YouTube: Algorithmus empfiehlt Kindern unangebrachte Inhalte

Peter Bellmann
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YouTube: Algorithmus empfiehlt Kindern unangebrachte Inhalte

YouTube nutzt Algorithmen, um seinen Nutzern basierend auf den zuletzt angeschauten Videos, Empfehlungen zu ähnlichen Clips zu senden. Diese Algorithmen standen zuletzt in der Kritik, die Radikalisierung von Menschen zu unterstützen. Auch Kinder können von diesen Empfehlungen auf verstörende Inhalte geleitet werden.

400 Stunden Videomaterial werden auf YouTube pro Minute hochgeladen. Auch für Kinder bietet die Plattform viele nützliche Videos zum Lernen und Entdecken. Um in dieser Masse Inhalte herauszufiltern, welche gegen die Nutzungsbedingungen verstoßen, verlässt sich das Unternehmen auf automatisierte Mechanismen. Aber nicht immer arbeiten diese zuverlässig.

Zuletzt berichtete die britische Ausgabe von Wired, dass Nutzern beim Ansehen von kindgerechten Inhalten häufig auf den ersten Blick ähnlich erscheinende Inhalte vorgeschlagen werden, im Gegensatz dazu aber extreme Gewalt, Sexualpraktiken oder anderes nicht kindgerechtes enthalten. Die Empfehlungen zu ähnlichen Videos, welche Nutzer in einer Spalte rechts des aktuellen Clips angezeigt bekommen, standen bereits Ende 2017 in der Kritik.

Keine Werbung vor entsprechenden Videos

Seitdem das Problem bekannt ist, hat YouTube verschiedene Schritte eingeleitet, um der Problematik gegenzusteuern. So wurde die Monetarisierung entsprechender Inhalte erschwert, indem Werbung vor diesen entfernt wurde. YouTube-Sprecher Thea O'Hear teilte bereits Ende 2017 mit, dass Google zunehmend auf eine Kombination von menschlicher Expertise und dem Verbessern von Automatismen setze.

YouTube initiierte auch das sogenannte „Trusted-Flagger“-Programm, welches Organisationen ermöglichen soll, Inhalte einfacher zu melden. Reports dieser sollen dann von YouTube-Angestellten mit Priorität bearbeitet werden.

Am eigentlichen Problem hat sich indes noch nichts geändert. In dem Feldversuch von Wired konnten die Redakteure etwaige falsche Empfehlungen mit Leichtigkeit reproduzieren. Zwei Probleme tragen ihren Teil zu diesem Umstand bei: Einerseits verstoßen nicht alle dieser Videos gegen die Nutzungsbedingungen von YouTube, auch wenn sie darauf ausgelegt sind zu schockieren, und andererseits sind Videos dieser Art vorher oft nicht zu erkennen. Einige Vorschläge würden Nutzern zudem immer wieder angezeigt, selbst wenn diese das Video explizit als uninteressant markiert haben. Auf der Website AlgoTransparency lässt sich gut erkennen, was YouTube-Nutzern für Videos in welchen Bereichen empfohlen wurden.

YouTube erst ab 13 Jahren nutzen

Weiterhin weist das Unternehmen darauf hin, dass YouTube ausschließlich für Nutzer über 13 Jahren vorgesehen ist. Für Kinder unter diesem Alter wurde die App YouTube Kids erstellt, welche begrenzte und kontrollierte Inhalte aus der öffentlichen Website bezieht. Aber auch hier wurden Videos entdeckt, die nicht für Kinderaugen bestimmt sind. YouTube verspricht der Kids-App in absehbarer Zeit mehr Funktionen zu spendieren, um mehr Kontrolle über die Inhalte zu erlangen, welche die Kinder ansehen. Gänzlich davon befreien, die interaktive Welt des Internets mit den Kindern gemeinsam zu entdecken und besprechen, wird Eltern aber auch dies nicht.