Microsoft: AI-Entwicklung lässt CO2-Aus­stoß um 30 Prozent ansteigen

Andreas Frischholz
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Microsoft: AI-Entwicklung lässt CO2-Aus­stoß um 30 Prozent ansteigen
Bild: PxHere | CC0 1.0

Um Klimaschutzziele einzuhalten, will Microsoft bis 2030 keine Treibhausgase mehr verursachen. Wenn man das Jahr 2020 als Maßstab nimmt, sind die Emissionen im letzten Jahr allerdings um fast 30 Prozent gestiegen. Einer der Gründe: Die generative AI-Entwicklung.

Konkret hat Microsoft sogar den Anspruch, bis 2030 „carbon negativ“ zu sein – man will also mehr CO2 aus der Luft holen, als man verbraucht. Ähnlich ist es beim Wasserverbrauch, in diesem Bereich besteht ebenfalls der Anspruch, bis 2030 eine positive Bilanz zu haben. Weitere Punkte sind ein abfallfreies Geschäftsmodell und der Konzern will mehr Landflächen schützen als genutzt werden.

Sprung beim CO2-Verbrauch

Derzeit steigt der CO2-Verbrauch aber, wie aus dem Nachhaltigkeitsbericht für das Jahr 2023 hervorgeht, den Microsoft am Mittwoch veröffentlicht hat. Konkret war es im Vergleich zu 2020 ein Zuwachs um 29,1 Prozent auf 15,3 Millionen Tonnen an CO2-Äquivalenten. Wie Bloomberg berichtet, sollte der Ausstoß laut Plan aber eigentlich nur noch bei rund 8 Millionen Tonnen an CO2-Äquivalenten liegen.

Jahr 2020 2021 2022 2023
Emissionen 11,8 13,1 12,7 15,3
Angaben in Millionen Tonnen an CO2-Äquivalenten

Ausgangspunkt waren 11,8 Millionen Tonnen im Jahr 2020. Danach stieg der Verbrauch zwar noch, aber 2022 konnte Microsoft einen Rückschritt verzeichnen. Der ist nun passé, die 15,3 Millionen Tonnen sind nochmals ein deutlicher Sprung – die AI-Entwicklung ist klar erkennbar.

„Carbon Moonshot“ in weiter Ferne

Das bestätigte Microsoft auch im Nachhaltigkeitsbericht. Neue Technologien wie generative AI hätten das Potenzial für Innovationen, die im Kampf gegen die Klimakrise helfen können. Gleichzeitig sei für diese Technologie aber der Aufbau einer Infrastruktur mit hohem Energiebedarf nötig, was herausfordernd für die Klimaziele im Tech-Sektor ist.

Wie viel höher der Verbrauch ist, lässt sich schwer beziffern. Laut Analysen könnte der Verbrauch einer ChatGPT-Anfrage im Vergleich zu einer Google-Suche um das 24- bis 236-fache größer sein.

Im Gespräch mit Bloomberg spricht Microsoft President Brad Smith von einem „Carbon Moonshot“, den der Konzern 2020 angekündigt habe. Nur was vor dem AI-Sturm. „Der Mond ist in vielerlei Hinsicht fünfmal weiter entfernt als im Jahr 2020, wenn man nur an unsere eigenen Prognosen über die Verbreitung von KI sowie den dazugehörigen Strombedarf denkt“, so Smith.

Alleine steht Microsoft damit nicht. Auch die anderen Big-Tech-Konzerne wie Google, Meta und Amazon verzeichnen laut Bloomberg einen deutlich erhöhten Stromverbrauch.

Mehr Energie aus erneuerbaren Quellen

Um den Strombedarf zu decken, investiert Microsoft in den Ausbau erneuerbarer Energiequellen. 2023 lagen die Kapazitäten, die der Konzern nutzt, bei über 19,8 GW. Produziert werden diese in Projekten in 21 Ländern.

Nur ist es nicht nur der Strombedarf für den Betrieb der Anlagen, der steigt. Auch der Aufbau der Rechenzentren-Infrastruktur erfordert Baumaterialien wie Stahl und Beton, die bei der Herstellung enorme Mengen CO2 freisetzen. Auch in diesen Bereichen will Microsoft bei der Dekarbonisierung ansetzen, man will die Entwicklung von grünem Stahl und Beton vorantreiben.

Weitreichende Rechenzentren-Pläne

In den nächsten Jahren dürfte aber vor allem der Aufbau von Rechenzentren-Kapazitäten im Mittelpunkt stehen. Bereits jetzt sprechen Branchenvertreter von einer „absurden“ Nachfrage nach Cloud-Computing-Leistung. Im März machten zudem Berichte über das Projekt „Stargate“ die Runde, bei dem Microsoft den Aufbau eines Supercomputers plant, der rund 100 Milliarden US-Dollar kosten soll.

Amazon will ebenfalls investieren. In den nächsten 15 Jahren sind rund 150 Milliarden US-Dollar für den Aufbau von Rechenzentren veranschlagt. Erst gestern kündigte der Konzern ein AWS-Projekt in Brandenburg an.

Der Strombedarf ist bei den Bauvorhaben eine der relevanten Standortfragen. Beim Betrieb wollen die Konzerne aber auf fossile Energieträger verzichten. Neben erneuerbaren Energiequellen liegt der Fokus auf Atomkraft.