAM und 256 GB oder 512 GB UFS 4.0 kombiniert. Um die Leistung beim Spielen auf hohem Niveau zu halten, verbaut Sony erstmals in der Xperia-1-Serie eine Vapor Chamber. Für Gamer steht ein „FPS Optimizer“ zur Auswahl, über den sich die Leistungsmodi abrufen und Einstellungen etwa für Touch-Controller in Spielen vornehmen lassen.

Der Akku soll 36 Stunden durchhalten

Den Akku belässt Sony bei 5.000 mAh und ermöglicht das kabelgebundene oder drahtlose Laden. Die Akkulaufzeit für die Wiedergabe eines lokal gespeicherten Videos soll 36 Stunden betragen. Sony nennt die genutzte Bildschirmhelligkeit nicht, gibt aber an, dass Wi-Fi und LTE während des Tests aktiviert waren und der Ton mittels Bluetooth ausgegeben wurde. Die Batterie mag zwar dieselbe Nennladung aufweisen, laut Sony sei sie aber dichter gepackt und soll für vier Jahre „gesund“ bleiben. Gemeint ist eine Kapazität von mindestens 80 Prozent.

Gehäuse behält den dedizierten Auslöser

Die Technik verpackt Sony auf 74,0 × 162,0 × 8,20 mm und somit einem etwas breiteren, jedoch weniger langen Smartphone als im Vorjahr. Das Gewicht ist im Vergleich zum Vorjahr um 5 Gramm gestiegen. Das Design nimmt Anleihen bei früheren Xperia-Pro-Modellen, wie etwa die feinen Linien im seitlichen Aluminiumrahmen oder der dedizierte Auslöser der Kamera verdeutlichen. Den Fingerabdrucksensor bringt Sony erneut seitlich im Power-Button und nicht im Display unter. Der Kamerabuckel fällt verhalten flach aus, rundherum gibt es Gorilla Glass Victus. Auf der Vorderseite kommt hingegen Gorilla Glass Victus 2 zum Einsatz. Das Gehäuse ist nach IP65/68 geschützt und wird in den Farben „Black“, „Platinum Silver“ und „Khaki Green“ angeboten.

Verfügbarkeit und Preise

Sony will das Xperia 1 VI hierzulande ab dem 15. Mai zur Vorbestellung anbieten und im Juni regulär auf den Markt bringen. Die unverbindliche Preisempfehlung liegt bei 1.399 Euro mit 256 GB, das 512-GB-Modell ist nicht für Deutschland vorgesehen. Vorbesteller bis zum 31. Mai erhalten die ANC-Kopfhörer Sony WH-1000XM5 (Test) gratis dazu.

Xperia 10 VI für die gehobene Mittelklasse

Günstiger fällt mit 399 Euro das Xperia 10 VI als Nachfolger in der oberen Mittelklasse aus. Das Smartphone lässt sich ebenfalls ab 15. Mai vorbestellen und soll Mitte Juni auf den Markt kommen. Hier erhalten Vorbesteller bis zum 31. Mai gratis die Kopfhörer Sony WH-CH520.

Sony hat beim Xperia 10 VI primär den Prozessor auf den neueren Qualcomm Snapdragon 6 Gen 1 aufgerüstet und eine der drei Kameras gestrichen, weil über die primäre Linse jetzt auch beim günstigeren Modell ein In-Sensor-Zoom auf eine simulierte Brennweite von 52 statt 26 mm angeboten wird. Das Objektiv der Ultraweitwinkelkamera arbeitet mit 16 mm. Die neue Kamera-App hat es ebenso auf das günstigere Smartphone geschafft. Darüber hinaus beherrscht auch das Xperia 10 VI die vom Xperia 1 VI beschriebenen Audio-Features und soll beim Akku mit 5.000 mAh für zwei Tage durchhalten. Ein Upgrade des OLED-Displays von 60 auf 90 oder gar 120 Hz hat es allerdings nicht in das Smartphone geschafft. Sony bietet das Xperia 10 VI in den Farben Schwarz, Weiß und Blau an.

Android erhält drei/vier Jahre Updates

Für beide neuen Smartphones hieß es auf Nachfrage der Redaktion, dass Android für drei Jahre und die Sicherheitspatches für vier Jahre aktuell gehalten werden sollen. Im Datenblatt zwar bereits zu finden, aber noch nicht aktiv, ist Wi-Fi 7, das mit einem Firmware-Update im Herbst für das Xperia 1 VI nachgereicht werden soll.

Sony Xperia 1 VI Sony Xperia 1 V Sony Xperia 10 VI Sony Xperia 10 V
Software:
(bei Erscheinen)
Android 14.0 Android 13.0 Android 14.0 Android 13.0
Display: 6,50 Zoll, 1.080 × 2.340
396 ppi, 120 Hz
OLED, HDR, Gorilla Glass Victus 2
6,50 Zoll, 1.644 × 3.840
643 ppi, 120 Hz
OLED, HDR, Gorilla Glass Victus 2
6,10 Zoll, 1.080 × 2.520
449 ppi, 60 Hz
OLED, HDR, Gorilla Glass Victus
Bedienung: Touch, Fingerabdrucksensor, Status-LED
SoC: Qualcomm Snapdragon 8 Gen 3
1 × Cortex-X4, 3,30 GHz
3 × Cortex-A720, 3,15 GHz
2 × Cortex-A720, 2,96 GHz
2 × Cortex-A520, 2,27 GHz
4 nm, 64-Bit
Qualcomm Snapdragon 8 Gen 2
1 × Cortex-X3, 3,18 GHz
2 × Cortex-A715, 2,80 GHz
2 × Cortex-A710, 2,80 GHz
3 × Cortex-A510R, 2,00 GHz
4 nm, 64-Bit
Qualcomm Snapdragon 6 Gen 1
4 × Cortex-A78, 2,20 GHz
4 × Cortex-A55, 1,80 GHz
4 nm, 64-Bit
Qualcomm Snapdragon 695
2 × Kryo 660 Gold, 2,20 GHz
6 × Kryo 660 Silver, 1,70 GHz
6 nm, 64-Bit
GPU: Adreno 750
903 MHz
Adreno 740
719 MHz
Adreno 710 Adreno 619
RAM: 12.288 MB
LPDDR5X
12.288 MB
LPDDR5
8.192 MB
LPDDR5
6.144 MB
LPDDR4X
Speicher: 256 / 512 GB (erweiterbar) 256 GB (erweiterbar) 128 GB (erweiterbar)
1. Kamera: 52,0 MP, 2160p
LED, f/1,90, AF, OIS
48,0 MP, 2160p
LED, f/1,80, AF, OIS
2. Kamera: 12,0 MP, f/2,20, AF 8,0 MP, f/2,20
3. Kamera: 12,0 MP, f/2,30, AF, OIS Nein 8,0 MP, f/2,20, AF
4. Kamera: Nein
5. Kamera: Nein
1. Frontkamera: 12,0 MP, 2160p
Display-Blitz, f/2,0
8,0 MP, 1080p
Display-Blitz, f/2,0
2. Frontkamera: Nein
GSM: GPRS + EDGE
UMTS: HSPA+
↓42,2 ↑5,76 Mbit/s
LTE: Advanced Pro
5G: NSA/SA
WLAN: 802.11 a/b/g/n/ac/ax/be
Wi-Fi Direct
802.11 a/b/g/n/ac/ax
Wi-Fi Direct
Bluetooth: 5.3 5.2
Ortung: A-GPS, GLONASS, BeiDou, Galileo, QZSS
Weitere Standards: USB-C 3.2, NFC, 3,5-mm-Klinke USB-C 2.0, NFC, 3,5-mm-Klinke
SIM-Karte: Nano-SIM, Dual-SIM
Akku: 5.000 mAh, 30,0 W
fest verbaut, kabelloses Laden
5.000 mAh, 30,0 W
fest verbaut
Größe (B×H×T): 74,0 × 162,0 × 8,20 mm 71,0 × 165,0 × 8,30 mm 68,0 × 155,0 × 8,30 mm
Schutzart: IP68
Gewicht: 192 g 187 g 164 g 159 g
Preis: 1.399 € / – 1.399 € 399 € 449 €