Cloud-Storage: Nextcloud spaltet sich von ownCloud ab
Frank Karlitschek, Mitbegründer von ownCloud, hat mit Nextcloud eine Abspaltung der Cloud-Software bekannt gegeben. Karlitschek hatte erst vor wenigen Wochen das Unternehmen ownCloud Inc. verlassen. Seitdem wurde vermutet, dass er die Software forken würde.
Erst gestern wurde bekannt, dass die ownCloud Inc. eine Stiftung gegründet habe, um die Teilnahme der Community an der Entwicklung zu fördern und zu organisieren und zudem sicherzustellen, dass ownCloud auch künftig frei bleibt.
Dabei konnte man bereits vermuten, dass dies mit Karlitscheks Weggang zu tun hatte, vor allem, da bekannt wurde, dass der Mitbegründer und Projektleiter ownCloud Inc. nicht alleine verlassen hatte. Wie Jos Poortvliet in den News des Projekts erklärte, gelang es Karlitschek, neun der zehn aktivsten Entwickler mit in seine Neugründung zu ziehen. Dazu gründete er die Nextcloud GmbH, die kommerziellen Support für Neukunden sowie für ownCloud-Bestandskunden bieten will.
Unzufrieden mit der Entwicklung
Karlitschek hatte beim Verlassen von ownCloud Inc. zwar nur Andeutungen gemacht, jedoch wurde klar, dass er mit der Richtung, die das Unternehmen eingeschlagen hatte, nicht einverstanden war. Zu viel sei hinter verschlossenen Türen passiert, zu wenig auf die Community gehört worden. Auf der Newsseite des Projekts listet Karlitschek ausführlich auf, was bei Nextcloud besser laufen soll als bisher. An vorderster Stelle steht dabei der Umgang mit der Community, den Entwicklern, Kunden, Anwendern und Partnern. Entwickler müssen keine Lizenzvereinbarung mehr unterschreiben, um zu Nextcloud beizutragen. Auch eine duale Lizenz soll es nicht mehr geben. Die Markenrechte sollen von einer unabhängigen Stiftung verwaltet werden, die Entwicklung völlig transparent stattfinden.
Nahtloser Übergang
Wichtig für Anwender ist die Ankündigung, dass bestehende ownCloud-Installationen nach Nextcloud migriert werden können. Dazu soll in wenigen Wochen ein Drop-in-Replacement auf der Basis von ownCloud 9 erscheinen. Nextcloud GmbH bietet allen bestehenden ownCloud-Kunden kostenlose Unterstützung beim Übergang an. Kalender und Kontakte sollen besser als bisher integriert werden. Einige Enterprise-Funktionen von ownCloud sollen auch in die freie Variante von Nextcloud aufgenommen werden. Lediglich Funktionen, die nur für Unternehmen sinnvoll sind, sollen auch exklusiv dort ausgeliefert werden. Als Neuerung wird Nextcloud 9 die Videokonferenzsoftware spreed.me integrieren, die auf WebRTC basiert.
Heute Abend findet um 19:00 Uhr ein Hangout statt, in dem Frank Karlitschek, Bryan Lunduke und Jos Poortvliet Fragen zu Nextcloud beantworten.
ownCloud Inc. hat in einer Stellungnahme auf die Gründung von Nextcloud reagiert. Darin zeigt sich das Unternehmen überrascht und enttäuscht, dass der ehemalige Geschäftsführer Karlitschek „mit kurzfristig abgeworbenen Entwicklern“ ein Konkurrenzprodukt auf den Markt gebracht habe.
Für ownCloud Inc. scheint die Gründung von Nextcloud durch Karlitschek und die Hauptentwickler unmittelbar Auswirkungen zu haben, denn in der Mitteilung heißt es weiter, der Hauptkreditgeber des US-amerikanischen Unternehmens habe den Geldhahn zugedreht, was die Schließung von ownCloud Inc. und der Entlassung von acht Mitarbeitern zur Folge habe. Die ownCloud GmbH sei davon „nicht unmittelbar betroffen“, die gerade erst ins Leben gerufene Foundation werde weiter vorangetrieben.