Eyeriss: Chip mit 168 Kernen soll Smartphones intelligenter machen

Tobias Reuter
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Eyeriss: Chip mit 168 Kernen soll Smartphones intelligenter machen
Bild: MIT

Smartphones könnten schon bald mehr komplexe Aufgaben lokal meistern, statt dafür auf via Internet angebundene Großrechner angewiesen zu sein. Dank der Rechenkraft und Energieeffizienz des mit 168 Kernen bestückten Chips Eyeriss sollen Mobilgeräte zukünftig vielseitiger und unabhängiger vom Internet werden.

Den Prototyp des Eyeriss-Chips, dessen Funktionsweise auf lernfähigen neuronalen Netzen (Deep Learning) basiert, präsentierten Forscher des Massachusetts Institute of Technology (MIT) auf der International Solid State Circuits Conference (ISSCC) in San Francisco. Eyeriss soll insbesondere für die unmittelbare Erkennung von Gesichtern, Bildern, Objekten und Geräuschen zuständig sein.

Für komplexe Funktionen wie Gesichtserkennung nutzen Dienste wie Google Fotos nicht etwa die Rechenleistung des Smartphones, welche dafür auch gar nicht ausreichen würde; stattdessen werden die entsprechenden Daten per Internet an konzerneigene Serverfarmen geschickt, dort verarbeitet und schließlich wieder an die jeweilige Smartphone-App zurückgesandt. Genau diesen Umweg über das Internet soll Eyeriss weitgehend beseitigen und es Apps ermöglichen, auch solch komplexe Aufgaben lokal auf dem jeweiligen Gerät zu erledigen.

Das MIT spricht von einer zehnmal höheren Energieeffizienz gegenüber gängigen mobilen Grafikchips. Die hohe Effizienz wird unter anderem durch die Art der Speicheranbindung gewährleistet. Statt dass sich diverse Kerne einzelne große und vergleichsweise weit entfernte Speicherbänke teilen müssen, wie es bei herkömmlichen GPUs der Fall ist, erhält jeder Eyeriss-Kern seinen eigenen Speicher, um den Weg zwischen Kern und Speicher möglichst kurz zu halten. Außerdem kann jeder Kern mit den unmittelbaren Nachbarn kommunizieren, sodass für den Austausch von Daten kein Umweg über den Hauptspeicher nötig ist. Datenkompression hilft zudem beim Sparen von Bandbreite.

Als Anwendungsbereiche nennt MIT außer Smartphones auch selbstfahrende Autos, Roboter, Drohnen und alle Geräte, die zum Internet der Dinge zählen. Die Forscher gaben keine Auskunft darüber, ob und wann der Eyeriss-Chip in Konsumprodukten zum Einsatz kommt.