SteamOS: Anbieter äußern sich kritisch über Valves Betriebssystem
Valves Angriff auf das Wohnzimmer gerät kurz nach dem Start ins Stocken. Von den im Vorfeld angekündigten, zahlreichen Steam Machines mit SteamOS fehlt größtenteils jede Spur, lediglich Alienware und Zotac haben sich aus der Deckung gewagt – während andere Anbieter gegenwärtig an der Tauglichkeit des Betriebssystems zweifeln.
Vorbehalte gegenüber Leistung und Spiele-Katalog
Die Stimmen der Zweifler sind in den vergangenen Wochen tatsächlich lauter geworden, insbesondere nachdem Tests von Ars Technica, die in den vergangenen Tagen für Aufsehen gesorgt haben, ergeben, dass SteamOS im Falle der sechs getesteten Titel bis zu 58 Prozent weniger Bilder pro Sekunde auf den Bildschirm bringen kann als unter Windows 10. Dies ist laut dem Bericht nicht nur bei einfachen Portierungen der Fall, sondern auch bei Spielen auf Basis der Source-Engine von Valve selbst. Lediglich in Left 4 Dead 2 herrscht ein Gleichstand – mit dem Spiel hatte das Unternehmen allerdings schon vor Jahren die Effizienz von Spielen unter Linux beweisen wollen.
Damit bestätigt die Seite in der Tendenz Ergebnisse von ComputerBase, die allerdings mit anderen Spielen ermittelt wurden. Hier fiel der Rückstand von SteamOS unter vergleichbaren Bedingungen allerdings weit geringer aus. Als problematisch erwies sich, das Valves Betriebssystem keine Option zur Deaktivierung von VSync bietet und die Bildwiederholrate somit entweder auf 60 oder 30 FPS begrenzt.
Die Ursache für den ermittelten Rückstand vermutet die Webseite in der nachrangigen Rolle, die Linux im Bereich Spiele innehat. Entwickler hätten keine Erfahrung mit der OpenGL-Schnittstelle beziehungsweise nicht genug Zeit in die Optimierung ihrer Portierungen gesteckt, so die Theorie. Dies gilt zumindest dann, wenn es denn – hier kommt gerade im Triple-A-Bereich das noch geringe Angebot an Titeln ins Spiel – überhaupt Portierungen gibt. Für diese These sprechen Benchmarks von Phoronix, welche im Bereich Leistung einen theoretischen Gleichstand zwischen Windows 10 und Ubuntu in Version 15.04 unter OpenGL aufzeigen.
Anbieter äußern sich verhalten kritisch
In gegenwärtigem Zustand steckt SteamOS als Plattform noch in den Kinderschuhen. Origin, ein Anbieter von High-End-Rechnern, hat bereits angekündigt, entgegen den ursprünglichen Plänen vorerst keine Komplettsysteme mit dem Betriebssystem anbieten zu wollen. „Wir glauben, dass ein Rechner, der direkt in den Big Picture Modus startet und mit einem verfügbaren Steam Controller verbunden wird, bereits eine makellose Steam-Erfahrung unter Windows bietet“, erklärte das Unternehmen, das sich schon zu Beginn des Jahres kritisch zu Steam Machines geäußert hatte, gegenüber dem Game Informer. Damit können Nutzer die „Vorteile der gesamten Leistung und Features“ ihrer Systeme ausnutzen, wozu unter anderem SLI zählt, das unter Linux derzeit nicht funktioniert. Rechner aus eigener Fertigung würden auf Wunsch entsprechend vorkonfiguriert ausgeliefert. Insofern erscheint es logisch, dass Valve den OpenGL-Nachfolger Vulkan als „Zukunft“ für Spiele betrachtet und etablieren möchte.
So the option for us to produce a Steam Machine is still open, and our Tiki PCs have been in production for years as Windows systems and are always ready. But for now, we’ve put our plans to offer a Steam Machine on hold.
Falcon Northwest
Ähnlich reserviert äußert sich auch Falcon Northwest in einer Stellungnahme gegenüber dem Venture Beat. Das Unternehmen hatte ebenfalls geplant, zum offiziellen Start der Steam Machines entsprechende Komplettrechner anzubieten, wird zumindest in diesem Jahr aber keine Modelle anbieten. Auch hier gibt es Vorbehalte gegenüber „Limitierungen von SteamOS in Verbindung mit High-End-PCs“, die Valve nicht schnell genug beheben könne, um noch in diesem Jahr einen Rechner auf den Markt zu bringen. Anders als Origin stellt das Unternehmen eine Steam Machine auf Basis der Windows-Rechner aus dem eigenen Angebot aber für die Zukunft in Aussicht.
Nur zwei Modelle in Deutschland
Von den 15 noch im März von Hardware-Partnern angekündigten Modellen haben es im deutschsprachigen Raum abseits des Alienware Alpha und der Zotac Zbox NEN SN970 noch keine Modelle in den Handel geschafft. Der Online-Händler Alternate, der einen in verschiedenen Konfigurationen konzipierten Kompakt-PC auf Basis des „Silverstone Raven Z“-Gehäuses auf den Markt werfen wollte, hat etwa noch kein einziges Modell im Shop gelistet. Kommt ein aufgrund von Mobile-Komponenten aus dem Notebook-Bereich geschlossenes System nicht in Frage, bleibt also zunächst nur der Griff zum Schraubendreher – zumindest bis SteamOS hinsichtlich Technik und Spiele-Angebot den Kinderschuhen entwachsen ist.