Daumen runter: YouTube verbirgt Dislike-Zähler und erntet Dislikes

Michael Günsch
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Daumen runter: YouTube verbirgt Dislike-Zähler und erntet Dislikes
Bild: cottonbro

Um Ersteller von Videos vor sogenannten Dislike-Attacken zu schützen, soll künftig die Anzahl der Betätigungen der Schaltfläche „Daumen nach unten“ auf der Videoplattform nur noch für die Ersteller selbst zu sehen sein. Der Dislike-Button an sich bleibe aber erhalten. YouTube erntet für den Schritt selbst jede Menge Dislikes.

Dislikes werden nicht mehr öffentlich gezählt

Nur noch in den eigenen Statistiken der YouTuber und nicht mehr für jedermann öffentlich werden fortan die „Dislikes“ gezählt. Die Änderung soll schrittweise ab sofort umgesetzt werden, teilt YouTube mit. Die Zahl der „Likes“ mit dem Daumen nach oben kann wiederum jeder öffentlich einsehen.

Bereits im Vorfeld hatte YouTube mit dieser Änderung experimentiert. Dabei habe sich gezeigt, dass die Neigung zum Drücken des Buttons, nur um die Zahl der Dislikes in die Höhe zu treiben (sogenannte Dislike-Attacken), abgenommen habe. Mit diesem Schritt sollen insbesondere kleine YouTuber vor solchen Attacken geschützt werden, bei denen dies im Verhältnis gesehen häufiger geschehe, heißt es in der Ankündigung.

Wir möchten ein integratives und respektvolles Umfeld schaffen, in dem YouTuber die Möglichkeit haben, erfolgreich zu sein und sich sicher fühlen, sich auszudrücken. Dies ist nur einer von vielen Schritten, die wir unternehmen, um YouTuber weiterhin vor Belästigung zu schützen. Unsere Arbeit ist noch nicht getan und wir werden hier weiter investieren.

YouTube

YouTube räumt ein, dass jene, die die Anzahl der Dislikes als Entscheidungshilfe genutzt haben, ob sie ein Video anschauen oder nicht, das nun nicht mehr können. Dennoch sah das Unternehmen den Schritt als notwendig an und kündigte weitere Maßnahmen an, um „YouTuber vor Belästigung zu schützen“.

YouTube sammelt dafür ordentlich Dislikes

Ob aus scherzhafter Ironie oder aber Missfallen über die Entscheidung: Das offizielle Video zu den Neuerungen erntet im Channel YouTube Creators gehörig Dislikes – dort werden sie noch öffentlich gezählt. Bei aktuell rund 375.000 Aufrufen gaben etwa 28.000 Nutzer den Daumen nach unten und keine 8.000 Nutzer einen Daumen nach oben. Beim groben Überfliegen der letzten Kommentare wird aber deutlich, dass viele Anwender die Änderung nicht gut finden.

Kritisiert wird vor allem, dass jetzt ein wichtiges Mittel fehle, mit dem zuvor Falschinformationen oder Clickbait-Videos erkannt werden konnten, da diese zu Recht viele Dislikes bekommen.

Das Verstecken des Dislike-Zählers erntet Dislikes
Das Verstecken des Dislike-Zählers erntet Dislikes