Filmindustrie will DRM interoperabel gestalten

Jirko Alex
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Wie der Vorsitzende der Motion Pictures Association of America (MPAA), Dan Glickman, in einer Konferenz, ausgetragen vom Datenbankbetreiber LexisNexis und der Zeitschrift Variety, ankündigte (Rede als pdf), wolle man zwar am DRM-System festhalten, dieses aber interoperabel gestalten und auch kontrolliert Kopien zulassen.

Dan Glickman schließt sich so dem allgemeinen Tenor der Vergangenheit an, verabschiedete sich doch schon die Musikindustrie in Form eines der größten Label EMI vom digitalen Rechtemanagement, nachdem der Druck durch Äußerungen wie der von Steve Jobs und von europäischen Managern immer größer wurde. Von einem Abschied vom digitalen Rechtemanagement ist im Filmsektor zwar nicht die Rede, die Verbesserung der Interoperabilität sowie der geistige Schritt hin zur Akzeptanz von beschränkten Kopien für den Privatgebrauch sind jedoch Anfänge, die so auch schon in der Musik-Branche geäußert wurden.

Vor allem interessant ist der Bezug Dan Glickmans auf aktuelle HD-Formate, die ebenfalls für den Privatgebrauch kopiert werden können sollen:

„We wholeheartedly support allowing consumers to make authorized copies of the content they purchase. We expect to be able to make this happen for HD DVDs hopefully this year. [...] Consumers should be able to enjoy authorized DVD content on their home networks…on portable devices…at their convenience.“

Dan Glickman, Vorsitzender der MPAA

Demnach arbeite man derzeit daran, Käufern von hochauflösenden Medien das Kopieren dieser, auch auf den PC, zu ermöglichen. Ebenso sei das Streamen im Netzwerk sowie die Konvertierung auf portable Geräte erstrebenswert. Für ältere DVDs sei dies zwar auch geplant, eine Umsetzung werde aber wohl nicht mehr in diesem Jahr erfolgen.

Auch die Interoperabilität aller Filmmedien soll verbessert werden. Dies gehe Hand in Hand mit der Zielsetzung einher, das Kopieren und Konvertieren der Inhalte auch auf andere Player zu ermöglichen. Ohne eine weitreichende Kompatibilität der Filme zu den Abspielgeräten wäre dies nicht möglich. Dan Glickman zu Folge sollte es aber möglich sein, dass der Käufer von Inhalten diese auch auf jedem seiner Geräte abspielen kann. Zu diesem Zwecke forderte der Vorsitzende der MPAA, den Dialog über die Umsetzung von interoperablem und quasi unsichtbarem DRM nicht nur Anwälte und Techniker führen zu lassen, sondern auch jene Führungskräfte an den Tisch zu holen, die letztendlich für den zu beschreitenden Weg zuständig sind. Denn, so Glickman, für den Erfolg einer Neuumsetzung des DRMs seien nicht technische Hürden zu nehmen, sondern geistige Barrieren zu kippen. Der Wille für eine Veränderung sei auch die Voraussetzung für eine solche.

Während die Gedanken der MPAA nur zu schön jedem geneigten Käufer von Filmen jedes Formats im Kopf klingen, bleibt abzuwarten, welche der Forderungen von der Idee zur Umsetzung getragen werden. Die Ankündigung, HD-DVDs und Blu-ray-Discs noch Ende des Jahres legal kopieren zu können, ist sicherlich eine der fassbarsten Aussagen. Schon die Tatsache jedoch, dies bei den weit verbreiteten DVDs wohl frühestens im nächsten Jahr erst realisieren zu wollen oder zu können, könnte nicht nur eine Verzögerung sondern letztendlich auch ein Ausbleiben dieser Verlautbarung bedeuten: Vielleicht hofft man ja, dass sich bis dahin hochauflösende Medien durchgesetzt hätten und das Verlangen nach legal zu kopierenden DVDs zu zu sehr verebbte, um diesem Wunsch noch nachkommen zu müssen. Vielleicht sieht sich die Filmindustrie aber auch so sehr durch den stückweisen Abbau des DRMs in der Musikbranche in Zugzwang, dass tatsächlich ein fast unsichtbares, interoperables und kundenfreundliches DRM ins Haus steht. Genaues wird sicherlich die Zukunft offenbaren.