Breitband-Internet: Auch Industrie fordert stärkere Förderung von Glasfaser
Nicht nur die Länder fordern den Breitband-Ausbau mit Glasfaser, auch in der Wirtschaft wird ein entsprechender Ruf immer lauter. Dabei wird vor allem auch darauf hingewiesen, dass der Ausbau mit herkömmlichen Kupferleitungen für die Unternehmen auf Dauer nicht hinreichend ist.
Bereits Mitte Juni übten die Länder deutlichere Kritik an dem Ausbau-Verhalten der Deutschen Telekom, die bevorzugt die bestehenden Kupferleitungen verbessert und so mittels Vectoring den Breitband-Ausbau voran treibt. Dabei war der Tenor des Deutschen Landkreistages, dass lediglich der Ausbau mittels Glasfaser langfristig Zukunftssicherheit bringt.
Diesen Ruf nimmt die Industrie rund um das Schwarzwaldtal auf und betont ebenso die Notwendigkeit des Ausbaus des Breitbands mit Glasfaser. Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger vergleicht den Ausbau mit den früheren Bedürfnissen nach einer entsprechenden Infrastruktur durch Straßen- und Schienennetze, um die Industrie in den ländlichen Regionen zu fördern.
Dabei steht es um den Breitband-Ausbau im Südwesten des Landes im Grunde gar nicht so schlecht, denn laut Breitbandatlas der Bundesregierung konnten Ende 2014 rund 70 Prozent der Haushalte mit 50 Megabit pro Sekunde versorgt werden. Dies schließt jedoch auch die Ballungsräume ein, während es in den ländlichen Regionen dann doch deutlich abnimmt. Zudem wird das Breitbandinternet wenn dann vorwiegend über die nicht erwünschten Kupferleitungen realisiert. Letztlich macht eine Verfügbarkeit von Breitbandinternet über Kupferleitungen einen flächendeckenden Glasfaser-Ausbau in der Region unwahrscheinlich.
Für die Unternehmen steht damit fest, dass der Staat hier stärker eingreifen muss, damit flächendeckend der Glasfaser-Ausbau voran getrieben wird. Denkbar wäre zunächst der Ansatz, dass die Länder den Ausbau selbst in Auftrag geben und die Leitungen dann verpachten. Die vermutlich schnellere Alternative wäre die stärkere Förderung durch finanzielle Anreize, womit der Ausbau für die Netzbetreiber interessanter würde. Zahlen will die Industrie diese Form des Ausbaus jedoch nicht und so warnt Stefan Wolf, Chef von Südwestmetall, im gleichen Atemzug vor etwaigen Steuererhöhungen, um Fördergelder für den Breitband-Ausbau zu beschaffen. Stattdessen müssten Bund und Länder an anderen Stellen einsparen.
Neben der Frage der Finanzierung, stellt sich aber auch noch ein anderes Problem ein, denn der Förderung des Breitband-Ausbaus sind durch die Europäische Kommission deutliche Grenzen gesetzt. So darf eine Förderung erst dann erfolgen, wenn sich kein Unternehmen für einen Ausbau findet. Erklärt sich ein Unternehmen allerdings zum Ausbau bereit, so kann dieses auch die Technologie frei wählen.
Dafür hatte die EU-Kommission auch betont, dass eine Förderung des Breitband-Ausbaus nicht für die Vectoring-Technologie erfolgen darf. Der Grund liege allerdings nicht in der schlechten Zukunftssicherheit. Stattdessen werden Einschnitte im Wettbewerb befürchtet, da durch die Bündelung der Kupferleitungen der Anschlussbereich nur von einem Anbieter genutzt werden kann.