Mikrotransaktionen: Beuteboxen im Visier weiterer Länder

Max Doll
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Mikrotransaktionen: Beuteboxen im Visier weiterer Länder

In den Augen vieler Spieler hat EA mit den Mikrotransaktionen in Star Wars Battlefront 2 (Test) den Bogen überspannt. Die breite öffentliche Debatte um das Konzept hat aber nicht nur den Publisher (vorerst) zu Zugeständnissen bewegt: Mehrere Länder nehmen nun Beuteboxen ins Visier.

In EAs Star-Wars-Shooter wurde die Idee zufällig verteilter Gegenstände mit unklaren Gewinnchancen bislang am weitesten getrieben. In den „Sternenkisten“ des Spiels finden sich auch Fertigkeitskarten für Klassen in unterschiedlichen Stufen, was zahlenden Spielern Vorteile verschafft und die vielfältigen Kaufanreize, etwa die ausgefeilten Öffnungsanimationen, eine sonst sparsame Progressin und initiale Demonstrationen des Kistensystems um eine weitere Dimension erweitert.

Empfehlungen aus Belgien

Seit letzter Woche prüft ein belgischer Spiele-Ausschuss, inwieweit die Beuteboxen in Blizzards Overwatch sowie in Battlefront 2 als Glücksspiel zu klassifizieren sind. Eine erste Bestandsaufnahme (pdf) kommt zu keinem eindeutigen Ergebnis. Empfohlen wird ein Dialog mit Entwicklern und Transparenz über Verteilung der Beute beziehungsweise Funktion der Systeme. Damit sollen Suchteffekte begrenzt und Risiken minimiert werden.

Zusätzlich empfiehlt die Kommission, Eltern über eine Weiterentwicklung des PEGI-Systems über potentielle Risiken in Kenntnis zu setzen. Als Denkbar wird ein Hinweis auf „Glücksspiel“ und „Mikrotransaktionen“ erachtet. Dass die PEGI Beuteboxen gegenwärtig nicht als Glücksspiel klassifiziert beziehungsweise aufgrund geltender Gesetze nicht klassifizieren kann, wird als Schlupfloch betrachtet. Im Kern würden Beuteboxen wie Slotmaschinen funktionieren, wenngleich mit etwas besserem Angebot – ein Spieler erhalte immer etwas. Mit dieser Eigenschaft ist zudem das derzeit genutzte Schlupfloch benannt. Negative Auswirkungen auf „verwundbare Personen“ schließt die Kommission nicht aus, sie sieht dafür aber keine schlüssigen Belege.

Der belgische Justizminister Koen Geens fordert laut VTM News sogar ein europaweites Verbot der Boxen, weil die Vermischung von Gaming und Glücksspielen besonders für Kinder gefährlich sei. Laut RTBF sei noch keine Entscheidung gefallen. Der grundsätzlichen Gefahr sind sich auch deutsche Behörden bewusst. Hierzulande soll deshalb ein Strategieprozess angestoßen werden.

Niederlande und USA denken ähnlich

In Folge der öffentlichen Debatten und Berichterstattung selbst in fach- und spielefremden Medien, die das Beutebox-Konzept in Star Wars Battlefront 2 ausgelöst hat, ist das Thema außerdem in den Niederlanden und den USA von Politikern aufgegriffen worden. In den Niederlanden wird laut nu.nl die landeseigene Glücksspielbehörde aktiv und hat eine Forschungsphase eingeleitet. Parallel haben Parlamentsabgeordnete Anfragen an den zuständigen Minister gestellt; gefragt wurde, ob Maßnahmen geplant sind, die diese Praktiken in den Blick nehmen.

These kinds of lootboxes and microtransactions are explicitly designed to prey upon and exploit human psychology in the same way casino games are so designed. This is especially true for young adults who child psychologists and other experts explain are particularly vulnerable. These exploitive mechanisms and the deceptive marketing promoting them have no place in games being marketed to minors, and perhaps no place in games at all.

Chris Lee

In den USA werden deutlichere Worte gefunden. Chris Lee, Abgeordneter im Bundestaat Hawaii, nannte EA „rücksichtslos“ und verurteilte insbesondere das System in Battelfront 2. Lee nannte das Spiel ein „Star-Wars-Themencasino“, das dazu konzipiert sei, „Kinder dazu zu verführen, Geld auszugeben; es ist eine Falle“. Auch hier wurden die Auswirkungen auf junge Menschen hervorgehoben und als Basis für die Forderung einer gesetzlichen Intervention genutzt. Gefordert wird damit ein Verbot eines solchen Angebots für Minderjährige.