Kehrtwende: Vodafone verzichtet auf jegliche Drossel im Kabelnetz
Vodafone Kabel drosselt seit Anfang November in „ersten Regionen“ die Internetverbindung von Kunden, die mehr als 10 Gigabyte Datenvolumen pro Tag verbrauchen. Dies berichtet exklusiv die Seite werdrosselt.de. In wenigen Wochen werden davon alle Kunden betroffen sein, das hat sich Golem.de von einem Sprecher bestätigen lassen.
Laut AGB von Vodafone Kabel greift die Drossel eigentlich bereits jetzt schon für alle Kunden ab einem Datenaufkommen von 10 Gigabyte pro Tag, bisher wurde diese Klausel allerdings nicht angewandt und stattdessen erst ab 60 Gigabyte pro Tag umgesetzt.
Die Drossel ist explizit für Filesharing über Peer-to-Peer konzipiert worden, wozu Vodafone aber auch sogenannte One-Click-Hoster zählt, bei denen es sich eigentlich um ein Client-Server-Modell handelt. Wer also abseits von Peer-to-Peer über einen Datenverbrauch von 10 Gigabyte pro Tag kommt, ist nicht von der Drossel betroffen.
Von der Einschränkung betroffen sind ehemalige und seit der Übernahme im April 2014 zu Vodafone gehörende Kabel-Deutschland-Kunden sowie Kunden von Vodafone Kabel.
Das Anwenden der schon jetzt bestehenden AGB wird derzeit in „ersten Regionen technisch durchgesetzt“, die komplette Umstellung soll allerdings in den kommenden Wochen vollzogen werden und die Regelung dann somit für alle Kabel-Kunden gelten. Wird das Limit von 10 Gigabyte pro Tag erreicht, sinkt die Geschwindigkeit der Internetanbindung auf nur noch 100 KBit/s für Filesharing-Verbindungen.
Gegenüber Golem.de sagte Unternehmenssprecher Thorsten Höpken: „Diese Maßnahme ist für die überwiegende Mehrheit unserer Kunden von Vorteil, da die zur Verfügung stehende Bandbreite im Netz im Sinne eines optimalen Surferlebnisses auf alle Kunden gerecht verteilt wird. Denn wir möchten verhindern, dass ein übermäßiger Datenverbrauch einiger weniger Nutzer zu Engpässen für die überwiegende Mehrheit der übrigen Kunden führt.“
Der Artikel wurde dahingehend korrigiert, dass nur Vodafone Kabel beziehungsweise übernommene Kunden von Kabel Deutschland von der Klausel betroffen sind. Die Drossel greift zudem nur bei Filesharing-Verbindungen und betrifft somit nicht anderen Traffic.
Wie ein nicht namentlich genannter Unternehmenssprecher von Vodafone gegenüber Spiegel Online am heutigen Abend erklärt hat, habe es sich bei der Drosselung um ein Pilotprojekt gehandelt, das je nach Ergebnis im Kabelnetz hätte weiter ausgerollt werden sollen oder nicht. Die bisherigen Ergebnisse hätten Vodafone nun dazu bewegt, die Drosselmaßnahme nicht fortzusetzen. Damit würden nun alle Einschränkungen für Filesharing-Dienste nicht mehr gelten. Vodafone geht sogar noch weiter: Nicht nur das 10-GB-Limit gelte damit nicht mehr, sondern auch das alte von 60 Gigabyte.
Damit sind jegliche Drosseln im Kabelnetz von Vodafone nicht mehr aktiv. Aus den AGB soll der Drossel-Passus aber explizit nicht gestrichen werden, so Vodafone gegenüber Spiegel Online. Die Richtlinien sollen stattdessen praktisch nicht mehr umgesetzt werden. Ausgenommen davon ist einzig der Tarif Internet & Phone Kabel 200 V, der weiterhin ein monatlich begrenztes Datenvolumen von 1 TB haben wird.