Star Wars: Battlefront: Mehr als nur Battlefield mit Luke und Darth Vader
EA lässt Star Wars: Battlefront knapp sechs Wochen vor dem offiziellen Verkaufsstart in die offene Beta-Phase starten. ComputerBase hat sich in Sturmtruppen-Rüstung auf Rebellenjagd begeben und erste Eindrücke gesammelt. Wie Battlefield ist Battlefront?
Gameplay
Befürchtungen, dass EA nur eine weitere Variation der Battlefield-Plattform auftischt, zerstreut Star Wars: Battlefront unmittelbar in den ersten Minuten im Spiel. Mit Battlefield hat Battlefront allenfalls die Frostbite-Engine gemein, die sehenswerte Umgebungen und moderaten Hardware-Hunger sicherstellt. Tatsächlich lehnt sich Battlefront stärker in Richtung eines völlig unkomplizierten, schnellen und reaktionslastigen Shooters, der in manchen Spielmodi eher mit Call of Duty verglichen werden kann als mit anderen Produktionen aus dem Hause EA.
Beim Zuschnitt des Gameplays geht Dice vergleichsweise radikal vor: Munition entfällt, stattdessen überhitzen die rückstoßfreie feuernden Waffen lediglich. Das vereinfacht, passt aber gut ins Star-Wars-Setting. Lebenspunkte werden zudem nach einer kurzen Wartezeit schnell und vollständig regeneriert, Bewegungen durch ein (optionales) Jetpack noch einmal beschleunigt. Um Spieler in Bewegung zu halten, können sie sich erst gar nicht hinlegen. Gewisse taktische Variation und Möglichkeiten kommen lediglich über Ausrüstungskarten ins Spiel, die wie Waffen nach Belieben über Credits freigeschaltet werden können. Genug Währung für die wichtigsten Gadgets ist zumindest in der Beta vorhanden: Die Einnahmen entsprechen den im Spiel erzielten Punkten geteilt durch den Faktor 10.
Gleichzeitig ins Feld führen lassen sich nur zwei Gadgets. Neben dem Raketentornister gehören dazu Granaten oder Power-Ups – letztere müssen allerdings auf den Karten aufgeladen werden. Hier kommen klassische Pick-Ups ins Spiel, die zuletzt rund um die Jahrtausendwende in Shootern verbreitet waren. Pick-Ups gewähren ausnahmslos Zugriff auf besonders mächtige Ausrüstung. Um was es sich handelt, hängt teils vom Zufall, teils vom Spielmodus ab. Im Drop-Pod-Modus können lediglich Gadgets gesammelt werden, darunter besonders mächtige Granaten, ein Orbitalangriff oder ein Raketenwerfer.
Das System erinnert hier stark an Killstreak-Belohnungen in Call of Duty, wird aber vom Können der Spieler entkoppelt. Die derartige „Homogenisierung“ der Spielerschaft vermeidet Frustmomente durch abwartend vorgehende Spieler, die lediglich auf hohe Streak-Boni zielen und übermächtig scheinen. Im Modus Kampfläufer-Angriff befinden sich an festen Positionen außerdem Fahrzeug-Pick-Ups, mit denen sich Geher und Raumschiffe steuern lassen. Auf diese Weise kann das Einstiegssystem der Battlefield-Reihe entfallen, während zugleich alle Spieler mehr oder weniger gleichmäßig in den Genuss starker Ausrüstung kommen – und der Zugriff auf Ausrüstung auf das richtige Team beschränkt wird. Aktuell hat das System den gewünschten Effekt.
Wie Gadgets, Waffen und Pick-Ups tatsächlich funktionieren, lässt sich aufgrund des eingeschränkten Umfangs der Beta noch nicht mit Sicherheit sagen. Was spielbar ist, funktioniert allerdings soweit gut: Flotte Gefechte aus steter Bewegung werden dem Setting gerecht, das mit bunten Explosionen und dem wuchtigen Soundtrack der Filme genau die richtige Atmosphäre einfängt: Die Präsentation atmet Star Wars und sorgt an der ein oder anderen Stelle für leichte Gänsehaut.
Spielmodi
Größere Zweifel hängen über den Spielmodi. Im Modus Abwurfzone gilt es im Teamduell einen zufällig bestimmten Bereich der Karte kurzzeitig zu halten, um einen Punkt für das eigene Konto zu sammeln. Der Planet Sullust bietet nicht nur hübsche Felsformationen, sondern durch Deckungsmöglichkeiten und Höhenunterschiede zahlreiche Flankierungsmöglichkeiten – es ist quasi unmöglich, eine dauerhaft sichere Stellung zu etablieren. Angreifer und Verteidiger wechseln an dem umkämpften Ort oft, das Geschehen verlagert sich mit jeder weiteren Rettungskapseln, die das zu erobernde Gebiet markiert, über die gesamte Karte.
Hier erinnert Battlefront am stärksten an Activisions Shooter: Vergleichsweise enge Pfade und schnelle Action zwischen Infanterie-Teams sind seit jeher dessen Markenzeichen. Spaß macht die Star-Wars-Variante dieses Stils zweifelsohne. Besonders gelungen ist die in allen Modi eingefangene Schlachtatmosphäre. Durch den belebten Himmel entsteht in Konzert mit entfernten Explosionen nicht nur ein hör- sondern auch sichtbares Eindruck, Teil eines größeren Konflikts zu sein.
Der Kampfläufer-Angriff auf Hoth erinnert hingegen an Rush-Modus aus Battlefield: Bad Company 2, wenngleich in einer vereinfachten Form. Im Schatten mächtiger AT-AT-Läufer auf dem Eisplaneten zu kämpfen, lässt Spieler dank bekannter Requisiten einen Film spielen. Dabei scheint das Imperium potentiell die einfachere Aufgabe zu haben, weil nur automatisiert vorrückende Geher beschützt werden müssen. Das stellt nur geringe Anforderungen an das Team, während Rebellen zumindest an einer Stelle konzentriert zusammenarbeiten müssen: Die Kampfläufer nehmen erst nach dem Aktivieren von zwei Uplink-Stationen kurzzeitig Schaden, weshalb das Team seine Feuerkraft zwingend in diesem kurzen Fenster konzentrieren muss, um eine Chance auf eine erfolgreiche Verteidigung zu haben.
Mit Start der Beta endete dies regelmäßig in einem Desaster, schon am 2. Tag sind die Partien aber ausgeglichen. Aufgewertet wird der Modus durchden Korridor-Charakter, der die bis zu 40 Spieler an einer mehr oder weniger geraden Front bündelt anstatt sie über eine riesige Karte zu verteilen. Dass kurzzeitig Held gespielt und die Kanonen der großen Geher bedient werden kann, funktioniert als kurzzeitiger Power-Boost hervorragend: Für wenige Sekunden dürfen sich Spieler wirklich mächtig fühlen.
Geradezu enttäuschend gerät dagegen die Überlebensmission auf Tatooine. Nach fünf Gegnerwellen, deren Schwierigkeitsgrad kaum der Rede wert ist, endet das Vergnügen bereits mit einem Verweis auf weitere Inhalte und Wellen des fertigen Spiels. Die Karte mit Kluften und Höhenunterschieden ist an sich zwar gut gemacht, der Modus aber nicht weltbewegend neu. Vernünftig beurteilen lässt sich das Moorhuhn-Schießen daher nicht. Die Wellenmission weckt allerdings den starken Wunsch nach einer echten Einzelspieler-Kampagne mit Lichtschwert-Duellen und Story. Bei dieser Inszenierungs- und Grafikqualität wäre das ein sicherer Hit – was Einzelspieler in Battlefront erhalten, ist ein schaler Abklatsch davon.
Einschätzung
Gameplay-Mechaniken funktionieren, soweit sie schon spielbar sind, gut. Dice hat einen actionreichen, schnellen Shooter geschaffen, der das Star-Wars-Flair gekonnt einfängt. Es macht zunächst unheimlich Spaß, einen Tie-Fighter zu fliegen und sich in X-Wing-Hangars auf Hoth mit Sturmtruppen zu duellieren. Obwohl die Grundlage stimmt, bleiben aber derzeit leise Zweifel, ob der Spielspaß der ersten Stunden nicht zu stark vom Star-Wars-Faktor abhängt.
Ob das recht einfache Gameplay langfristig tragen kann und Battlefront über Snack-Status erhebt, wird daher stark von der Qualität der Karten und weiteren Spielmodi sowie der Anzahl des über DLCs nachgereichten Materials abhängen. Insbesondere fehlt es derzeit vielleicht noch an einem „game changer“, einem einzigartigen Spielmodus, der Battlefront einen eigenen Charakter verleiht. Potentiell hat EA mit Battlefront, mit Ausnahme des fehlenden Einzelspieler-Modus, aber offenbar eine Menge richtig gemacht.
Die Optik des Spiels und die dafür verantwortliche Technik hat sich ComputerBase in einem separaten Bericht angenommen, der auch Benchmarks mit verschiedenen GPU-Generationen und CPU-Konfigurationen enthält.
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