Überwachung: NSA-Chef lobt Verschlüsselung, will sie aber umgehen können
Erstaunliche Worte von NSA-Direktor Mike Rogers: Anlässlich einer Konferenz über Cyber-Kriegsführung betonte er den Wert von Verschlüsselungen im digitalen Zeitalter. Diese wäre wichtig für den Schutz der Privatsphäre. Dennoch müssten Sicherheitsbehörden bei Bedarf auf verschlüsselte Kommunikation zugreifen können.
Konkret sagte Rogers laut einem Bericht von ZDNet: „Ihr werdet von mir nicht hören, dass Verschlüsselung eine schlechte Sache ist. Ich denke nicht, dass es eine schlechte Sache ist.“ Stattdessen wären solche Technologien ein wichtiger Bestandteil für die Zukunft. Und etwas anderes zu behaupten, wäre laut Rogers „lächerlich“.
Die Herausforderung wäre nun, die Anforderungen der nationalen Sicherheit mit dem Recht auf Privatsphäre unter einen Hut zu bringen. Das sei aber keine Entweder-Oder-Frage: „Wir müssen beides schaffen.“ Dafür müsse allerdings ein entsprechender rechtlicher Rahmen geschaffen werden. Dieser sollte Sicherheitsbehörden ermöglichen, auf legalem Weg an relevante Informationen zu gelangen, ohne dass die Persönlichkeitsrechte zu stark beeinträchtigt werden.
Eine erstaunliche Äußerung für den NSA-Direktor. So haben etwa die Snowden-Enthüllungen gezeigt, welchen Aufwand der Geheimdienst betreibt, um Verschlüsselungen auszuhebeln.
Konkrete Vorschläge: Mangelware
Ohnehin hält sich Rogers bedeckt, wenn es um die Frage geht, wie seine Vorstellungen in der Praxis umgesetzt werden sollen. Seine vage Erklärung lautet lediglich: Bei dem klassischen Telefon-Netzwerk hatten Sicherheitsbehörden auch die Möglichkeiten, bestimmte Telefonate abzuhören. Dieses System müsse nun auf Internet und das digitale Zeitalter übertragen werden.
Im Kern bleibt Rogers aber seiner Linie treu. Erst im März forderte er, dass Anbieter wie etwa Apple und Google die Verschlüsselungsalgorithmen um eine sogenannte „Vordertür“ ergänzen sollten. Dabei handelt es sich um ein Konzept, bei dem der Verschlüsselungs-Key zwischen Sicherheitsbehörden und dem jeweiligen Anbieter aufgeteilt wird. Der Zugriff auf die Daten der Nutzer ist dann nur möglich, wenn beide zustimmen.
Tech-Firmen, Netzaktivisten und IT-Sicherheitsexperten lehnen allerdings auch solche Vorschläge ab, wie der kürzlich veröffentlichte Protestbrief verdeutlicht. In diesem wird die US-Regierung aufgefordert, keine Gesetze zu erlassen, die Verschlüsselungstechnologien schwächen. Eine starke Verschlüsselung wäre demnach „ein Eckstein für die Sicherheit in der modernen Informationsökonomie“.