PlayStation 3: Sony zahlt Entschädigung für deaktiviertes Linux
Sechs Jahre nach dem Beginn des Rechtsstreits hat sich Sony in den USA bereit erklärt, Käufern einer alten PlayStation 3, auf der ursprünglich bis zum Firmware-Update 3.21 Linux installiert werden konnte, eine Entschädigung zu zahlen.
Die vor Kurzem getroffene Vereinbarung zwischen Sony und den Rechtsanwälten zielt auf alle zwischen dem 1. November 2006 und 1. April 2010 in den USA verkauften PlayStation 3 ab – das sogenannte „Fat-Model“ – und betrifft somit insgesamt rund 10 Millionen PlayStation-3-Käufer. Sony erklärt sich in der Vereinbarung, die Ars Technica vorliegt (PDF), bereit, 55 US-Dollar an jeden Käufer zu zahlen, der Linux tatsächlich auf der Konsole genutzt hat. Außerdem spricht die Vereinbarung jedem Käufer, der die Konsole aufgrund der beworbenen Eigenschaft einer „Other OS“-Funktionalität gekauft hat, 9 US-Dollar zu. Die Vereinbarung soll am 19. Juli von einer Richterin geprüft werden, dies steht derzeit noch aus.
Käufer müssen Nachweis für Linux-Nutzung erbringen
Damit US-amerikanische Käufer das Geld erhalten, müssen sie unter Eid versichern, die PlayStation 3 gekauft und Linux installiert zu haben, sowie irgendeinen Nachweis darüber erbringen. Wie dieser Nachweis sechs Jahre nach der Entfernung der Funktion überhaupt noch erfolgen kann, ist offen. Für den geringeren Betrag von 9 US-Dollar ist es hingegen nur erforderlich, dass der Käufer seine Absicht versichert, dass er die Linux-Funktionalität noch nutzen wollte und ihm diese Eigenschaft der PS3 beim Kauf bekannt war. Sony hat sich zudem bereit erklärt, Käufer über die im PlayStation Network hinterlegten E-Mail-Adressen von dieser Vereinbarung in Kenntnis zu setzen und auf Spiele-Portalen im Internet Werbung mit einem entsprechenden Hinweis zu schalten.
Sicherheitsbedenken als Grund für Beendung der Linux-Unterstützung
Mit der Firmware 3.21 hatte Sony Anfang 2010 die Funktion „Install Other OS“ auf allen bis dahin ausgelieferten PlayStation-3-Konsolen nachträglich deaktiviert. Als Begründung nannte das Unternehmen lediglich „Sicherheitsbedenken“, insbesondere schien Sony dabei aber den Schutz des eigenen Kopierschutzes der PlayStation 3 im Sinn zu haben, da Hacker versuchten, sich über Linux Zugriff auf das System zu verschaffen.
Nutzer, die auf eine Linux-Installation auf der PlayStation 3 nicht verzichten wollten, mussten bei einer älteren Firmware-Version bleiben und dadurch massive Einschränkungen in Kauf nehmen, da Spiele, die auf Basis einer neueren Firmware-Version kompiliert wurden, nicht mit einer alten Firmware gespielt werden können. Auch der Zugang zum PlayStation Network ist nur mit einer aktuellen Firmware möglich. Sony hatte das Update gegenüber den Nutzern trotz dieser Einschränkungen damals als „freiwillig“ bezeichnet.
Bereits kurz nach Veröffentlichung der neuen Firmware-Version hatte sich ein Käufer der alten PlayStation 3 gemäß EU-Direktive 1999/44/EC 20 Prozent des Kaufpreises von Amazon UK zurückerstatten lassen, da die Konsole nicht mehr die ursprünglich zugesicherten Eigenschaften erfülle.
Die im August 2009 vorgestellte PlayStation 3 Slim verfügte ab Werk schon nicht mehr über die Möglichkeit, Linux auf der Konsole zu installieren.