Nokia: XG-Fast erreicht in Telekom-Labortests über 11 Gbit/s
Der – seit der Fusion mit Nokia Mitte Januar nicht mehr eigenständig auftretende – Netzwerkausrüster Alcatel-Lucent und die Deutsche Telekom haben im Labor mit der noch experimentellen XG-Fast-Technologie über Kupferkabel Übertragungsraten von 11 Gbit/s erreicht.
Als Erweiterung von G.Fast soll das Übertragungsverfahren eines Tages eingesetzt werden, um die vorhandenen Kommunikationskabel in Gebäuden für die Verbindung zum Glasfaseranschluss nutzen zu können. Bei den Ende letzten Jahres im Kabel-Labor der Deutschen Telekom in Darmstadt durchgeführten Versuchen erreichten die Unternehmen bei der Datenübertragung über zwei gebündelte Twisted-Pair-Kabel (Cat 6) von 50 Metern Länge eine Gesamtdatenrate von über 11 Gbit/s. Ebenfalls getestet wurde die Übertragung über ein 50 Meter langes Standard-Kupferkabel, wie es in Deutschland verwendet wird. Hierbei seien immerhin noch Übertragungsraten von über 8 Gbit/s erzielt worden. Wird die mittels Kupferkabel überbrückte Strecke auf 70 Meter verlängert, sollen symmetrische Up- und Downloadraten von 1 Gbit/s möglich sein.
Die für die Versuche genutzte Prototypen-Hardware wurde von den zu Nokia gehörenden Bell Labs gebaut, die auch für die Entwicklung von XG-Fast verantwortlich sind. Von einer baldigen Markteinführung ist allerdings nicht auszugehen, Nokia spricht weiterhin von frühen Laborversuchen in Zusammenarbeit mit verschiedenen Kunden. Diese hätten bislang jedoch die Erwartungen übertroffen, so das Unternehmen.
Für die Deutsche Telekom und andere Anbieter wäre XG-Fast eine Möglichkeit, die Lebensdauer der vorhandenen Kupfer-Infrastruktur in Gebäuden weiter zu verlängern, bevor die kostspielige Verlegung von Glasfaserkabeln zu jeder einzelnen Wohneinheit unumgänglich wird. Mit Hilfe des umstrittenen VDSL2-Vectorings sind über Kupferkabel aktuell bis zu 100 Mbit/s möglich. Mit Hilfe eines weiteren Ausbaus des Glasfasernetzes und G.fast oder künftig auch XG-Fast wären hier in Zukunft auch Geschwindigkeiten möglich, wie sie aktuell nur über FTTH-Glasfaseranschlüsse erreicht werden.
Ein Glasfaser-Vollausbau ermöglicht zwar prinzipiell noch sehr viel höhere Übertragungsraten, ist allerdings mit sehr hohen Kosten verbunden, die aktuell weder die Privatwirtschaft noch der Staat tragen wollen.