Intel Skylake: Scythe warnt vor Schäden und rüstet Kühler um
Scythe verschickt einen neuen Schraubensatz für CPU-Kühler. Grund sind jetzt bekannt gewordene Probleme im Zusammenhang mit Intels Skylake-Prozessoren. Unter Umständen können sowohl CPU als auch Mainboard bei Erschütterungen beschädigt werden, heißt es in einer Stellungnahme.
Der PC Games Hardware (PCGH) liegen Informationen vor, dass es bei dem Versand von Skylake-Komplett-Rechnern vereinzelt zu Beschädigungen an CPU und Mainboard gekommen ist. Als erster Kühler-Hersteller reagiert Scythe und erklärt, dass es zu solchen Vorfällen kommen kann, „wenn der PC stärkeren Erschütterungen (z.B. bei Versand oder Umzug) ausgesetzt ist“.
Mit Skylake wurde der neue Sockel 1151 eingeführt – an der Form und den Bohrungen für die Kühlermontage änderte sich gegenüber den 115x-Vorgängern jedoch nichts, weshalb Kühlerhersteller bestehende Modelle als Skylake-kompatibel auf den Markt brachten. Doch augenscheinlich gilt dies nur mit Einschränkungen. Scythe liefert den besagten Schraubensatz auf Anfrage kostenlos an betroffene Kunden aus, damit mit diesem der Anpressdruck verringert wird. Entsprechend liegt die Schlussfolgerung nahe, dass der Anpressdruck bisher zu hoch ausfällt und bei extremer Belastung durch Vibrationen zu Beschädigungen führt.
Die offizielle Stellungnahme von Scythe liegt ComputerBase inzwischen vor:
Die Firma Scythe EU GmbH gibt bekannt, dass bei mehreren Kühlern aus ihrem Portfolio eine Änderung des Montagesystems für Skylake/Sockel 1151 vorgenommen wird. Sämtliche Kühler sind zwar generell kompatibel zu Skylake-Sockeln, allerdings kann es in einzelnen Fällen zu Beschädigungen an CPU und Mainboard kommen, wenn der PC stärkeren Erschütterungen (z.B. bei Versand oder Umzug) ausgesetzt ist. Um dem vorzubeugen, wurde durch eine Anpassung des Schraubensatzes der Anpressdruck verringert. Den neuen Schraubensatz schicken wir Ihnen natürlich auch gerne kostenfrei zu.
Richten Sie bitte ihre Anfrage per E-Mail an support@scythe.com oder nutzen Sie das Kontaktformular unserer Webseite (http://www.scythe-eu.com/support/technische-anfragen.html).
Scythe
PCGH erfuhr aus vertraulichen Quellen, dass bei den beschriebenen Vorfällen „das Substrat der CPU so weit in den Sockel hineingebogen“ wird, „dass entweder dessen Kontaktfedern oder aber Leiterbahnen im Substrat selbst Schaden nehmen“. Das Substrat oder PCB von Skylake fällt dünner aus als bei den Vorgängern.
Overclocking.Guide hat für Skylake eine PCB-Dicke von 0,78 Millimetern ermittelt; bei Haswell sei die Platine hingegen 1,17 Millimeter stark. Entsprechend größer kann sich eine mechanische Belastung durch den Kühler auswirken.
The Skylake PCB is about 0.78 mm thick and will bend if you only apply pressure on the die (Haswell PCB is around 1.17 mm thick). So you also need the IHS to keep the PCB straight for a perfect connection to the pins in the LGA socket.
Overclocking.Guide
Ob dieser Umstand bei den Richtlinien für Kühlerhersteller schlichtweg nicht berücksichtigt wurde, bleibt es zu klären. Die Verringerung des Anpressdrucks ist zumindest bei Scythe eine Maßnahme, um das Problem zu umgehen. Bei besonders großen und schweren CPU-Kühlern, die darüber hinaus einen überdurchschnittlich hohen Anpressdruck erlauben, ist somit besondere Vorsicht geboten. Die Warnung gilt vorerst nur für Systeme, die zum Beispiel durch Transport Erschütterungen ausgesetzt sind.
ComputerBase steht mit weiteren Kühlerherstellern und Intel in Kontakt, um mehr Hintergrundinformationen zu erhalten.
Von den angeschriebenen Kühlerherstellern hat sich inzwischen Noctua ausführlich zu Wort gemeldet. In einer Stellungnahme wird versichert, dass dem Hersteller keine Berichte über derartige Probleme vorliegen. Verwiesen wird auf das Montagesystem SecuFirm2, das zur Erzeugung des Anpressdrucks Spiralfedern nutzt. Diese würden bei Erschütterungen eine gewisse „Flexibilität“ ermöglichen. Nach eigenen Angaben verwendet der Hersteller „mit der Ausnahme einiger kompakter Modelle der L-Serie“ durchgängig Spiralfedern.
Aus Sicherheitsgründen empfiehlt Noctua dennoch grundsätzlich, Kühler, deren Gesamtgewicht 700 Gramm übersteigt, vor dem Transport abzunehmen.
"Unsere SecuFirm2 Montagesysteme werden vor der Freigabe für neue Plattformen einer umfangreichen Kompatibilitätsprüfung unterzogen. Dabei konnten mit Bezug auf die Intel LGA1151 Plattform („Skylake“) keinerlei Probleme festgestellt werden. Auch vonseiten unserer Kunden sowie unserer Fachhandels- und Systemintegrationspartnern liegen uns keinerlei Berichte über mögliche Probleme vor. Unsere SecuFirm2 Montagesysteme greifen (mit der Ausnahme einiger kompakter Modelle der L-Serie) zur Erzeugung des erforderlichen Anpressdrucks auf Spiralfedern zurück, die sowohl im Hinblick auf Toleranzen bei der Bauhöhe als auch bei Erschütterungen oder sonstigen Krafteinwirkungen eine gewisse Flexibilität ermöglichen. Im Vergleich mit gängigen federlosen Montagesystemen, bei denen der Anpressdruck ausschließlich über die Verformung der Montagewinkel erzeugt wird, kann so die mechanische Belastung von CPU, Sockel und Mainboard reduziert und etwaigen Beschädigungen durch exzessive Krafteinwirkung vorgebeugt werden. Da sich die beim Transport eines Systems (z.B. durch Versanddienstleister) einwirkenden Kräfte jedoch nicht zuverlässig kalkulieren oder kontrollieren lassen, empfehlen wir aus Sicherheitsgründen generell, Kühler mit einem Gesamtgewicht von über 700g (inkl. Lüfter) vor dem Transport abzunehmen.
Noctua
Auf den Support-Seiten nennt Scythe nähere Details zu den betroffenen Kühlern. Dort heißt es, dass von dem Problem nur die Kühler betroffen sind, „die mit dem H.P.M.S Montagesystem ausgeliefert werden“. Konkret handele es sich um die Modelle „Ashura, Mugen 4, Mugen 4 PCGH-Edition, Fuma, Ninja 4, Grand Kama Cross 3, Mugen Max & Kotetsu“.
Mittlerweile bezieht auch der Kühlerhersteller Arctic Stellung zu dem Thema und distanziert sich von den Problemen.
Bestimmte CPU-Kühler können Intels aktuelle Skylake-Prozessoren für den Sockel LGA 1151 beschädigen – dies wurde gerade erst bekannt. Hintergrund ist offenbar ein zu hoher Anpressdruck, der zu Schäden führen kann.
Wir möchten mit dieser offiziellen Stellungnahme versichern, dass ARCTIC-Kühler von diesen Problemen nicht betroffen – und somit uneingeschränkt Skylake-tauglich sind. Alle ARCTIC CPU Kühler halten sich betreffend der freigegebenen Sockel an die mechanische Spezifikation von Intel. Mit unseren Kühlern treten auf Intel CPU's der 6ten Generation (Skylake) für den Sockel LGA 1151 keine Probleme auf.
Arctic
Scythe bleibt der einzige Hersteller mit der Aussage über Probleme. Auch mit Thermalright-Kühlern sind keine Probleme bekannt, wie Distributor PC-Cooling stellvertretend mitteilte.
Bei einem Punkt sind sich die Hersteller einig: Große und schwere CPU-Kühler sollten vor dem Transport des Systems demontiert werden.
Bei der Entwicklung unserer Kühler und der entsprechenden Montagesets wird mit größter Sorgfalt gearbeitet. Der Anpressdruck ist genau vordefiniert und orientiert sich an den Vorgaben der CPU-Hersteller. Nach Rücksprache mit unseren Partnern in der Systemintegration und im Fachhandel können wir zudem feststellen, dass dort im Zusammenhang mit Thermalright Kühlern erwartungsgemäß keinerlei Probleme bekannt sind.
Thermalright
Cooler Master distanziert sich ebenfalls: In einer knappen Stellungnahme heißt es pauschal, dass „keine der Luft- und Wasserkühlungsprodukte von Cooler Master von dem Befestigungsproblem betroffen sind“.
We would like to reaffirm our commitment to all our fans and supporters that you can rest assured, all air and liquid cooling products from Cooler Master are not affected by the mounting issue.
Cooler Master
Indes zeigt PC Games Hardware Bilder von einer deformierten CPU und beschädigten Kontakten auf einem Mainboard, die aus einer anonymen Quelle stammen sollen. Wie es genau zu den Beschädigungen kam, bleibt jedoch unbekannt. Bis auf Scythe hat noch kein Hersteller Probleme bestätigt. Alle Hersteller weisen auf ein ohnehin bestehendes Risiko beim Transport hin: Besonders schwere Kühler sollten gesondert gesichert oder vor dem Transport demontiert werden.
Intel hat inzwischen auch eine Stellungnahme abgegeben und versichert, dass sich die Designspezifikationen gegenüber den vorherigen CPU-Generationen nicht verändert haben.
Die Designspezifikationen für gesockelte Prozessoren der 6. Generation Core haben sich gegenüber früheren Generationen nicht verändert. Die CPU-Lüfter, die bei boxed Prozessoren mitgeliefert werden, sind mit diesen Spezifikationen voll konform. Zu Fragen zu einem spezifischen 3rd Party-Cooling-Produkt wenden Sie sich bitte an den entsprechenden Hersteller.
Intel