Grafikkarten-Treiber: ATi Catalyst 8.12 Beta im Test

Wolfgang Andermahr
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Grafikkarten-Treiber: ATi Catalyst 8.12 Beta im Test

Einleitung

Seitdem auf dem 3D-Grafikkarten-Markt ein harter Wettbewerb zwischen ATi und Nvidia herrscht, ist es mit der Entwicklung der Grafikkarte sowie der einmaligen Programmierung des Treibers nicht mehr getan. Mittlerweile müssen die Hersteller über einen längeren Zeitraum in regelmäßigen Abständen neue Treiber für einen Grafikchip entwickeln und pflegen. Mitunter ist es gar notwendig, einen Treiber für ein einziges Spiel anzupassen, damit das Spiel im günstigsten Fall etwas schneller, manchmal aber auch überhaupt erst läuft.

Darüber hinaus müssen die Treiber für neue GPUs angepasst werden, da sich deren Architektur oftmals von den Vorgängern unterscheidet und so spezielle Optimierungen unausweichlich sind. Dies ist unter anderem für die Radeon-HD-4800-Serie von ATi zutreffend, deren GPU sich vom RV670 zwar nicht komplett, aber doch entscheidend unterscheidet. Da die zukünftigen Produkte der Radeon-Hersteller auf denselben beziehungsweise einem abgespeckten Chip basieren, haben wir uns dazu entschlossen, mit einer Radeon HD 4870 regelmäßig einige Geschwindigkeitstests durchlaufen zu lassen und so zu überprüfen, ob es Änderungen gegeben hat.

Der neueste Treiber aus dem Hause ATi ist der Catalyst 8.12 (Beta). Ebenfalls im Test mit von der Partie sind der Catalyst 8.10 sowie der Catalyst 8.11.

ATi Catalyst 8.12

Bei ATi ist es durchaus nicht ungewöhnlich, dass die Presse die zukünftigen Catalyst-Treiber früher als die Allgemeinheit zur Verfügung gestellt bekommt. Dieses Mal staunten wir aber nicht schlecht, als man uns in einem Atemzug mit der Treiberbereitstellung mitteilte, dass die entsprechenden Berichte noch vor der Treiberveröffentlichung online gehen dürfen. Gesagt, getan!

ATi Catalyst 8.12
ATi Catalyst 8.12

Unsere Beta-Version des Catalyst 8.12 datiert auf den 1.12.2008 und trägt noch nicht die WHQL-Zertifizierung von Microsoft. Diese wird mit großer Sicherheit in der finalen Variante vorhanden sein. Der Treiber meldet sich im Catalyst Control Center mit der korrekten Bezeichnung „8.12“ und hört auf die interne Versionsnummer „8.561-081201a“. Die Software unterstützt sämtliche Grafikkarten ab der Radeon 9500 und kann nun, im Gegensatz zum Catalyst 8.11, auch die Radeon HD 4830 ansteuern. Die Dual-GPU-Karte Radeon HD 4850 X2 ist ebenso mit an Bord.

Mit dem Catalyst 8.12 hat es einige Neuerungen gegeben. Die größte ist die vollständige Implementierung der Stream-Technologie, sodass nun sämtliche auf ATi-Karten angepassten GPU-Computing-Programme ohne Umwege lauffähig sind. Damit unternehmen die Kanadier den ersten großen Schritt auf dem Mainstream-Markt, um gegen Nvidias CUDA-Implementierung aufgestellt zu sein. Die passende Software soll Anfang nächsten Jahres auf den Markt kommen.

ATi Catalyst 8.12

Um dem Käufer bereits jetzt zeigen zu können, wozu die Rechenkerne abseits der 3D-Grafik in der Lage sind, hat man den altbekannten „ATi Video Converter“ wiederbelebt. Dieser stammt aus den Zeiten der Radeon-X1000-Serie, wurden mit späteren Generationen allerdings nicht mehr fortgeführt. Nun ist er kostenlos im Catalyst 8.12 wieder mit von der Partie, bleibt aber erst einmal nur den Radeon-HD-4000-Modellen vorbehalten. Die Radeon-HD-3000-Serie soll später folgen (hoffen wir, dass ATi dieses Versprechen halten wird).

Die Anzahl der Konfigurationsoptionen im Tool ist stark begrenzt, da sich der Video Converter nur an den einfachen Kunden wenden soll, der schnell ein Video in ein anderes Format (primär für tragbare Videogeräte wie das iPhone) umwandeln möchte. Für den professionellen Gebrauch soll man laut ATi dagegen eher auf andere Programme wie zum Beispiel PowerDirector von CyberLink warten. Die Software ist als Gegenpart für das kostenpflichtige BadaBOOM von Elemental gedacht, das ausschließlich auf CUDA-fähigen Nvidia-GPUs funktioniert.

An dieser Stelle möchten wir jedoch nicht weiter auf den ATi Video Converter eingehen. Wir werden das Tool in Kürze einen gesonderten Test unterziehen und untersuchen, ob die ATi-Karten tatsächlich schneller als die Nvidia-Pendants arbeiten. Einen kleinen Tipp aber schon vorab: In der „Advanced-Ansicht“ des Catalyst Control Center ist das Tool nicht zu finden. Um fündig zu werden, muss man den „Basic-Modus“ auswählen.

ATi Video Converter

Darüber hinaus hat ATi im Catalyst 8.12 eine Rauschunterdrückung (Noise Reduction) für progressiven Videocontent hinzugefügt, der sich dem „Ghosting-Problem“ in entsprechenden Videos annehmen soll. Die Stärke der Noise Reduction kann man mit einem Regler verändern, da eine zu aggressive Einstellung je nach Video kontraproduktiv sein kann.

Auch Performanceverbesserungen soll es mit dem Catalyst 8.12 geben. So soll Crysis um zwei bis sieben Prozent mit dem neuen Treiber schneller laufen, während das Add-on Crysis Warhead um zwei bis drei Prozent zulegt. Devil May Cry 4 läuft um einen bis sechs Prozent schneller. Far Cry 2 soll bei eingeschalteter Kantenglättung fünf bis zehn Prozent besser funktionieren und bei CrossFire-Konfigurationen ohne Anti-Aliasing je nach Gespann um 20 bis 70 Prozent von dem Catalyst 8.12 profitieren. F.E.A.R soll um zwei bis sechs Prozent, Left 4 Dead um zwei bis vier Prozent, Lost Planet Colonies um zwei bis zehn Prozent, Prey um zwei bis fünf Prozent und Stalker Clear Sky um fünf bis zehn Prozent, primär im CrossFire-Modus, zulegen.

Der Catalyst 8.12 ist für die Öffentlichkeit zur Zeit noch nicht freigegeben. Dies soll am 10. Dezember geschehen. Dann wird man den Treiber wie gewohnt auf ComputerBase herunterladen können. An dieser Stelle müssen wir allerdings noch anmerken, dass es nicht hundertprozentig gesichert ist, dass die Beta-Version komplett identisch zu dem finalen Catalyst 8.12 sein wird.