AMD Radeon Instinct MI100: Details zu Arcturus mit 8K Vega-Shader und 32 GB HBM2

Wolfgang Andermahr
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AMD Radeon Instinct MI100: Details zu Arcturus mit 8K Vega-Shader und 32 GB HBM2

Auch wenn man als Spieler auf AMDs „Big Navi“ für den High-End-Markt auf Basis der RDNA-Architektur inklusive Raytracing wartet, deutet sich nun an, dass die nächste, neue GPU von AMD ausschließlich für den Profi-Markt gedacht ist. So ist eine BIOS-Datei zur Radeon Instinct MI100 im Internet aufgetaucht, die Details verrät.

Doch was ist die Radeon Instinct MI100 überhaupt? Dabei handelt es sich um einen professionellen AI/ML-Beschleuniger, der die Radeon Instinct MI60 als Top-Modell ablöst. Das Produkt trägt intern den Codenamen „Arcturus“ und basiert aktuellen Gerüchten zufolge nicht auf RDNA, sondern der alten Vega-Architektur. AMD ließ bereits durchblicken, dass Vega im Profi-Segment zumindest vorerst weiterleben wird.

Arcturus mit Vega, aber ohne Grafik

Anders als die Radeon Instinct MI60, die auf die Vega-20-GPU der Radeon VII setzt, hat Arcturus aber offenbar keinen „Grafik-Teil“, sprich, verzichtet darauf, ein Bild nicht nur ausgeben, sondern auch berechnen zu können (zum Beispiel werden keine Rasterizer, eventuell auch keine TMUs und ROPs benötigt). Das spart Chipfläche und „löst“ für AMD auch das Problem, die Shadereinheiten auszulasten. Das scheint auf RDNA deutlich besser zu funktionieren, was auf Vega beziehungsweise der Basis GCN aber immer ein Problem war und noch ist.

Arcturus soll den freigewordenen Platz und die 7-nm-Fertigung dazu nutzen, die Anzahl der ALUs im Vergleich zu Vega 10 und Vega 20 mal eben zu verdoppeln. 128 Compute Units und damit 8.192 ALUs bietet der Chip angeblich. Und wenn der Beschleuniger das Namensschema der Radeon Instinct MI60 beibehält (Die Zahl hinter „MIxx“ steht für die INT8-Performance), müsste die Radeon Instinct MI100 bei 8.192 ALUs maximal mit etwa 1.550 MHz arbeiten.

32 GB HBM2 mit 1.000 MHz für 1 TB/s

Die aufgetauchte BIOS-Datei bescheinigt der Radeon Instinct MI100 wenig verwunderlich einen 32 GB großen HBM2-Speicher mit vier 8 GB großen Stacks, der mit 1.000 MHz angesteuert wird und damit eine Speicherbandbreite von 1 TB/s liefert. Der Speicher kann entweder von Hynix oder von Samsung stammen.

Das BIOS der Radeon Instinct MI100, die die Device ID „0x1002 0x738C“ trägt, nennt darüber hinaus eine Leistungsaufnahme von 200 Watt. AMD nennt erfahrungsgemäß in BIOS-Versionen gewöhnlich ausschließlich die GPU-Power, der gesamte Beschleuniger würde entsprechend mehr benötigen. Dennoch ist der Wert erstaunlich niedrig. Entweder handelt es sich noch um ein sehr frühes BIOS mit geringeren Taktraten oder AMD will durch die Limitierung eine bestmögliche Effizienz erreichen.

Darüber hinaus sind in dem BIOS auch Taktraten für den Chip hinterlegt. Diese liegen mit 1.334 MHz für die GPU erstaunlich niedrig. Und auch zu niedrig, falls 100 TOPs INT8 erreicht werden wollen, denn mit dem Takt würden noch nicht einmal 90 TOPS zur Verfügung stehen. Entweder handelt es sich bei den 1.334 MHz schlicht nicht um den maximalen Takt oder es bestätigt sich, dass das aufgetauchte BIOS noch nicht mit den finalen Spezifikationen für den Beschleuniger läuft.

Vega für HPC/AI/ML und (Big) Navi fürs Gaming

Mit dem Leak der BIOS-Datei lässt sich derzeit mehr über Arcturus als über Big Navi spekulieren. Es ist auf jeden Fall ziemlich gesichert, dass AMD den HPC/AI/ML-Markt mit anderen Produkten als den Gaming/Workstation-Markt beliefern wird – genau wie Nvidia. Möglicherweise aber noch mit weitreichenderen Änderungen, denn auch die Profi-HPC-GPUs von Nvidia können noch Grafik berechnen. Apropos Nvidia: Offenbar wird Nvidia bereits im März 2020 auf der Hausmesse GTC die Next-Gen-HPC-GPU vorstellen, die vermutlich den Codenamen Ampere trägt. AMDs Big Navi für den Consumer-Markt wird dagegen voraussichtlich gegen Mitte des Jahres das Licht der Welt erblicken.