15 Jahre Radeon: Ein Rückblick auf Grafikkarten von ATi und AMD

Hendrik Engelbertz
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15 Jahre Radeon: Ein Rückblick auf Grafikkarten von ATi und AMD

Einleitung

Nach der Jahrtausendwende kämpften viele Grafikkartenhersteller um die Vormachtstellung auf dem Markt für Endkunden. Das Resultat ist bekannt, übrig geblieben sind bei den diskreten Grafikkarten heute nur noch AMD und Nvidia. ST Microelectronics konnte mit der Kyro II nicht mehr als einen Achtungserfolg verbuchen, 3DFX wurde Ende 2000 von Nvidia übernommen und Matrox verabschiedete sich nach der wenig erfolgreichen Parhelia in den professionellen Kundenbereich. Die Grafikkartensparte von AMD operierte vor 15 Jahren noch als eigenständiges Unternehmen ATi.

Die Geschichte der Radeon-Grafikkarten ist fest mit den Konkurrenzprodukten von Nvidia verknüpft. Nach der Jahrtausendwende konnten die diversen Ableger der GeForce 2 fast sämtliche Preisbereiche erfolgreich abdecken. ATis Serie Rage war keine ernsthafte Konkurrenz, auch und gerade aufgrund von massiven Treiberproblemen. Mit einer neue Generation entschied sich ATi zum Bruch mit dem alten Namensschema – Radeon war geboren.

Von Radeon bis Radeon X800

Der unter dem Codename „Rage6/R100“ entwickelte erste Chip der neuen Generation unterstützte als erste Grafikkarte von ATi sämtliche DirectX-7-Funktionen. Die technischen Eckdaten sind aus heutiger Sicht unspektakulär: Der noch im 180-Nanometer-Prozess gefertigte Grafikchip wies je nach Ausbaustufe eine Taktrate zwischen 166 und 183 MHz auf, Kunden konnten beim Grafikspeicher zwischen langsamerem SDR- oder schnellerem DDR-Speicher in den Größen von 32 und 64 Megabyte wählen. Angebunden wurden die Modelle über den PCI-Express-Vorgänger AGP 4x.

Die ersten Ableger unter dem neuen Namensschema wurden schlicht Radeon genannt, ATi entschied sich erst im Jahr 2001 für eine numerische Erweiterung: Die Modelle 7000, 7200 und 7500 waren die ersten in diesem Schema. Abgespeckte Versionen – meist mit geringeren Taktraten oder kleinerem Speicherinterface – erhielten die Kürzel „LE“ oder „VE“. Die Radeon 7500 verfügte über eine technische Besonderheit. Sie wurde im kleineren 150-nm-Verfahren gefertigt und konnte mit höheren Taktraten punkten. Die Leistung bewegte sich auf dem Niveau der stärkeren GeForce-2-Grafikkarten. Nvidia zog allerdings schon mit der parallel verkauften GeForce 3 davon, welche zudem schon DirectX 8 unterstützte.

ATi Radeon 8500
ATi Radeon 8500

ATis Antwort auf die GeForce 3 folgte im Sommer 2001 mit der Radeon 8500. Der intern „R200“ genannte Grafikchip konnte mit DirectX-8.1-Unterstützung sowie einer sehr guten Leistung in Spielen punkten. Taktraten und Speichergröße stiegen damals, als sich die Leistung mit jeder Generation gut verdoppelte, schnell an. Die Radeon 8500 verfügte bereits über 128 MB Grafikspeicher, der Chip über eine Taktrate von 275 MHz.

Im Jahr 2002 gelang ATi mit dem R300 der Durchbruch, die Konkurrenz war deklassiert. Hatte Nvidia noch mit der GeForce 4 vorgelegt, erwies sich die neue Radeon-9000-Serie als unbezwingbar. Ab der Radeon 9500 unterstützten sämtliche Modelle bereits den DirectX-9-Standard, der dank Windows XP sehr lange bestehen blieb.

ATi Radeon 9700 Pro
ATi Radeon 9700 Pro

Sowohl die Radeon 9500 als auch die Radeon 9700 konnten vergleichbare Konkurrenzmodelle insbesondere bei höheren Auflösungen deutlich hinter sich halten. Die kleinere Radeon 9000 behielt den Chip der Radeon 8500 bei, konnten aber nicht an die Leistung der Urversion heranreichen. Der R200 blieb bis ins Jahr 2004 – mit immer neuen Bezeichnungen – im Portfolio von ATi.

Im Jahr 2003 folgte bei Nvidia die GeForce FX 5800, die aufgrund des extrem lauten Kühlsystems als „der Föhn“ verspottet wurde und wenige Monate später durch GeForce FX 5900 und FX 5950 ersetzt wurde. ATi konnte die Leistungskrone mit der Radeon 9800 beibehalten. In der Mittelklasse ersetzte die Radeon-9600-Serie die Radeon-9500-Modelle.

Erst im Jahr 2004 gelang Nvidia der Befreiungsschlag, die GeForce 6800 Ultra konnte sich gegen die fast zeitgleich veröffentlichte Radeon X800 XT durchsetzen – ATi setzte nach der 9000er-Serie auf ein neues Namensschema. Auch in der Mittelklasse konnte ATi mit der Radeon X700 nicht gegen die GeForce 6600 GT bestehen – Nvidias Lösung war aufgrund ihres hervorragenden Preis-Leistungs-Verhältnisses bei Spielern sehr beliebt. Der im selben Jahr eingeführte PCI-Express-Slot ermöglichte in den darauf folgenden Jahren erste SLI- und Crossfire-Kombinationen.