Cambridge-Analytica-Skandal: Zuckerberg entschuldigt sich, sieht aber keine Schuld

Andreas Frischholz
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Cambridge-Analytica-Skandal: Zuckerberg entschuldigt sich, sieht aber keine Schuld
Bild: Maurizio Pesce | CC BY 2.0

Tagelang schwieg Mark Zuckerberg, obwohl sich der Cambridge-Analytica-Vorfall für Facebook zum Desaster entwickelte. Öffentlich steht der Konzern massiv in der Kritik, US-Behörden drohen mit Milliarden-Strafen und Investoren wollen klagen. Nun reagiert der Facebook-Chef und verspricht wie üblich in solchen Lagen Verbesserung.

Ich startete Facebook und am Ende des Tages bin ich dafür verantwortlich, was auf der Plattform passiert“ – einer der zentralen Sätze aus dem Mea culpa Zuckerbergs in einem Facebook-Beitrag. Ebenso erklärte er in einem Interview mit CNN, der Vorfall sei ein massiver Vertrauensbruch und er entschuldigt sich, dass so etwas passieren konnte.

Nichtsdestoweniger ist seine Botschaft zweideutig: Auf der einen Seite bedauert Zuckerberg zwar die Vorfälle, auf der anderen folgt er aber der offiziellen Linie von Facebook. Das soziale Netzwerk ist demnach selbst Opfer, wurde von dem Cambridge-Professor Kogan sowie dem Strategic Communication Laboratories (SCL) samt der dazu zählenden Datenanalysefirma Cambridge Analytica getäuscht. Und dass der Datensatz – entgegen einer rechtlichen Zusicherung – nicht gelöscht wurde, habe man erst durch die Recherchen des Guardian und der New York Times erfahren.

App-Zugriff auf Nutzerdaten limitiert

Reagiert habe Facebook zudem schon 2014, indem technische Vorkehrungen eingerichtet wurden, um die Zugriffsrechte von Apps auf Nutzerdaten zu begrenzen. Ein Fall, wie der von Cambridge Analytica, sollte sich demnach nicht wiederholen. Rund 270.000 Mal wurde die Quiz-App von Kogan zwischen 2013 und 2014 heruntergeladen. Durch die Zugriffsrechte auf die Daten von Freunde entstand dann aber ein Datensatz mit Informationen über 50 Millionen Facebook-Nutzer, der am Ende – vermutlich – bei Cambridge Analytica landete, ohne dass die Nutzer eingewilligt hatten. Das soll nun nicht mehr möglich sein, vor allem weil Apps auf Facebook nun nicht mehr einfach die Daten von Freunden der Nutzer abgreifen können, ohne dass jene zugestimmt haben.

Untersuchung auf ähnliche Vorfälle bis 2014

Für die Zukunft kündigt Zuckerberg zudem weitere Maßnahmen an. So will Facebook alle Apps untersuchen, die vor 2014 einen Zugang zu einer großen Menge von Nutzerdaten hatten. Sollte dabei festgestellt werden, dass es zu einem Missbrauch kam, sollen die entsprechenden Entwickler ebenfalls von der Plattform suspendiert werden. Und zudem will man die betroffenen Nutzer informieren. Das gilt auch für den Fall von Cambrige Analytica.

Außerdem soll der Zugriff von Apps auf Nutzerdaten weiter eingeschränkt werden. Über die Schnittstellen lassen sich demnach künftig nur noch der Name, das Profilfoto und die E-Mail-Adresse abgreifen. Und Drittanbieter sollen keinen Zugang mehr erhalten, wenn Nutzer die App drei Monate lang nicht verwendet haben. Und in den kommenden Monaten will Facebook ein neues Tool präsentieren, das Nutzer über die installierten Apps informiert und es zudem erleichtert, die Zugriffsrechte auf Daten zu kontrollieren.

Erkenntnisse: Entschuldigen, ohne sich angreifbar zu machen

Was am Ende bleibt, ist die Erkenntnis, dass Zuckerberg sich zwar öffentlich entschuldigt, gleichzeitig aber versucht, möglichst keine Angriffsfläche zu bieten. Denn in diesem Fall droht noch ein juristisches Nachspiel. Die Federal Trade Commission (FTC) ermittelt wegen Datenschutzverstößen, die zu einer Milliarden-Strafe führen können. Investoren klagen, weil Facebook irreführende Informationen herausgegeben hat. Und Abgeordnete aus dem US-Kongress, die spätestens seit den Anhörungen über die russische Wahlbeeinflussung ohnehin nicht gut auf das Unternehmen zu sprechen sind, drohen erneut mit verschärften Gesetzen.

Ebenso bleibt die Kritik von Datenschützern. Im Zentrum steht vor allem der Vorwurf, dass Facebook den Vorfall jahrelang verheimlichte. Und dass das soziale Netzwerk nicht das Opfer ist, sondern die massenhafte Datenauswertung im Kern dem Geschäftsmodell entspricht. So heißt es in einer Stellungnahme der Electronic Frontier Foundation (EFF): „Macht keinen Fehler: Das war kein Datenleck. Das war genau die Art, wie Facebook arbeiten soll.