AMD Radeon HD 7790 im Test: Die große Lücke geschlossen

Wolfgang Andermahr
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AMD Radeon HD 7790 im Test: Die große Lücke geschlossen

Einleitung

Zwei wichtige Ereignisse hat das Jahr 2013 Grafikkarten-Interessenten bisher gebracht. Zum einen hat Nvidia die GeForce GXT Titan vorgestellt, die spielend die Performancekrone erobern konnte und dabei sogar recht leise und bei der Leistungsaufnahme verhältnismäßig genügsam zu Werke geht. Zum anderen hat AMDs Ankündigung, die Radeon-HD-8000-Serie für den Desktop-Markt mit der verbesserten Graphics-Core-Next-2.0-Architektur werde erst gegen Ende des Jahres erscheinen, überrascht. Bis es so weit ist, wird AMD die aktuelle 7000er-Generation weiter ausbauen.

Ein weiteres Modell der Serie kommt mit dem heutigen Tag hinzu. Die neue Radeon HD 7790 soll dabei die große Lücke zwischen der Radeon HD 7770 und der Radeon HD 7850 ausfüllen, in der bisher nur der Konkurrent in Form der GeForce GTX 650 Ti eine Karte platziert hat. Selbstredend soll AMDs Offerte am Ende die bessere Wahl sein.

Angestrebte Marktposition der Radeon HD 7790
Preissegment AMD Nvidia
130-160 Euro Radeon HD 7850
Preis: 154€
Leistung: 155%
X
100-130 Euro Radeon HD 7790 GeForce GTX 650 Ti
Preis: 122€
Leistung: 114%
80-100 Euro Radeon HD 7770
Preis: 96€
Leistung: 100%
GeForce GTX 650
Preis: 89€
Leistung: 82%
*Leistung bezieht sich auf 1.920 × 1.080 4xAA/16xAF
Radeon HD 7770 normiert auf 100%

Wir werden auf den folgenden Seiten überprüfen, ob AMD die eigenen Zielsetzungen erreicht, und inwiefern die Investition in die Radeon HD 7790 eine lohnenswerte ist. Zu diesem Zweck haben wir die Sapphire Radeon HD 7790 Dual-X OC in unsere Redaktion bestellt, die wir im ersten Teil des Artikels mit Referenztaktraten durch den Benchmarkparcours schicken, bevor wir am Ende des Artikels noch einen genaueren Blick auf die Partnerkarte und deren Besonderheiten werfen.

Technische Eckdaten

AMD verwendet für die Radeon HD 7790 eine neue GPU namens „Bonaire“, die im modernen 28-nm-Prozess bei TSMC gefertigt wird und sich aus 2,08 Milliarden Transistoren zusammensetzt. Der Griff zu einer neuen GPU war notwendig, da die Cape-Verde-GPU auf der Radeon HD 7770 GHz Edition bereits am Limit läuft, während der Pitcairn-Chip der Radeon-HD-7800-Probanden zu groß und damit zu teuer für den neuen Preispunkt gewesen wäre.

Der „Bonaire“-Chip weist eine Größe von 160 mm² auf und ordnet sich damit zwischen Cape Verde (123 mm²) und Pitcairn (212 mm²) ein. Beim Front-End greif „Bonaire“ auf die Version der großen GCN-GPUs Pitcairn und Tahiti zurück. Damit bietet er zwei Rasterizer sowie zwei Geometry-Engines, die unter anderem für die Tessellation-Berechnungen zuständig sind. Cape Verde muss dagegen mit jeweils einem Rasterizer sowie einer Geometry-Engine auskommen.

AMD Radeon HD 7790 „Bonaire“-GPU

AMD hat bei der Bonaire-GPU gegenüber den anderen Ablegern die PowerTune-Technologie („Turbo“) verbessert. Laut Hersteller soll diese nun höhere Taktraten und so mehr Geschwindigkeit ermöglichen und zugleich energieeffizienter zu Werke gehen als die alte Variante. Zu diesem Zweck hat AMD schlicht und ergreifend die Anzahl der Power States verdoppelt.

Anstatt vier Power States (Low State, Intermediate State, High State, Boost State) gibt es nun acht verschiedene „Powerstufen“, die jeweils unterschiedliche Taktraten und Spannungen bieten. Dies hat laut AMD zur Folge, dass die GPU nun variabler auf die jeweilige Lastsituation reagieren kann und so die Taktraten öfter am maximal möglichen Limit anliegen und nicht direkt auf einen (deutlich) langsameren P-State zurückgefallen werden muss.

PowerTune auf der HD 7790

Laut AMD kann Bonaire dabei innerhalb von zehn Millisekunden von einem P-State auf einen anderen wechseln. Das hat zur Folge, dass Programme wie MSIs Afterburner in der Regel Durchschnittswert anzeigen, da die GPU derart schnell zwischen zwei Power-States wechselt, dass das Programm während einer Messung beide erwischt. Wann der P-State gewechselt wird, ist dabei von der GPU-Auslastung, dem TDP- und und dem TDC-Limit (Spannung) abhängig.

Boost-Verhalten unter Windows
Boost-Verhalten unter Windows

Der Boost-Takt der Radeon HD 7790 liegt bei 1.000 MHz. In sämtlichen von uns getesteten Spielen wurde der maximale Boost bereits bei den Standardeinstellungen von PowerTune durchweg gehalten – geringere Taktraten konnten wir nicht feststellen. Der GDDR5-Speicher wird von PowerTune immer noch nicht erfasst, sodass er im 3D-Modus immer 3.000 MHz beträgt.

Unter Windows ist uns allerdings noch aufgefallen, dass die Grafikkarte sehr gerne zwischen verschiedenen Frequenzen hin und her wechselt, sobald eine Last anliegt. Wir konnten dabei (durchschnittliche) Taktraten von 300 MHz, 333 MHz, 402 MHz, 420 MHz, 468 MHz, 633 MHz, 646 MHz, 730 MHz, 815 MHz, 834 MHz, 1.007 MHz, 1.025 MHz sowie 1.055 MHz festhalten.

Die „typische Leistungsaufnahme“ gibt AMD mit 85 Watt ein – einen maximalen Wert gibt es nicht, wobei 100 Watt eine realistische Angabe ist. Ein einzelner Sechs-Pin-Stromstecker ist ausreichend.

GeFoForce
GTX 650 Ti
Radeon
HD 7770
Radeon
HD 7790
Radeon
HD 7850
Logo Nvidia-Logo AMD-Logo AMD-Logo AMD-Logo
Chip GK106 Cape Verde Bonaire Pitcairn
Transistoren ca. 2,54 Mrd. ca. 1,5 Mrd. ca. 2,08 Mrd. ca. 2,8 Mrd.
Fertigung 28 nm 28 nm 28 nm 28 nm
Chiptakt 925 MHz 1.000 MHz X 860 MHz
Boost-Takt X X 1.000 MHz X
Shader-Einheiten
(MADD)
768 (1D) 640 (1D) 896 (1D) 1.024 (1D)
FLOPs (MAD) 1.421 GFLOPS 1.280 GFLOPS 1.792 GFLOPS 1.761 GFLOPS
ROPs 16 16 16 32
Pixelfüllrate 14.800 MPix/s 16.000 MPix/s 16.000 MPix/s 27.520 MPix/s
TMUs 64 40 56 64
Texelfüllrate 59.200 Mtex/s 40.000 MTex/s 56.000 MTex/s 55.040 MTex/s
DirectX DX11 DX11.1 DX11.1 DX11.1
effektive Windows
Stromsparfunktion
✓ (ZeroCore) ✓ (ZeroCore) ✓ (ZeroCore)
Speichermenge 1.024 MB GDDR5 1.024 MB GDDR5 1.024 MB GDDR5 2.048 MB GDDR5
Speichertakt 2.700 MHz 2.250 MHz 3.000 MHz 2.400 MHz
Speicherinterface 128 Bit 128 Bit 128 Bit 256 Bit
Speicherbandbreite 86.400 MB/s 72.000 MB/s 96.000 MB/s 153.600 MB/s
Stromangaben
Typisch/Maximal
?/110 Watt 80/? Watt 85/? Watt 130/? Watt