USB-IF: Erste Produkte mit USB 4.0 kommen Ende 2020

Jan-Frederik Timm
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USB-IF: Erste Produkte mit USB 4.0 kommen Ende 2020
Bild: Intel

Das USB Implementers Forum (USB-IF) sieht den im März angekündigten neuen Schnittstellenstandard USB 4.0 im Zeitplan, die finalen Spezifikationen sollen auch weiterhin im Sommer stehen. Zur Verfügbarkeit erster Endgeräte mit dem neuen Standard traut sich das Konsortium deshalb eine Aussage zu: Ende 2020 soll es soweit sein.

Das berichtet Anandtech und beruft sich auf Gespräche mit dem USB-IF zur Computex vor zwei Wochen.

Das ist USB 4.0 auf Basis von Thunderbolt 3

Mit USB 4.0 soll das Chaos am USB-Typ-C-Stecker ein Ende finden. USB wird ab Version 4.0 zu diesem Zweck auf Thunderbolt 3 basieren. Bereits vor zwei Jahren hatte Intel angekündigt, Thunderbolt (3) durch die lizenzfreie Herausgabe des Protokolls zum Durchbruch zu verhelfen. Mit USB 4.0 wird dieses Ziel ohne Zweifel erreicht. Als integraler Bestandteil von USB 4.0 können in Zukunft alle Hersteller diese Technologie lizenzkostenfrei nutzen – auch AMD oder ASMedia.

Mit einem USB-Typ-C-Port mit USB 4.0 wird in Zukunft damit immer derselbe Funktionsumfang geboten, so wie es bei Thunderbolt 3 bisher der Fall ist. Thunderbolt 3 bietet immer 40 Gbit/s über Thunderbolt, USB 3.1 Gen 2 (a.k.a. USB 3.2 Gen 2) mit 10 Gbit/s, DisplayPort 1.2 oder 1.4 und bis zu 100 Watt elektrische Leistung. USB 4.0 wird darüber hinaus bis zu 40 Gbit/s über USB bieten, was einer erneuten Verdoppelung gegenüber USB 3.2 a.k.a. USB 3.2 Gen 2x2 entspricht – allerdings werden dafür spezielle Kabel notwendig.

USB 4.0 Thunderbolt 3 USB 3.x
Stecker Immer Typ C Immer Typ C Typ A oder C
USB maximal 40 Gbit/s (USB 4.0) 10 Gbit/s (USB 3.1)  20 Gbit/s (USB 3.2 via Typ C)
Thunderbolt maximal 40 Gbit/s (TB3) 40 Gbit/s (TB3)
DisplayPort Ja (DP 1.4?) Ja (DP 1.2/1.4) Eventuell (DP 1.4, Typ C)
HDMI Wahrscheinlich Nein Eventuell (Typ C)
MHL Wahrscheinlich Nein Eventuell (Typ C)

Im Zusammenhang mit den Display-Fähigkeiten von USB 4.0 spricht die USB Promoter Group von „mehreren Display-Protokollen“, was darauf hindeuten könnte, dass neben DisplayPort 1.4 wie bei Thunderbolt 3 dann sowohl der Alternate Mode DisplayPort als auch der Alternate Mode HDMI und eventuell auch der Alternate Mode MHL enthalten sind. Es könnte aber auch bei DisplayPort 1.4 bleiben und mit „mehrere“ ausschließlich mehrere parallele DisplayPort-Streams gemeint sein.

Abwärtskompatibel zu USB 3.x, 2.0 und Thunderbolt 3

Trotz der neuen Basis wird USB 4.0 in jedem Fall abwärtskompatibel zu USB 3.x, USB 2.0 und Thunderbolt 3 sein, erklären Intel und die USB-IF. Ein aktueller USB-Typ-C-Monitor, der auf DisplayPort angewiesen ist, sollte sich also auch an einem USB-Typ-C-Stecker mit USB 4.0 betreiben lassen.

Noch herrscht Chaos am USB-Typ-C-Stecker

Bisher können sich hinter einem USB-Typ-C-Stecker ganz verschiedene Protokolle verbergen. Möglich ist, dass lediglich USB genutzt werden kann – nach Standard 2.0, 3.0, 3.1 oder in Zukunft 3.2. Über die sogenannten Alternate Modes kann USB am Typ-C-Stecker aber auch DisplayPort, HDMI oder MHL übertragen. Es kann auf Systemen mit CPU von Intel aber auch Thunderbolt 3 dahinter stecken, was wiederum neben proprietärem Thunderbolt 3 auch USB 3.1 und DisplayPort bedeutet. USB Typ C bietet dem Anwender also nicht immer denselben Funktionsumfang und aufgrund der in vielen Fällen unzureichenden Kennzeichnung trotz klar definierter Symbolik ist das noch nicht einmal ersichtlich. Mit USB 4.0 ist dieses Chaos vorbei.

Das Chaos bei USB 2.0 und 3.x bleibt

Selbst wenn USB 4.0 wie bisher Thunderbolt 3 für Klarheit am USB-Typ-C-Port sorgt, wird es auf lange Sicht noch bei der aktuell vorherrschenden Unübersichtlichkeit bleiben. Nicht nur, dass bis heute zahlreiche Endgeräte mit USB Typ C mit ganz unterschiedlichen Funktionen am Markt verfügbar sind, auch dürften Hersteller (aus Kostengründen) in Zukunft nicht jeden USB-Typ-C-Anschluss nach USB 4.0 auslegen. Aber immerhin: USB 4.0 bietet in Zukunft immer das gleiche Angebot – so wie Thunderbolt 3 bisher. Nur dass es die USB-IF dann vielleicht auch hinbekommt, das allen Anwendern klar zu machen. Über ein neues Logo wird auf jeden Fall schon nachgedacht.