10 Jahre Gmail: Von null auf Nummer eins
Nachdem im März 2004 eine Meinungsführerschaft bestehend aus rund eintausend Personen Zugriff erhalten hatte, öffnete Gmail vor exakt zehn Jahren am 1. April 2004 für eine geschlossene Beta-Phase die Pforten und ist seit Mitte 2012 und damals 425 Millionen Mitgliedern der weltweit meistgenutzte E-Mail-Anbieter.
Ein Gigabyte Speicherplatz und 25 Megabyte pro E-Mail inklusive Anhang lautete das damals extrem verlockende Angebot von Gmail. Google bot damit schlagartig bis zu 200 Mal mehr Speicherplatz als die Konkurrenz und revolutionierte das E-Mail-Geschäft. Von Paul Buchheit angeblich schon in den 90er-Jahren erdacht und innerhalb eines Tages aus wiederverwendetem Google-Groups-Code kreiert, wurde Gmail über mehrere Jahre intern von Google benutzt und 2004 nach zahlreichen Spekulationen schließlich der Öffentlichkeit vorgestellt.
Bereits ein Jahr später verdoppelte Google den Speicherplatz auf zwei Gigabyte und stellte seitdem immer wieder neue Funktionen für Gmail vor. So folgten unter anderem kostenfreies IMAP für alle Geräte und die erste Gmail-App für Android im Oktober 2007 und 2008. Offizieller Schluss der Beta-Phase war der 7. Juli 2009, jeder konnte sich von nun an registrieren. Erst zweieinhalb Jahre nach Android konnten sich dann auch iPhone- und iPad-Anwender über eine App für Gmail freuen. Acht Jahre nach Vorstellung stockte Google von zwei auf zehn Gigabyte auf und überschritt schließlich am 28. Juni 2012 die Marke von 425 Millionen Mitgliedern, was Gmail zur Nummer eins vor Hotmail machte.
Allein im zehnten Betriebsjahr zwischen April 2013 und April 2014 kamen unzählige weitere Funktionen hinzu. Am 13. Mai 2013 beendete Google die Aufspaltung von zehn Gigabyte für Gmail und fünf Gigabyte für Google Drive und legte die Dienste mit Google+ Photos zusammen. Fortan standen über alle Dienste verteilt 15 Gigabyte zur Verfügung. Zwei Tage später wurden die bisherigen Chat-Anwendungen von Google mit Hangouts unter einem Dach vereint und auch in Gmail integriert. Im Mai kamen außerdem Google Wallet und Schnellaktionen für die Inbox hinzu, die kurz darauf um Tabs ergänzt wurde. Die Gmail-App für Android wurde an die Veränderungen der Desktop-Version angepasst, vier Monate später folgte auch für Apples iPad eine neue App.
Zu den großen Veränderungen der jüngsten Vergangenheit zählt die vollständige Umstellung auf HTTPS innerhalb des Google-Netzwerkes am 20. März 2014. Bereits zum Start unterstützte Gmail HTTPS und 2010 wurde es sogar zum Standard, die Kommunikation zwischen den verschiedenen Google-Servern war aber unverschlüsselt, was der US-Geheimdienst NSA entsprechend ausnutzte.
Gmail ist trotz des großen Erfolges nicht frei von Kritik. Neben Microsoft, das die Datenschutzbestimmungen inzwischen überarbeitet hat, Apple und Yahoo nimmt sich auch Google das Recht heraus, E-Mails zu lesen, um akut bevorstehenden Schaden abzuhalten respektive Gefahr abzuwenden. Seit jeher wird Gmail zudem für das automatisierte Durchforsten von E-Mails kritisiert, damit Anwendern kontextabhängige Werbung ausgeliefert und Spam verhindert werden kann. Auch E-Mails, die nicht von einem Gmail-Konto stammen, werden demnach durchsucht, selbst wenn den Nutzungsbedingungen oder Datenschutzrichtlinien nicht zugestimmt wurde. Dem Erfolg und der Beliebtheit von Gmail hat dies, wenn überhaupt, nur kurzfristig geschadet.
Weniger ernst zu nehmen sind indes die Scherze zum 1. April, an dem Gmail Geburtstag feiert. Zum zehnjährigen Jubiläum gibt es mit „Gmail Shelfie“ die Möglichkeit, Selfies zu teilen (SHareable sELFIE) und diese als Hintergrundbild der Inbox zu nutzen. „You shouldn't be selfish with your selfie“ lautet das Motto zehn Jahre nach dem Start von Gmail.