Beuteboxen: Jugendschutz­kommission erwägt Verbot

Max Doll
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Beuteboxen: Jugendschutz­kommission erwägt Verbot
Bild: Tom Praison | CC BY 2.0

Beutekisten rücken langsam stärker in den Fokus auch deutscher Behörden. Aktuell erwägt die Jugendschutz­kommission der Landesmedienanstalten, diese Lootboxen in Videospielen zu verbieten. Ausgangsbasis dieser Überlegung ist eine noch unveröffentlichte Studie der Universität Hamburg.

Die Welt am Sonntag berichtet unter Berufung auf eigene Recherchen, dass in der Studie Geschäftsmodelle und Umsatzzahlen von Publishern untersucht worden seien. Dieser Markt erzielte laut der Studie 2016 acht Milliarden Euro Umsatz und werde im Fiskaljahr 2017 sogar die Marke von zehn Milliarden Euro übertreffen.

Umsatz durch kleine Anzahl „Wale“

Wenige Spieler, sogenannte „Wale“, sind dabei, schreibt die Welt unter Berufung auf die Forscher, „für einen Großteil der Umsätze verantwortlich“. Das wiederum bezeichnen die Forscher als „ein typisches Merkmal von Glücksspielmärkten“, was als Beleg für die Gefahr einer Sucht gewertet werden kann.

Dabei handelt es sich um keine neue Erkenntnis: Bioware konnte schon in Mass Effect 3 Spieler beobachten, die „15.000 US-Dollar für Multiplayer-Karten“ ausgegeben haben, was die strategische Ausrichtung von EA-Spielen massiv beeinflusst hat. Unter anderem Dragon Age: Inqusition habe deshalb einen Mehrspieler-Modus erhalten.

Entscheidung im März

Um die Problematik in den Griff zu bekommen, ist allerdings die gegenwärtige Gesetzeslage ein Hindernis, weil Beuteboxen nicht alle legislativ definierten Merkmale von Glücksspiel erfüllen. Der Vorsitzende der Jugendschutz-Kommission, Wolfgang Kreißig, bringt deshalb einen allgemeineren Ansatz ins Spiel: „Ich halte es für denkbar, dass Lootboxen gegen das Verbot von Kaufappellen an Kinder und Jugendliche verstoßen könnten“. Als mögliche Reaktionen nannte Kreißig entweder Bußgelder und ein Verbot dieser Boxen. Eine Entscheidung will die Kommission im März treffen.

Bemerkenswert ist auch ein anderer Umstand, wie der Bericht der Welt als solcher zeigt. Mikrotransaktionen in Form von Beuteboxen bleiben nach der Empörung über das Pay-to-Win-Modell in Star Wars Battlefront 2 (Test) auch außerhalb spezialisierter Fachmedien ein Thema der Berichterstattung.