Ausverkaufter US Chips Act: Halbleiterhersteller wollen bereits über 70 Milliarden USD

Volker Rißka
56 Kommentare
Ausverkaufter US Chips Act: Halbleiterhersteller wollen bereits über 70 Milliarden USD
Bild: U.S. Department of Commerce

Öffne den Geldbeutel, und sie werden kommen: Der US Chips Act ist quasi ausverkauft, 600 Anfragen von Firmen wollen insgesamt über 70 Mrd. US-Dollar. Selbst die parallel dazu bereitgestellten Kredite respektive Garantien in einer Höhe von 75 Milliarden US-Dollar erfreuen sich einer hohen Nachfrage.

Doppelt so hohe Nachfrage

Auf ein Ergebnis dieser Art hatten sie in der US-Regierung gehofft, doch nun sind sie dennoch überrascht. Der US Chips Act kam nach zögerlichem Start so gut an, dass das Geld quasi aufgebraucht ist. Die Behörde betont dabei durch U.S. Secretary of Commerce Gina M. Raimondo, dass die Firmen mit 200 Milliarden US-Dollar an Investitionen in Vorleistung gegangen sind, „ohne das auch nur ein Dollar vom Staat floss“. So schwarz-weiß ist das bekanntlich aber nicht, denn bei vielen Firmen gibt es oft nur Absichtserklärungen und den Verweis auf die Fußnote, dass erst gebaut wird, wenn es Geld und Unterstützung vom Staat gibt.

Stets fällt dabei der Name Intel. Sie könnten bis zu zehn Milliarden US-Dollar aus dem Chips Act erhalten, von den 28 Milliarden US-Dollar aus dem insgesamt 39 Milliarden US-Dollar großen Topf, die für Halbleiterwerke gedacht sind, ein entsprechend sehr großer Anteil. Doch Vorzeigeprojekte wie das in Ohio, wo zum Start zwei Werke errichtet werden und die Option auf bis zu acht Fabs und eine Investition von bis zu 100 Milliarden US-Dollar steht, finanziert Intel keinesfalls allein.

„US Chips Act 2“ nicht unwahrscheinlich

Auf Nachfrage von Intels Pat Gelsinger an Gina Raimondo in der letzten Woche im Rahmen des Intel-Foundry-Events, ob es deshalb denn einen „Chips-2-Act“ geben werde, bestätigte sie, dass es fortlaufende weitere Investitionen geben muss (Stream-Replay ab Minute 23). Die Fabs sollen nur ein Grundstein sein, das gesamte Ökosystem auf stabilere Beine gestellt werden. Mindestens 2 Milliarden US-Dollar sollen deshalb auch in die Fertigung älterer Chips und Komponenten fließen, denn mit High-End-Lösungen allein ist nicht jedem Bereich geholfen. 1,5 Milliarden US-Dollar dieser Summe sollen bereits für drei Firmen verplant sein.

Das Geld aus dem US Chips Act, welches in diesen Wochen und Monaten bewilligt wird und bei Globalfoundries den Anfang markierte, soll möglichst bis 2030 investiert sein. Diese Marke hat sich die US-Regierung zum ersten großen Ziel gesetzt, an dem sie zählbare Ergebnisse vorzeigen will. Dazu zählt unter anderem, dass wieder rund 20 Prozent der weltweit benötigten High-End-Chips in den USA gefertigt werden.