Shuttle XPC SN85G4 im Test: Der Wolf mit 2.200 MHz im Schafspelz
4/18Installation
Die Installation des Systems geht in den ersten Schritten leicht von der Hand und jeder, der bereits einmal einen XPC unter seinen Fuchteln hatte, wird sich schnell zurecht finden. Die Tatsache, dass die meisten Kabel ab sofort bereits verlegt sind, erspart lästige Fummelein und auch ein Kabeldefekt, wie wir ihn in unserem ersten Test eines XPCs bei der Montage zu beklagen hatten, kann ausgeschlossen werden. An dieser Stelle fällt auf, dass selbst Shuttle die Kabel nicht in den dafür vorgesehenen Metallspangen verlegt hat - allem Anschein nach ist das Problem auch dort bekannt. Wie auf einem roten Sticker angemerkt, sollte man vor der Montage der CPU und der Heatpipe den HDD-Käfig entfernen, um in dem kompakten Gehäuse ein wenig mehr Spielraum zu erlangen (Unter uns: notwendig ist es nicht ;-) ). Die Heatpipe wird auch weiterhin mit einer kräftigen Metallspange per Hand im Retention-Modul arretiert und sitzt ohne große Kraftanstrengungen fest auf dem Heatspreader des Athlon 64 auf.
Die Speicherbänke sind aus der Gehäusefront an die Seite gewandert und liegen - für ein derart kompaktes System - relativ gut erreichbar unter dem Netzteil. Allerdings sollte man sich hier durchaus mehrmals nach der korrekten Ausrichtung der Module zu den Slots hin vergewissern, da eine Draufsicht nur bedingt möglich ist. Die beleuchteten Module der Pro-Serie aus dem Hause Corsair passen nicht in das System. Nicht weiter tragisch, würde man von den LEDs doch nicht den kleinsten Schimmer mitbekommen. Ist die HDD im herausnehmbaren Schlitten verstaut und wieder in das System verfrachtet worden, erfolgt die Montage des Laufwerks über die Gehäusefront. Auch wenn die Laufwerksblende weiterhin nicht von einer Schonblende versteckt wird, hat es Shuttle zumindest geschafft, bei schwarzen Laufwerken ein einheitliches Bild der Frontansicht zu erzeugen. Die typisch beigen Vertreter sollten hier aus ästhetischen Gründen nur im Notfall zum Einsatz kommen.
Nach Abschluss der Verkabelung der Laufwerke wandten zumindestens wir uns dem AGP-Slot zu und waren drauf und dran, eine wuchtige GeForce FX 5900 Ultra von Asus in dem kleinwüchsigen PC zu verfrachten. Mit etwas Geschickt gelang dies nach kurzem Zögern auch ohne Probleme, bis die Suche nach dem passenden Stromanschluss an der Tagesordnung stand. Kurz gesagt: Das System bietet nur derer zwei und somit bei installierter Festplatte und optischem Laufwerk keine Möglichkeit, eine Grafikkarte mit separatem Anschluss zu betreiben, ohne auf die bei dieser beigelegten Y-Weiche zurück zu greifen.
Gesagt, getan. Doch nachdem alle Geräte nochmals auf ihren korrekten Sitz überprüft wurden, erfolgte beim Schließen des Gehäusedeckels leider die nächste Überraschung; abermals fiel unser Blick auf die Grafikkarte. Anders als ATI hat man bei nVidia den Anschluss für die Stromversorgung im leider allzu oft adaptierten Referenzdesign orthogonal, also im 90°-Winkel, auf der Karte verbaut, sodass nun in unserem Fall der Stecker des Stromkabels seitlich aus dem Gehäuse heraus ragte und einen Verschluss des XPCs auch unter der Anwendung von als wagemutig zu bezeichnender Gewalt nicht zuließ. Auf Nachfrage bei Shuttle erhielten wir folgendes Statement:
Wir sind uns bewußt, daß es mit gewissen Grafikkarten mechanische Kompatibilitätsprobleme geben könnte, aber wollten deswegen nicht unser Gehäuse größer machen.
Mit zunehmender Bedeutung der Mini-PC-Systeme (ich glaube, der Marktanteil liegt derzeit bei 1,5%) werden die Komponenten-Hersteller sich zunehmend Gedanken über die Kompatibilität machen müssen. Hat der XPC oder die Grafikkarte das Problem? Die Antwort ist leider oft subjektiv und basiert auf den jeweiligen Bekanntheitsgrad bzw. Marktanteil.
Eine Aussage, die auch uns einleuchtet. Leider ändert auch sie nichts an der Tatsache, dass wir dem System - zumindest zum derzeitigen Zeitpunkt - eine Inkompatibilität mit vielen nVidia-Karten mit separater Stromversorgung bescheinigen müssen. Es gibt jedoch einige Modelle, die die Buchse wie bei der Konkurrenz nach hinten weg führen. Karten auf Basis der ATI-Chips haben diese Probleme nicht, da der Anschluss hier immer parallel zum PCB der Platine verläuft. Ein auf den ersten Blick hahnebübcher Unterschied mit gravierenden Ausmaßen.
Testweise versuchten wir eine GeForce FX 5900 von MSI sowie die bekannten Leadtek-Karten im System zu verstauen. Beide ließen sich nur mit Fingerspitzengefühl und sanftem Druck in den AGP-Slot einsetzen. Während bei der MSI-Karte der besagte Stromanschluss ein Schließen des Systems verhinderte, störte dieser, da er nach hinten hinaus geführt wurde, bei dem Leadtek-Modell nicht. Allerdings stören dort die Luft Ein- und Auslässe, so dass auch alle Karten, die auf diesem Kühlerdesign beruhen, nicht in das Barebone passen.
Die zu Testzwecken Installierte Gainward FX PowerPack! Model Ultra/960 erwies sich hingegen als brauchbar. Kein großer Kühler und ein nach hinten gelegter Stromanschluss. Fassen wir zusammen:
Grafikkarten, deren Kühler über die Höhe der Slotblende hinaus gehen, oder die einen Stromanschluss besitzen, der aus dem Gehäuse heraus zeigt, passen nicht in das Athlon 64-Barebone. Karten, die keine dieser Einschränkungen misachten, sollten hingegen keinerlei Probleme bereiten!
Für unsere Leistungs-Tests musste das Gehäuse also vorerst offen bleiben und später im Alltag schlug sich das Barebone dann sicher verschlossen mit einer passiven GeForce 2 MX sowie einer Ti4200 und Radeon 9800 Pro 256 MB herum.
Bis wir kurz vor Testende die Serial-ATA-Benchmarks durchführen wollten, traten keine weiteren Komplikationen auf. Hier sollten wir dann jedoch ein weiteres Mal auf Probleme mit der Stromversorgung stoßen. Zwar bietet das FN85 die als durchaus überdimensioniert anzusehenden SATA-Ports. Leider verfügt das Netzteil jedoch nur über einen SATA-Stromanschluss. Wir können nur mutmaßen, dass man bei Shuttle nicht unbedingt davon ausgeht, dass der Kunde sein CD-Laufwerk für eine 2. Platte opfert und somit zwei Anschlüsse benötigt. Allerdings bräuchte man im Umkehrschluss dann auch nicht das Raid-Feature als hervorhebenswerte Eigenschaft zu vermarkten. Der Istzustand stellt uns jedenfalls vor ein weiteres Problem: Die notwendige Y-Weiche lag uns nur in Form von 1x ATA auf 2x SATA vor, sodass dann tatsächlich auch für die Benchmarks das CD-ROM-Laufwerk aus dem System entfernt werden musste. Raid, so scheint uns, macht im SN85G4 leider keinen Sinn.