Apples neue App-Store-Regeln: Spotify spricht von Erpressung, Epic von bösartiger Bürokratie

Andreas Frischholz
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Apples neue App-Store-Regeln: Spotify spricht von Erpressung, Epic von bösartiger Bürokratie
Bild: ParampreetChanana | CC0 1.0

Aufgrund des Digital Market Acts (DMA) muss Apple in der EU ab März alternative App Stores und Zahlungsdienste zulassen. Wie der Konzern diese Vorgaben umsetzt, sorgt für Kritik. Von massiver Bürokratie und abschreckender Kostenstruktur ist die Rede, EU-Kommissar Thierry Breton droht bereits mit Konsequenzen.

Mit harten Maßnahmen müsse der Konzern rechnen, wenn die DMA-Vorgaben nicht eingehalten werden, sagte Breton laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters. Ab dem 7. März will die EU-Kommission generell prüfen, wie die vom DMA betroffenen Konzerne die Vorgaben umsetzen. Sollten die Wettbewerbshüter dann Missstände aufdecken, will man nicht zögern.

Neue Freiheit mit neuen Gebühren

Eigentlich will die EU dominante Plattformbetreiber wie Apple mit dem Digital Market Act (DMA) entmachten. Das Ziel ist mehr Wettbewerb und eine größere Auswahl für die Nutzer. Neben Apple und dem App Store gilt das noch für weitere Dienste wie Facebook, Instagram, WhatsApp und TikTok im Social-Media-Bereich, bei den Betriebssystemen sind neben iOS auch Windows und Android betroffen, bei den Suchmaschinen Google.

Digital Market Act: Betroffene Konzerne und Dienste
Digital Market Act: Betroffene Konzerne und Dienste (Bild: EU-Kommission)

Apple muss infolge des DMA nun alternative App Stores zulassen, was ein Novum ist. Bislang setzte der Konzern auf ein abgeschottetes Ökosystem, offiziell gerechtfertigt durch das Plus an Sicherheit für die Nutzer, weil sich schädliche Software so frühzeitig herausfiltern lässt. Nur verwendet Apple dieses Ausmaß an Kontrolle auch, um die Gebühren in Höhe von 30 Prozent des Umsatzes durchzusetzen, die App-Anbieter zahlen müssen.

Doch die Hürden für die alternativen App Stores oder alternative Zahlungssysteme im bestehenden App Store sind hoch. So müssen die App-Anbieter immer noch eine Provision zahlen, die bei bis zu 17 Prozent der Umsätze liegt. Für besonderes Aufsehen sorgt aber die Core Technology Fee (CTE), die 0,50 Euro für jede erste Installation innerhalb eines Jahres beträgt – diese Vorgabe umfasst auch Neuinstallationen und Updates. Vor allem die CTE bewerten Analysten wie Eric Benjamin Seufert als trojanisches Pferd, dass die Attraktivität alternativer App Stores massiv begrenzt.

Eines der Argumente: Indem sowohl Neuinstallationen als auch Updates die Anzahl der gebührenfreien Installationen begrenzen, verlieren die Entwickler die Kontrolle darüber, wann sie zahlen müssen. Die reinen App-Downloads lassen sich im Zweifel begrenzen, bei Neuinstallationen und Updates geht es nicht. Hinzu kommt, dass Entwickler im Zweifel kein Interesse haben, ein Sicherheitsupdate auszuspielen, sollte man sich bereits in der Grenzregion befinden.

Insbesondere für kleinere Entwickler ist der alternative App-Store somit weniger Interessant, weil bei großen Erfolgen die Kosten explodieren könnten. Wenn überhaupt ist dieses Konzept damit für die Branchengrößen von Interesse.

Epic spricht von „böswilliger Compliance“, Spotify von Erpressung

Epic Games, die seit geraumer Zeit mit Apple wegen der App-Store-Kostenstruktur kämpfen, kündigten bereits einen Epic Games Store an. Fortnite kehrt somit auf iOS zurück. Zufrieden ist man aber nicht, Tim Sweeney bezeichnete die neue Gebührenordnung als „bösartige Compliance“. Apple zwinge Entwickler, sich zu entscheiden: Zwischen der Exklusivität des App Stores und den dort geltenden, aber dem DMA widersprechenden Regeln oder einem „ebenfalls illegalen, wettbewerbswidrigen System“.

Spotify bezeichnet Apples neues System indes als Erpressung. Bleibe Spotify im App Store, will aber selbst die In-App-Käufe abwickeln, ist immer noch eine Gebühr in Höhe von 17 Prozent und die Core Technology Fee von 0,50 Euro pro Installation und Jahr fällig. Somit ändere sich entweder nichts oder man stehe sogar schlechter da. Ein kompletter Umzug in alternative App Stores wäre ebenfalls keine Option, weil sich die Kosten für die Kundengewinnung verzehnfachen könnten. Und Spotify müsste ebenfalls für jede App-Installation oder Aktualisierung zahlen. Somit erzwinge Apple im Endeffekt, dass App-Entwickler beim Status Quo bleiben.

This alternative that offers no alternative at all completely negates the goal of the DMA. The European Commission designated Apple as a gatekeeper because of their excessive fees and anti-competitive terms. Apple has proposed an unworkable alternative that developers would have to be locked into until the end of their businesses. Essentially, Apple is rendering the DMA’s goals of offering more choice and more control to consumers useless.

Spotify

Dass Klagen kommen, ist angesichts der Reaktionen absehbar. Interessant wird zudem sein, wie schnell die EU bei den ab März laufenden Prüfungen reagiert.