Europaweite Großrazzia: BKA schaltet mehrere Darknet-Server ab
Bei einer europaweiten Großrazzia haben Ermittlungsbehörden die mutmaßlichen Betreiber und Nutzer von mehreren Darknet-Plattformen festgenommen. Die Beschuldigten sollen mit illegalen Gütern wie Drogen, Waffen, gefälschten Dokumenten und illegalen Computer-Dienstleistungen gehandelt haben.
Ausgegangen sind die Ermittlungen von der Zentralstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität (ZIT) der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main und dem Bundeskriminalamt (BKA). Beteiligt waren die Behörden aus den Bundesländern sowie ausländische Partnerdienststellen aus sechs europäischen Staaten. Die Razzia fand bereits am 23. und 24. Februar statt. Durchsucht wurden insgesamt 69 Wohnungen und Firmenräume im In- und Ausland. Neun dringend Tatverdächtige haben die Ermittler festgenommen, heißt es in der offiziellen Mitteilung.
Neben Drogen, Waffen und gefälschten Ausweisdokumenten wurden auf den Plattformen auch erbeutete Nutzerdaten angeboten. Dabei soll es sich etwa um Kreditkarten- und Online-Banking-Daten sowie gehackte Zugänge zu verschiedenen Internetdiensten gehandelt haben. Zudem umfasste das Angebot noch illegale Dienstleistungen wie Hacker-Angriffe mit Schadsoftware oder DDoS-Attacken, Tutorials zum Begehen von Straftaten sowie illegale Streaming-Dienste.
Verdächtige aus ganz Europa
Mutmaßlicher Hauptbetreiber von insgesamt drei Darknet-Foren ist ein 27-jähriger Bosnier, der seit Oktober 2012 als Head-Administrator eine Schlüsselrolle bei der technischen Verwaltung eingenommen hat. So soll er etwa für die Infrastruktur der Darknet-Foren verantwortlich gewesen sein, indem er sich um die Server, Domainverwaltung und Anonymisierung gekümmert habe. Darüber hinaus habe er laut BKA auch mehrere Hundert illegale Geschäfte als eine Art Treuhänder abgesichert.
In Deutschland wurden zwei weitere mutmaßliche Administratoren festgenommen. Bei einem handele es sich um einen 21-Jährigen aus Münster, dem vorgeworfen wird nicht nur der technische Administrator für zwei Darknet-Foren gewesen zu sein, sondern seit 2012 auch eine illegale Streaming-Plattform betrieben zu haben. Über diese wurden laut BKA unter anderem Zugänge zu kostenpflichtigen Sportsendungen und Filmen angeboten.
BKA beschlagnahmte Darknet-Server
Bei der Razzia haben die Polizeibehörden zahlreiche PCs und Speichermedien, eine Schusswaffe sowie Betäubungsmittel sichergestellt. Hinzu kommen Bargeld und Vermögenswerte in Höhe von circa 150.000 Euro sowie zwei Bitcoin-Tresore. Darüber hinaus wurden mehrere Server in Frankreich, den Niederlanden, Litauen und Russland beschlagnahmt, auf denen kriminelle Online-Marktplätze betrieben wurden. Die Nutzer der Plattformen sollen jetzt nur noch einen Hinweis zu Gesicht bekommen.
Bei der europaweiten Razzia handelt es sich für das BKA um einen „bedeutenden Schlag gegen die deutschsprachige Underground-Economy-Szene“. Es wäre ein „erneuter Beweis dafür, dass es im Internet keine vollständige Anonymität gibt, auch nicht im sogenannten Darknet“. Wie genau es den Ermittlern gelungen ist, die Betreiber der Darknet-Server im TOR-Netzwerk zu identifizieren, lassen die Behörden offen.