Nintendo will „Let's Plays“ anteilig monetarisieren

Max Doll
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Vor gut einem Jahr sorgte der Versuch von Nintendo, über das Content-ID-System von YouTube Urheberrechte und damit Werbeeinnahmen von „Let's Plays“ eigener Spiele für sich zu beanspruchen, für Schlagzeilen. Aufgrund des eindeutig negativen Feedbacks kehrte der Konzern zum Status Quo zurück. Jetzt folgt Versuch Nummer Zwei.

In zwei Tweets, die über das japanische Twitter-Konto von Nintendo abgesetzt wurden, wird laut einer Übersetzung im NeoGAF-Forum angekündigt, dass Inhalte mit Material aus Spielen des eigenen Portfolios künftig wieder mit „ID Tags“ versehen werden. Damit fließen die Werbeeinnahmen wieder in Richtung des Unternehmens. Anders als im Mai 2013 wird es jedoch ein „Affiliate-Programm“ geben, über das die Einnahmen mit den Urhebern der Videos – auf deren Antrag hin – geteilt werden sollen. Weitere Details werden demnächst folgen, kündigte Nintendo an.

Während die rechtliche Situation Nintendo eindeutig das Heft in die Hand gibt, werden die „Vorspieler“ von vielen Unternehmen geduldet, weil der Werbeeffekt dieser Videos als positiver Faktor in die Kalkulation einbezogen wird. Die Reaktionen sind derzeit noch gemischt: Während manche Nutzer dieses Vorgehen akzeptabel finden, weil Nintendo das Eigentum am Bild- und Tonmaterial des Spiels zugesprochen wird, werfen andere Debattanten den Werbewert der „Lets Plays“ in die Runde und lehnen die Monetarisierung daher vollständig ab.

Zudem besteht die Möglichkeit, dass Nintendo auf diese Weise über die spezifischen, möglicherweise individuell ausgehandelten Konditionen des Programms Einfluss auf die Partner sichern kann, weil diese vom Wohlwollen des Unternehmens und den Affiliate-Bestimmungen abhängig sind: YouTube zahlt nur an die Rechteinhaber, also in diesem Fall Nintendo. Das Unternehmen hatte bereits vor einem Jahr mehrdeutig verlauten lassen, das Ziel sei es, dass „Nintendo-Inhalte über verschiedene soziale Netzwerke in einer angemessenen und sicheren Weise geteilt werden“.

Dass das Abdrehen des Geldflusses aus den Werbeeinnahmen zu einem Werkzeug für selektive Außendarstellung werden kann, deutet sich bereits jetzt an: Erneut drohen große „Let's Player“ damit, Spiele von Nintendo zu diesen Konditionen nicht mehr zu berücksichtigen.

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