7 Top-Blow-Kühler im Test: Alles Gute kühlt von oben
5/14Noctua NH-L12
Die in Österreich beheimatete Kühlerschmiede Noctua konnte sich in den letzten Jahren mit Nachdruck im Reich der Premium-Prozessorkühler etablieren. Dabei steht die Marke mit der Eule mittlerweile sinnbildlich für gut abgestimmte Kühlerkreationen mit hoher Materialqualität, guter Kühlleistung und niedriger Betriebslautstärke. Für thermisch anspruchsvolle Systeme mit kompakten Abmessungen schickt Noctua mit dem NH-L12 einen potenten Doppellüfter-Down-Blower ins Rennen, der mit einem Anschaffungspreis von etwa 45 Euro bereits gehobene Ansprüche weckt.
Der NH-L12 ist für Intel- und AMD-Systeme gleichermaßen geeignet und unterstützt offiziell die Plattformen LGA2011, LGA1366, LGA1156, LGA1155, LGA1150, LGA775, AM2, AM2+, AM3, AM3+, FM1 sowie FM2. Im Lieferumfang des Retail-Kühlers findet sich entsprechendes Montagematerial nebst Kreuz-Schraubendreher und mehrsprachiger Installationsanleitung. Der Kühlkörper selbst erhält Unterstützung durch zwei Noctua-Lüfter: Der größere NF-F12 PWM besitzt eine Maximaldrehzahl von 1.500 U/min und eine Kantenlänge von 120 mm, während der kleinere NF-B9 PWM als 92-mm-Ventilator mit maximal 1.600 U/min arbeitet.
Das umfangreiche Gesamtpaket wird durch zwei lüfterspezifische Spannungsadapter zur Drehzahlreduktion (NF-F12: 1.200 U/min, NF-B9: 1.300 U/min), ein Y-Kabel zur simultanen Stromversorgung beider Ventilatoren, ein Verlängerungskabel für die Lüfteranschlüsse sowie eine Spritze Noctua NT-H1 Wärmeleitpaste abgerundet.
In seiner Grundgesinnung verkörpert der NH-L12 einen Top-Blow-Kühler im 120-mm-Layout, der sich im bisher besprochenen Testfeld hinsichtlich seiner Dimensionen zwischen dem Alpenföhn Gotthard und dem Thermalright AXP-100 einsortiert. Zugunsten einer trotz der Verwendung zweier förderkräftiger Lüfter mit jeweils 25 mm Bauhöhe möglichst flachen Gesamtgestaltung hat Noctua die Dicke des Lamellenkörpers deutlich eingeschränkt. Damit erreicht der NH-L12 in voller Ausstattung eine Gesamthöhe von nur 9,3 cm, die sich durch den Verzicht auf den oberen Lüfter noch auf 6,6 cm verringern lässt.
Noctuas materieller Sparkurs setzt sich bei den Heatpipes fort. Lediglich vier 6-mm-Kapillare durchziehen die eben gestaltete, matt vernickelte Kupferbasis in traditioneller C-Aufbiegung, während immerhin 60 robuste Aluminiumlamellen für den nur 2,3 cm dicken Radiator des NH-L12 arrangiert werden. Der Lamellenabstand ist mit 1,6 mm dabei vergleichsweise gering gehalten, was bei zwei direkt anliegenden Lüftern jedoch nicht verwundert.
Noctua realisiert die Lüfterfixierung üblicherweise werkzeuglos durch die Verwendung von nicht zu stramm sitzenden Drahtbügelklammern, welche einfach an den Rahmenbohrungen der Lüfter sowie an den Lamellenkanten des Kühlkörpers eingehängt werden. Somit können die Ventilatoren auch bei bereits installiertem Kühler noch bequem angebracht werden. Da die österreichischen Entwickler darüber hinaus stets um Geräuschminimierung bemüht sind, wurde auch an eine Schwingungsentkopplung der Lüfter gedacht. Während der obere NF-F12 über gummierte Rahmenauflagen verfügt, kommen beim unteren NF-B9 entsprechend Gummistreifen zum Einsatz, welche zwischen Lüfterrahmen und Kühlkörper geklebt werden.
Die beiden PWM-fähigen Lüfter in der Noctua-typischen Farbgestaltung werden in Push-Pull-Anordnung am Kühlkörper angebracht. Während das obere Modell kühle Luft durch die Lamellen drückt, saugt der untere Ventilator den Strom unterstützend an und bläst so direkt in Richtung Motherboard.
Mit beiden Serienlüftern bestückt bringt der NH-L12 überschaubare 660 Gramm auf die Waage. Dennoch geht Noctua den sicheren Weg und kombiniert den Low-Profile-Kühler mit dem etablierten SecuFirm-2-Montagekonzept, welches bei fast allen Prozessorkühlern der Marke zum Einsatz kommt. Dabei verzichten die Österreicher für Intel-Plattformen jedoch auf eine Rückplatte und verschrauben den vorderseitigen Montagerahmen direkt über vier isolierte Bolzen. AMD-Besitzer sind unterdessen auf die Verwendung der AMD-Standardrückplatte angewiesen.
Nach der Verschraubung des Montagerahmens mit der Hauptplatine erfolgt die in ihrer Ausrichtung variable Fixierung des Kühlers. Das System ist dabei weitgehend mit der Thermalright-Methodik übereinstimmend, denn auch beim NH-L12 erfolgt die Arretierung des Federschrauben-Duos mit Hilfe eines Schraubendrehers durch entsprechende Aussparungen im Lamellenkörper. Das dafür notwendige Werkzeug liegt dem Lieferumfang bei.
Noctua bietet für den NH-L12 eine gepflegte und umfangreiche Motherboard-Kompatibilitätsliste an, sodass mögliche Unstimmigkeiten bereits vor dem Kühlerkauf ausfindig gemacht werden können.