Fortnite-Margen sinken: Epic Games entlässt 16 Prozent seiner Belegschaft

Mahir Kulalic
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Fortnite-Margen sinken: Epic Games entlässt 16 Prozent seiner Belegschaft
Bild: Epic Games

Im Zuge defizitärer Finanzplanung „seit einiger Zeit“ entlässt Epic Games, Entwickler von Fortnite und Anbieter der Unreal Engine sowie des Epic Games Stores, 830 Mitarbeiter; das entspricht 16 Prozent der Belegschaft. Zudem zieht sich Epic aus Bandcamp und SuperAwesome zurück.

Investitionen ohne Entlassungen „unrealistisch“

Der Hintergrund für die große Entlassungswelle bei Epic Games liegt laut einem Memo von CEO Tim Sweeney in erster Linie an den großen Investitionen in die Entwicklung von Epic und das Wachstum von Fortnite. Seit geraumer Zeit habe Epic mehr ausgegeben als eingenommen. Dabei sei das Unternehmen optimistisch gewesen, dies auch ohne Entlassungen stemmen zu können, rückblickend bewertet Sweeney dies als „unrealistisch“.

Konzerte, Events und Kooperationen in Fortnite kosten Marge

Den Großteil der Aufmerksamkeit in den Erklärungen erhält wenig überraschend das erfolgreiche Spiel Fortnite. Dieses sei zwar wieder dabei zu wachsen, dieses Wachstum stamme aber hauptsächlich aus Kooperationen mit berühmten Persönlichkeiten, die einen erheblichen Anteil an Umsatzbeteiligung erhielten. Die daraus entstehende Marge sei geringer als zum Durchbruch mit Fortnite Battle Royale.

Der Erfolg im Creator-Ökosystem sei „ein großer Erfolg, bedeutet aber auch massive strukturelle Änderungen unserer Finanzen.“ In der Vergangenheit veranstaltete Epic Games unter anderem Konzerte von bekannten Künstlern wie Travis Scrott, Marshmello oder Ariana Grande innerhalb des Spiels. Ziel ist, Fortnite abseits des beliebten Battle-Royale-Modus zu einem Metaverse zu etablieren. Zudem bietet Fortnite in Zusammenarbeit mit anderen popkulturellen Größen auch etwa Skins oder zeitlich beschränkte Events an, darunter Futurama, Spider-Man, God of War oder Batman.

Umsatzschätzungen für Fortnite gehen dabei allein für das Jahr 2021 von 5,8 Milliarden US-Dollar aus. Bevor Epic sich wegen Fortnite in große Rechtsstreits mit Apple und Google begab, erzielte Fortnite schätzungsweise 1,1 Milliarden US-Dollar nur auf Mobilgeräten. Im Jahr 2020 hat Epic in Fortnite die integrierten Bezahlfunktionen von Apple und Google umgangen, um bei Käufen auf iOS und Android keine Provision zu zahlen. In diesem Zuge entfernten die beiden Anbieter das Spiel aus den jeweiligen digitalen Läden. Die juristischen Auseinandersetzungen produzieren ebenfalls Kosten, hinzu kommen die ausbleibenden Einnahmen aus In-App-Verkäufen.

Mitarbeiter erhalten verschiedene Abfindungsmaßnahmen

Sweeney führt weiter aus, dass aller Kostensenkungen zum Trotz, wie z.B. einem Einstellungsstopp und reduzierten Marketing- und Eventausgaben, keine finanzielle Solidität erreicht werden konnte. Die jetzt beschlossenen Entlassungen seien der einzige Weg, die Finanzen in dieser Größenordnung zu stabilisieren. Die entlassenen Mitarbeiter sollen im Rahmen eines Sozialplans sechs Monate Grundgehalt und in den Regionen USA, Kanada und Brasilien sechs Monate von Epic bezahlter Krankenversicherung erhalten. Weitere Pläne enthalten Anpassungen an der Mitarbeiterbeteiligung, gleichermaßen bei der Ansammlung von Anteilen mit Vesting-Periode als auch für den schlussendlichen Erwerb (Exercise). Auch noch nicht erhaltene Gewinnbeteiligungen aus dem 401K-Programm können auf Wunsch übertragen werden.

Daneben wird Epic Games den Musikvertrieb Bandcamp an Songtradr verkaufen. Auch das Werbe- und Marketinggeschäft SuperAwesome wird unabhängig von Epic Games, die Führungsebene kauft das Unternehmen.

Kerngeschäft Spieleentwicklung unbeirrt

In einem FAQ geht Epic Games zudem auf weitere mögliche Fragen rund um die Entlassungen und finanzielle Konsolidierung ein. Die nächste Fortnite Season ebenso wie Kapitel 5 verbleiben ebenso im Zeitplan wie die Projekte Del Mar, Sparks und Juno. Es gäbe keine Veränderungen am Kerngeschäft, das neben Fortnite auch die Entwicklung von Rocket League und Fall Guys angeht. Auch die Unreal Engine, der Epic Games Store, das Publishing und weitere Dienste bleiben in Takt. Im Oktober sollen Gespräche über die Bestrebungen und Prioritäten geführt werden.

Von den 830 entlassenen Mitarbeitern seien Zweidrittel außerhalb des Kerngeschäfts verortet, allein 250 bei Bandcamp und SuperAwesome. Weiterhin sollen Kosten gesenkt werden – auf weitere Entlassungen will Epic Games aber verzichten. Kritische Stellen sollen weiterhin besetzt, das neue Niveau der Personaldecke aber insgesamt gehalten werden. Mit den erfolgten Schritten sei die Kostenstruktur wieder nachhaltig.