Sinn und Unsinn hinter Pentium 4 EE und Athlon 64 FX

Christoph Becker
22 Kommentare

Neben dem alles überschattenden Launch der neuen Prozessoren aus dem Hause AMD kamen heute auch Neuigkeiten aus dem Lager von Intel. So präsentierte der Halbleiter-Gigant auf der Computex nun offiziell den Pentium 4 3.2 EE der Weltöffentlichkeit und auch neue mobile Prozessoren erblickten das Licht der Welt.

Zumindest was den Pentium 4 3.2 GHz in der Extreme Edition angeht, konnte man vor einigen Tagen die Weltöffentlichkeit schocken. Intel selbst kommentierte dies wie folgt:

"Auch wir können einen Serverprozessor nehmen, ihn ein bisschen umdesignen und als Spieleprozessor auf den Markt bringen", so Bill Sue, Intels Vize für Desktop-Prozessoren. Und weiter: "Nur besser, denn er läuft in normalen Springdale- und Canterwood-Boards mit handelsüblichem DDR400-Speicher."

Erste Benchmarks zeigten dann auch, dass diese CPU durchaus mit einem ähnlich teuren Athlon 64 FX-51 mithalten und ihn desöfteren auch überholen kann. Wieder einmal bewahrheitet sich also die Weißheit, dass es allein der Ruf ist, der eine Firma stark macht. Wer die schnellste CPU besitzt, verkauft auch im mittleren Preissegment mehr Prozessoren. Aber auch AMD praktiziert nicht anders und launchte den Athlon FX-51 in erster Linie wohl auch, um sicher zu gehen, man könne den Pentium 4 mit 3.2GHz in jedem Fall übertrumpfen. Der exorbitante Preis und die eher fragwürdige Verfügbarkeit sind dabei zweitrangig, sowohl bei Intels als auch AMDs Leistungs-Primus. Ebenfalls launchte Intel die offizielle Website zum Pentium 4 Extreme Edition.

Neben einem schieren Leistungskönig könnte Intel aber unserer Meinung nach auch ein neues Prozessor-Genre geschaffen haben; das der Desktop-Server-Prozessoren. So könnten wir uns durchaus vorstellen, dass man den Pentium 4 3.2 EE nicht nur als Lückenfüller, sondern als Startschuss für die Belieferung einer ganz neuen, bisher nicht sehr stark bedienten Zielgruppe, nimmt. So besaßen auch in der Vergangenheit Server- und Workstation-CPUs oftmals eine Mehrleistung gegenüber ihren Desktop-Verwandten. Zum Leid einiger Enthusiasten waren die passenden Mainboards jedoch extrem teuer, fassten nur zwei Prozessoren oder boten einfach nicht die Features, die man für einen guten Desktop-PC braucht. Der Pentium 4 3.2 EE beschreitet dabei neue Wege und macht Server-Performance erstmals auch auf einem Desktop-Mainboard möglich, mit all den Vorteilen, die diese Plattform bietet. Frei nach dem Motto "Es gibt für alles eine Zielgruppe", wird sicher auch dieser Prozessor seine Abnehmer finden, denn schließlich gibt er einer mittlerweile normal gewordenen i865PE- oder i875P-Plattform einen letzten Leistungskick. AMD gelang die Erschliessung dieser neuen, exklusiven Zielgruppe nicht ganz so gut. So kosten beide CPUs dieser neuen Leistungsklasse in etwas das selbe, jedoch mit einem Plattformvorteil für den Vertreter aus dem Hause Intel. Während sich diese CPU mit handelsüblichen DDR400-Speicher und einem Chipsatz für den 800MHz Frontside-Bus begnügt, braucht der Athlon 64 FX-51 ein teures und oftmals relativ mager ausgestattetes Workstation-Mainboard für den Sockel 940. Ein weiteres Hindernis ist der benötigte Speicher mit Registered-Funktion, der momentan in Massen nur als DDR333 erhältlich ist. Erst der Wechsel auf den Sockel 939 und die Abschaffung der Abhängigkeit von Registered-RAM wird den Athlon 64 FX erfolgreicher machen.

Dennoch passierte heute noch mehr auf der Computex, denn auch die mobilen Pentium 4-Prozessoren erhielten heute von Intel Zuwachs und präsentieren sich nun mit einem neuen, durchaus nützlichen Feature: HyperThreading. Vor ein paar Wochen noch Gerücht, bewahrheitete sich nun unsere Prognose, dass Intel noch im September - vielleicht auch als Reaktion auf die mobilen Athlon 64-CPUs - diese Produktreihe veröffentlichen wird. Sie sind mit Taktraten von 2.66, 2.8, 3.06 und 3.2 GHz verfügbar und verfügen neben der HT-Technologie auch über Intels bekannte Stromspartechnik und einen Frontside-Bus von 533MHz. So können diese Prozessoren mit einer niedrigeren Spannung betrieben werden als ihre Desktop-Geschwister und können ebenfalls dynamisch gedrosselt werden. Dennoch bleiben diese Prozessoren mehr Desktop-Ersatz als überzeugende mobile Lösung - zuviel Strom verbrauchen sie. Als Chipsätze kommen Intels 852GME und 852PM zum Einsatz. Laut Hersteller sollen diese besonders auf den mobilen Betrieb und auf die Nutzung der HyperThreading-Technik ausgelegt sein. Alle Prozessoren sollen in Kürze verfügbar sein.