CES 2016

VW Budd-E: Der Bulli wird elektrisch und steuert das Haus

Nicolas La Rocco
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VW Budd-E: Der Bulli wird elektrisch und steuert das Haus
Bild: Volkswagen

Der Bulli wird elektrisch. Mit dem Budd-E hat Volkswagen auf der CES 2016 die Studie eines vollelektrischen Minivans vorgestellt, der einen Blick in die Zukunft des Jahres 2019 ermöglichen soll. Neben dem neuen Antriebskonzept setzt VW auf einen völlig neu gestalteten Innenraum mit großflächigen Displays und IoT-Vernetzung.

Der Budd-E ist für Volkswagen ein Show-Vehikel, das Technologien, die bis zum Jahr 2019 Einzug in die Fahrzeuge des Konzerns halten sollen, in einem Produkt vereint. Die Basis des Budd-E bildet der modulare Elektrifizierungsbaukasten (MEB), der sich im Konzeptfahrzeug aus einer E-Maschine an der Vorderachse mit 100 kW (200 Nm) und einer E-Maschine an der Hinterachse mit 125 kW (290 Nm) sowie einer im gesamten Fahrzeugboden untergebrachten Batterie mit einem Energiegehalt von 92,4 kWh, der für eine Reichweite von 533 Kilometern nach NEFZ ausreichen soll, zusammensetzt.

Die Batterie kann per Stecker oder Induktion geladen werden, so wie es auch das E‑Tron Quattro Concept von Audi ermöglicht. Bei einer Ladeleistung von 150 kW soll die Batterie innerhalb von 30 Minuten wieder zu 80 Prozent aufgeladen sein. Im Bereich Fahrleistungen gibt VW eine Höchstgeschwindigkeit von 180 km/h an, der Sprint auf 96 km/h (60 mph) soll in 6,9 Sekunden gelingen. Der Budd-E ist dafür ausgelegt, vollautomatisiert oder durch den Besitzer selbst gefahren zu werden.

Größe zwischen Touran und Multivan T6

Der Budd-E ist 4,6 × 1,94 × 1,84 Meter groß (L×B×H) und ist mit diesen Abmessungen zwischen dem Minivan Touran und dem Multivan T6 angesiedelt. So groß wie noch beim T1 oder T2 ist das VW-Logo zwar nicht, dennoch ist es zentrales Bestandteil der Front, die aus transparentem Kunststoff gefertigt wird und durch LED-Module beleuchtet werden kann. Auf LEDs setzen auch die Scheinwerfer und Blinker des Budd-E.

Aufgrund der neuen Antriebstechnologie kann Volkswagen den Innenraum, anders als bisher, vor allem offener gestalten, weil es zum Beispiel keinen Getriebetunnel mehr gibt. Dadurch entsteht ein flacher Boden aus Holz vom Vorderwagen bis zur Hinterachse, auf dem VW für die Studie vier Sitzplätze unterbringt. Zwei davon sind vorne als Einzelplätze ausgeführt, der Beifahrersitz lässt sich zu den hinteren Gästen drehen, während im Heck eine Sitzbank zwei weitere Personen aufnimmt. Fahrgäste sollen sich beim Einsteigen wie beim Betreten einer Lounge fühlen, sagt VW. Die Schiebetür auf der rechten Seite des Budd-E kann per Gestensteuerung von außen geöffnet werden.

Fünf Displays mit bis zu 34 Zoll

Auch bei Volkswagen spielen große und vor allem viele Displays im Innenraum eine wichtige Rolle – ein Trend, der aktuell die gesamte Branche durchdringt. Die linke Seitenwand des Innenraums nimmt einen 34 Zoll großen Monitor auf, vorne ist für die Bedienung durch Fahrer und Beifahrer ein neues Human-Machine-Interface (HMI) verbaut. Mit dem Budd-E will VW die Trennung zwischen Kombiinstrument vor dem Fahrer und dem Display für das Infotainment in der Mittelkonsole aufheben. Dafür verbaut das Unternehmen zwar weiterhin zwei physisch voneinander getrennte Bildschirme, optisch und funktional sollen sie aber eine Einheit darstellen.

Vor dem Fahrer sitzt ein 12,3 Zoll großes, gewölbte Display, das als Kombiinstrument fungiert und den Bereichen „Drive“, „Control“ und „Consume“ zugeordnet ist. Über das Display lassen sich 3D-Karten der Navigation, Anzeigen zum Fahrzeugstatus und den Assistenzsystemen sowie Inhalte aus den Bereichen Audio, Nachrichten, Kalender und Wetter frei programmieren. Die nahtlos rechts daneben positionierte Head Unit bietet 13,3 Zoll und ist softwareseitig mit dem ersten Display verbunden, um Inhalte zwischen den beiden Anzeigen tauschen zu können. Die größere Head Unit soll neben dem Beifahrer auch von den Fahrgästen auf der Bank im Heck einsehbar sein.

Die oberste Ebene der Head Unit können Fahrgäste mit bis zu acht Kacheln in zwei Größen für individuelle Funktionen frei nach Wunsch belegen. Das System unterscheidet zwischen einem Fahrmodus und einem Reisemodus und vorselektiert die Inhalte der Kacheln entsprechend. Über eine Menü-Lasche im oberen Bereich des Displays werden weitere Menüpunkte und Funktionen freigelegt, die Zugriff auf Musik, Orte, Bilder, Telefon, Connected Home und Videos erlauben. Grundfunktionen des Fahrzeugs deckt die Head Unit ebenfalls ab. Die Klimatisierung des Budd-E und auch die Steuerung der Sitzheizung erfolgt über eine Leiste im unteren Bereich des großen Displays.

Klassische Außenspiegel hat der Budd-E nicht, stattdessen kommen Außenkameras zum Einsatz, die ihr Bild an zwei weitere Displays im Innenraum weitergeben. Auf der Fahrerseite sitzt neben dem digitalen Kombiinstrument ein Panel mit 7,9 Zoll, unterhalb dieser Anzeige ist ein Bedienelement angebracht, um die Türen und die Beleuchtung des Innenraums zu steuern. Das Display auf der Seite des Beifahrers bietet 5,9 Zoll.

Bedienung mit Touch, Sprache und Gesten

Das Bedienkonzept des Budd-E setzt sich aus Touch-, Sprach-, und Gestensteuerung zusammen. Die Displays sind grundsätzlich Touch-fähig, das Lenkrad ist ebenfalls schalterlos und reagiert auf Druck und Wischgesten und gibt dem Fahrer daraufhin ein haptisches Feedback. Ein leichtes haptisches Feedback soll beim Auffinden der Funktionen am Lenkrad helfen, ein stärkeres Feedback wird ausgelöst, sobald die gewünschte Funktion aktiviert wurde. Türen und Heckklappe des Budd-E lassen sich mit Gesten der Hände und Füße öffnen. Interaktive Darstellungen auf den Displays des Innenraums sollen dabei helfen, die Gestensteuerung korrekt auszuführen.

Der Budd-E spricht mit dem Haus und Geräten

Konnektivität soll der Budd-E nicht nur im Innenraum mit Android Auto, Apple CarPlay und MirrorLink, sondern auch zur Außenwelt bieten. Verbrauchsmaterialien wie Scheibenwischerblätter sollen von außen in eine sogenannte Drop Box von zugangsberechtigten Paketdiensten geliefert werden können. Für die Verbindung zum Smart Home arbeitet Volkswagen mit LG zusammen, um schon während der Fahrt einen Blick in den Kühlschrank werfen zu können, um während der Heimfahrt noch schnell den benötigten Einkauf zu erledigen. Über den „Home-Net Viewer“ sollen Videostreams vom Haus in das Fahrzeug projiziert werden, zum Beispiel, wenn die Klingel betätigt wird. Anschließend kann über das Fahrzeuge auf Anfragen der Freisprechanlage am Hause geantwortet und die Tür gegebenenfalls geöffnet werden. Im Auto lässt sich zudem eine Inventarliste abgelegter Gegenstände führen, sodass die Smartwatch oder das Smartphone daran erinnern kann, wenn etwas im Fahrzeug vergessen wurde. Damit das funktioniert, müssen die Gegenstände mit kleinen Sender-Stickern beklebt werden.

Eine Zukunftsvision für das Jahr 2019

Noch ist der Budd-E reine Zukunftsmusik, er soll zeigen, was aus technologischer Perspektive theoretisch alles möglich ist, wenn verschiedene Industriezweige bis zum Jahr 2019 ihre Entwicklungen in einer Art vorantreiben, sodass Consumer Electronics, Häuser und Automobile wie der Budd-E intelligent miteinander kommunizieren können.

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