Wirtschaft: Linux Foundation schwächt Community-Vertreter
Kernel-Entwickler Matthew Garrett schreibt in seinem Blog, die Linux Foundation habe ihre Satzung geändert und schwäche damit den Einfluss einzelner Mitglieder. So haben künftig Einzelpersonen, die Mitglieder der Linux Foundation sind, kein Vorschlags- und Stimmrecht mehr bei Vorstandswahlen. Dies besitzen nur noch Unternehmen.
Der Blogbeitrag klärt zudem über eine weitere Änderung auf: Zeitgleich wurde der Status von Einzelpersonen in der Linux Foundation (LF) von Mitglied auf Unterstützer abgeändert. Die Mitgliedschaft für Einzelpersonen kostet jährlich 99 US-Dollar. Bisher konnte die Gemeinschaft der Einzelmitglieder zwei Personen für den Vorstand vorschlagen, der Rest der Vorschläge kam aus den Reihen der Platin-, Gold- und Silbermitglieder, die Jahresbeiträge zwischen 500.000 und 5.000 US-Dollar zahlen. Damit sollte bisher sichergestellt werden, dass Community-Interessen auch auf Vorstandsebene einen Platz haben.
Seit dem 15. Januar ist eine leicht geänderte Fassung der Satzung in Kraft. Die Änderungen finden sich in den Absätzen 3.3(a) und 5.3.(d). Während im ersten betroffenen Absatz die Beteiligung an Vorstandswahlen von Einzelpersonen, den sogenannten Affiliates, ausgeschlossen wird, bewirkt die zweite Änderung, dass nicht geschäftsführende Vorstandsmitglieder zwar noch möglich, aber nicht mehr Pflicht sind.
Garrett, der immer gerne auf Seiten der Community gegen Unternehmen und etablierte Organisationen steht, legt als Grund für die Änderungen einen möglichen Zusammenhang dar, betont aber selbst, dass das Zusammenfallen der fraglichen Ereignisse auch Zufall sein könne. Im September hatte die Anwältin Karen Sandler in einem Vortrag beiläufig erwähnt, sie erwäge, für einen solchen nicht geschäftsführenden Vorstandssitz in der Linux Foundation zu kandidieren.
Karen Sandler arbeitet für die Organisation Software Freedom Conservancy, die gegen GPL-Verstöße vor Gericht zieht und sich generell für die Urheberrechte von Entwicklern stark macht. Direktor der SFConservancy ist Freie-Software-Aktivist und Debian-Mitglied Bradley M. Kuhn. Derzeit klagt die gemeinnützige Organisation vor Gericht gegen VMware wegen GPL-Verletzung .
Die SFConservancy ist für ihre Unnachgiebigkeit bei GPL-Verstößen bekannt, während die Linux Foundation in dieser Hinsicht weniger streng ist. Anders könnten Unternehmen wie Allwinner, die wiederholt wegen GPL-Verletzung in der Kritik standen, nicht Mitglieder der LF sein. Auch VMware ist seit vielen Jahren Mitglied. Garrett hält es für möglich, dass über die Satzungsänderung Personen, die bekanntermaßen aktive GPL-Verfechter sind, der Zugang zum Vorstand der LF verwehrt werden soll.
Die Linux Foundation ist in den letzten Jahren zu einem mächtigen Interessenverband herangewachsen, deren Ziele laut Satzungspunkt 2.1 unter anderem darin liegen, Linux und Open-Source-Software zu verbreiten, zu schützen und zu standardisieren. Die gemeinnützige Organisation hat derzeit über 500 Mitglieder aus den Bereichen Hardware, Software, Netzwerk und Telekommunikation.
Die Linux Foundation hat heute in Person des Geschäftsführers Jim Zemlin Stellung zu den Vorwürfen bezogen. Zemlin stellt klar, dass trotz der Änderung der Satzung die Besetzung des aktuellen Vorstands nicht verändert worden sei. Es soll auch weiterhin Vorstandsmitglieder aus der Community geben, deren Zahl aufgrund der wachsenden Communities sogar erhöht werden könnte. Zemlin erklärte nicht, warum die Änderung nicht im Vorfeld kommuniziert worden sei.