Samsung Galaxy S6 (edge) im Test: Reset. Try Again. Win.
Vorwort
Alles auf Null, einmal von vorne anfangen. Zero soll das Projekt geheißen haben, mit dem Samsung die Galaxy-S-Serie von Grund auf neu gestaltet hat, um ihr passend zum Frühling wieder Frische zu verleihen. Nicht nur neu, sondern vor allem deutlich besser sollte das neue Galaxy S6 werden. Zur Vorstellung Ende Februar auf dem Mobile World Congress 2015 zeigte Samsung nicht nur ein Galaxy S6 in neuem Gewand, sondern kündigte mit dem Galaxy S6 edge ein zweites Modell mit beidseitig gebogenem Display an. Die Markteinführung beider Modelle erfolgt heute am 10. April. Bevor die Geschäfte öffnen müssen sich beide Smartphones im ComputerBase-Doppeltest beweisen, in den zwei Wochen Erfahrung mit beiden Modellen geflossen sind.
Spezifikationen
Schon zur Vorstellung machte Samsung deutlich, dass nicht nur in einem Bereich Veränderungen vorgenommen wurden. Das Rezept für die neue Generation ist dabei einfach gestrickt: Mehr von allem sollte in einem in erster Linie hochwertigeren und in zweiter Linie kleineren Gehäuse untergebracht werden. Bis auf die Bereiche Speichererweiterung und Akku konnte Samsung dieses Vorhaben auch umsetzen. Auf gleicher Displayfläche bietet das Galaxy S6 mehr Pixel als das Galaxy S5 und in einem dünneren Gehäuse mehr CPU-Kerne, mehr Arbeitsspeicher und allgemein mehr Ausstattung. Das Datenblatt spielt aber nur noch eine untergeordnete Rolle, sobald das S6 und der gebogene Ableger S6 edge das erste Mal in die Hand genommen werden.
Samsung Galaxy S6 |
Samsung Galaxy S6 edge |
Samsung Galaxy S5 |
HTC One M9 |
LG G3 |
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Software: (bei Erscheinen) |
Android 5.0 | Android 4.4 | Android 5.0 | Android 4.4 | |
Display: | 5,10 Zoll, 1.440 × 2.560 576 ppi WQHD Super AMOLED, Gorilla Glass 4 |
5,10 Zoll, 1.080 × 1.920 432 ppi Full HD Super AMOLED, Gorilla Glass 3 |
5,00 Zoll, 1.080 × 1.920 441 ppi S-LCD, Gorilla Glass 3 |
5,50 Zoll, 1.440 × 2.560 534 ppi IPS, Gorilla Glass 3 |
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Bedienung: | Touch, Fingerabdrucksensor, Status-LED | Touch, Status-LED | |||
SoC: | Samsung Exynos 7420 4 × Cortex-A57, 2,10 GHz 4 × Cortex-A53, 1,50 GHz 14 nm, 64-Bit |
Qualcomm Snapdragon 801 4 × Krait 400, 2,50 GHz 28 nm, 32-Bit |
Qualcomm Snapdragon 810 4 × Cortex-A57, 2,00 GHz 4 × Cortex-A53, 1,55 GHz 20 nm, 64-Bit |
Qualcomm Snapdragon 801 4 × Krait 400, 2,46 GHz 28 nm, 32-Bit |
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GPU: | Mali-T760 MP8 772 MHz |
Adreno 330 578 MHz |
Adreno 430 650 MHz |
Adreno 330 578 MHz |
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RAM: | 3.072 MB LPDDR4 |
2.048 MB LPDDR3 |
3.072 MB LPDDR4 |
2.048 MB LPDDR3 Variante 3.072 MB LPDDR3 |
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Speicher: | 32 / 64 / 128 GB | 16 / 32 GB (erweiterbar) | 32 GB (erweiterbar) | 16 / 32 GB (erweiterbar) | |
1. Kamera: | 16,0 MP, 2160p LED, f/1,90, AF, OIS |
16,0 MP, 2160p LED, f/2,20, AF |
20,0 MP, 2160p Dual-LED, f/2,20, AF |
13,0 MP, 2160p Dual-LED, f/2,40, AF, OIS |
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2. Kamera: | Nein | ||||
3. Kamera: | Nein | ||||
4. Kamera: | Nein | ||||
5. Kamera: | Nein | ||||
1. Frontkamera: | 5,0 MP, 1440p f/1,90, AF |
2,1 MP, 1080p AF |
4,1 MP, 1080p f/2,00, AF |
2,1 MP, 1080p AF |
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2. Frontkamera: | Nein | ||||
GSM: | GPRS + EDGE | ||||
UMTS: | HSPA+ ↓42,2 ↑5,76 Mbit/s |
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LTE: | Advanced ↓300 ↑50 Mbit/s |
Advanced ↓150 ↑50 Mbit/s |
Advanced ↓450 ↑50 Mbit/s |
Advanced ↓150 ↑50 Mbit/s |
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5G: | Nein | ||||
WLAN: | 802.11 a/b/g/n/ac Wi-Fi Direct, Miracast |
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Bluetooth: | 4.1 | 4.0 LE | 4.1 | 4.0 LE | |
Ortung: | A-GPS, GLONASS | ||||
Weitere Standards: | Micro-USB 2.0, NFC, Infrarot | Micro-USB 2.0, MHL, NFC, Infrarot | Micro-USB 3.0, MHL, NFC, Infrarot | Micro-USB 2.0, NFC, Infrarot | Micro-USB 2.0, SlimPort, NFC, Infrarot |
SIM-Karte: | Nano-SIM | Micro-SIM | Nano-SIM | Micro-SIM | |
Akku: | 2.550 mAh (9,82 Wh) fest verbaut, kabelloses Laden |
2.600 mAh (10,01 Wh) fest verbaut, kabelloses Laden |
2.800 mAh (10,78 Wh) austauschbar |
2.840 mAh (10,87 Wh) fest verbaut |
3.000 mAh (11,40 Wh) austauschbar, kabelloses Laden |
Größe (B×H×T): | 70,5 × 143,4 × 6,80 mm | 70,1 × 142,1 × 7,00 mm | 72,5 × 142,0 × 8,10 mm | 69,7 × 144,6 × 9,61 mm | 74,6 × 146,3 × 8,90 mm |
Schutzart: | – | IP67 | – | ||
Gewicht: | 138 g | 132 g | 145 g | 157 g | 149 g |
Preis: | 699 € / 799 € / 899 € | ab 180 € / 949 € / 1.049 € | ab 170 € / 749 € | 749 € | 549 € / 599 € |
Design & Verarbeitung
Anders als all die Jahre zuvor will Samsung dieses Jahr nicht nur über die technische Ausstattung des neuen Galaxy S punkten, sondern auch mit Design, Materialien und Verarbeitung überzeugen. Nach fünf Generationen Kunststoff nehmen dieses Jahr Aluminium und Glas dessen Position ein. Samsung ist die krasse Abkehr vom über Jahre geliebten Kunststoff auf Anhieb gelungen. Auch wenn die Kombination aus Aluminium und Glas in der Branche nicht neu ist und gewisse Bereiche beider Modelle ein wenig an Apple erinnern, bleibt unterm Strich dennoch ein eigenständiges Design, das in dieser Serie erstmals den Preis widerspiegelt und diesem gerecht wird.
Beide Modelle umschließt ein matter Rahmen aus Aluminium, der Vorder- und Rückseite aus Gorilla Glass 4 zusammenhält. In beide Richtungen ist der Rahmen mit einer hochglanzpolierten Fase versehen, die iPhone-Besitzer von den Modellen 5 und 5S kennen. Die Parallelen setzen sich am Fußende fort: Öffnungen für Kopfhörer, USB, Mikrofon und Lautsprecher hat man in ähnlicher Form ebenfalls schon mal gesehen. Kritik an der Verarbeitung lässt sich allerdings nicht üben, weil Bohrlöcher sauber entgratet wurden und die Einsätze aus Kunststoff passgenau im Gehäuse sitzen.
Das elegantere der beiden Smartphones ist definitiv das Galaxy S6 edge. Im Gegensatz zum Galaxy Note Edge zieht Samsung das Display zwar weniger weit in den Rahmen, dafür jetzt aber auf beiden Seiten fast bis zur Fase aus Aluminium statt nur auf der rechten Seite. Das Glas geht die Rundung mit und schließt an einem deutlich schmaleren Rahmen ab als es bei dem normalen Galaxy S6 der Fall ist. Infolgedessen musste das SIM-Fach von der rechten Seite an das Kopfende wandern. Das Galaxy S6 edge versprüht etwas neues, unbekanntes, futuristisches, ist aber nüchtern betrachtet das Smartphone, das schlechter in der Hand liegt. Der Metallrahmen ist fast schon zu dünn, das Galaxy S6 lässt sich besser vom Tisch heben und vermeidet durch das gerade Display ungewollte Touch-Eingaben.
Gleichstand herrscht wieder auf der Rückseite, denn hier unterscheiden sich Galaxy S6 und S6 edge nicht voneinander. Kamera, Blitz, Pulsmesser und Logo sitzen jeweils an gleicher Position. Obwohl das Galaxy S6 0,2 Millimeter dünner als das S6 edge ist, ragt die Kamera gleich weit heraus. Hier geht Samsung einen ähnlichen Weg wie Apple und baut lieber ein dünnes Smartphones als die Kamera komplett im Gehäuse zu versenken. Im Alltag stört das nicht, die Smartphones liegen weder wackelig auf dem Tisch noch sieht der kleine Hubbel besonders hässlich aus. Samsung hält ihn in Gehäusefarbe und versieht ihn ebenfalls mit einer polierten Fase, sodass er weniger auffällig ist.
Die Kamera ist aber maximal ein kleiner Schönheitsfehler an einem ansonsten rundum gelungenen Smartphone-Design. Das Galaxy S6 edge ist das schönere der beiden Smartphones, das Galaxy S6 ist aber das praktischere. Sehr gut verarbeitet und das erst Mal wirklich hochwertig sind hingegen beide Modelle des neue Jahrgangs.
Display
Knapp 3,7 Millionen Pixel auf 5,1 Zoll sind für Samsung per se nichts neues. Schon die koreanische Variante „Broadband LTE-A“ des Galaxy S5 bot diese Auflösung. In Deutschland musste für 1.440 × 2.560 Pixel bisher aber zum Galaxy Note 4 mit 5,7-Zoll-Display gegriffen werden. Mit dem Galaxy S6 und S6 edge ändert sich das. Bot das Galaxy Note Edge im gebogenen Bereich des Displays noch 160 Pixel mehr als das Galaxy Note 4, herrscht mit dem Galaxy S6 bei beiden Modellen wieder Gleichstand.
Samsung hält auch bei den aktuellen Smartphones an der bekannten PenTile-Matrix mit ungleichmäßiger Subpixel-Verteilung fest, sichtbar ist dies aber in keinster Weise. Beide Displays überzeugen mit extrem scharfer und nicht mal ansatzweise sichtbarer Treppchenbildung. Festgehalten hat Samsung auch an den unterschiedlichen Display-Modi, die es unter anderem auch für das Display des Galaxy Tab S gibt. Ab Werk nutzen beide Smartphones die sogenannte anpassungsfähige Anzeige, die sich den Lichtverhältnissen der Umgebung anpasst. Alternativ können die Modi AMOLED-Kino, Foto und Einfach eingestellt werden. Kino erhöht die Sättigung noch einmal deutlich und sorgt für eine stark unnatürliche Darstellung, während Foto für eine sehr realistische Darstellung sorgt. Der Einfach-Modus deaktiviert Veränderungen am Display.
Display-Modus | Galaxy S6 | Galaxy S6 edge | |||
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cd/m² | Kelvin | cd/m² | Kelvin | ||
Manuell | Anpassungsfähige Anzeige | 358 | 7.600 | 340 | 7.900 |
AMOLED-Kino | 357 | 7.600 | 343 | 7.900 | |
AMOLED-Foto | 347 | 6.600 | 330 | 6.800 | |
Einfach | 346 | 6.600 | 328 | 6.800 | |
Automatisch | Anpassungsfähige Anzeige | 575 | 7.700 | 545 | 7.700 |
AMOLED-Kino | 571 | 7.700 | 542 | 7.700 | |
AMOLED-Foto | 573 | 7.700 | 544 | 7.700 | |
Einfach | 574 | 7.700 | 543 | 7.700 |
Die maximale Helligkeit erreichen Galaxy S6 und S6 edge ausschließlich dann, wenn die Regulierung der Display-Helligkeit automatisch erfolgt. Manuell eingestellt erreicht das Galaxy S6 bis zu 358 cd/m², das Galaxy S6 edge kommt auf bis zu 340 cd/m². Bei starkem Lichteinfall auf den Helligkeitssensor der Vorderseite steigt die Helligkeit bei automatischer Regulierung auf bis zu 575 cd/m² (S6) und 545 cd/m² (S6 edge) an. Die automatische Regulierung hat aber den unschönen Nebeneffekt, dass die Einstellungen der Display-Modi verloren gehen. Sobald die Helligkeit den manuell einstellbaren Bereich verlässt, verändern sich sichtbar Farben und Weißpunkt. So liegt der Weißpunkt des Foto-Modus beispielsweise bei sehr guten 6.600 Kelvin, aber bei bläulich wirkenden 7.700 Kelvin, wenn das Smartphone automatisch reguliert.
Für eine optimale Darstellung sollten sowohl das Galaxy S6 als auch das Galaxy S6 edge im AMOLED-Foto-Modus mit manueller Regulierung der Display-Helligkeit betrieben werden. Samsung würde Kunden einen Gefallen tun, die Smartphones mit dieser Einstellung ab Werk auszuliefern. Falls benötigt, kann bei starker Sonneneinstrahlung mit einer Geste in den Schnelleinstellungen in den automatischen Modus gewechselt werden, der aber nur in puncto Helligkeit die bessere Wahl darstellt.
Obwohl beide Displays auf sehr gutem Niveau liegen und keinen wirklichen Negativaspekt haben, ist das S6 edge der normalen Version in einem Punkt überlegen: der Blickwinkelstabilität. Das S6-edge-Display ist auch aus extremsten Winkeln noch gut ablesbar, während das S6 etwas früher dunkel wird und die Darstellung leicht verfälscht. Der Unterschied ist aber derart marginal, dass er im Alltag nur auffällt, wenn man bewusst danach sucht. Beide Displays schneiden davon abgesehen sehr gut ab.