Raspberry Pi im Test: Günstiger Mini-PC. Winzig. Nützlich?
Einleitung
Ein PC für 35 Dollar und der Größe einer Scheckkarte – Anno 2012 eine ordentliche Ansage. Genau das hat die Raspberry Foundation mit dem linuxbasierten Kleinst-PC „Pi“ tatsächlich zur Serienreife entwickelt. Als Einsatzzweck schwebte dem Hersteller der Gebrauch speziell in Schulen vor, denn mit dem günstigen System soll vor allem der Umgang mit dem PC im Allgemeinen sowie Linux und Programmieren im Besonderen gelernt und gelehrt werden.
Erwerben allerdings kann das Winzgerät jeder, wobei gerade für Einsteiger eine Frage im Raum steht: „Was soll man damit machen?“ – Was und wie installiert man auf einem Rechner, dessen Leistungsfähigkeit laut Hersteller der eines Pentium II mit 300 MHz von 1997 beziehungsweise bei grafiklastigen Anwendungen einer Xbox der ersten Generation in nichts nachsteht? Wir wollen im Folgenden anhand einer Linux-Distribution sowie XBMC zeigen, wie man den Raspberry Pi in einer Grundkonfiguration zum Laufen bringt und was an tatsächlicher Leistung zu erwarten ist.
Technischer Überblick
Kernstück des 85,6 × 53,98 × 17 mm großen und nur 45 Gramm schweren PCBs ist ein SoC des Typs BCM2835 von Broadcom. Dieser verfügt über einen 700 MHz starken ARM1176JZFS-Prozessor sowie eine Videocore-4-GPU, die BluRay im H.264-Format abspielen kann und OpenGL ES2.0 nebst OpenVG unterstützt. Zudem bietet der Chip etwas Spielraum für Taktsteigerungen, die mittlerweile im Rahmen bis 1000 MHz Kernfrequenz vom Hersteller „legalisiert“ wurden. Dem SoC zur Seite stehen zudem 256 Megabyte Arbeitsspeicher, die fest mit dem PCB verdrahtet sind. Zur Bildausgabe besitzt der Raspberry sowohl einen Composite- als auch einen HDMI-Ausgang. Deren Bestückung sollte allerdings mit Bedacht erfolgen: Im Testbetrieb sorgten Wackler am Kabel für einen kurzzeitig schwarzen Monitor.
Angeboten wird der Raspberry Pi in zwei Versionen, die sich lediglich durch die Anzahl der USB-Anschlüsse sowie den Ethernet-Port unterscheiden: Modell A verfügt lediglich über einen USB-Port und keine Netzwerkfunktionalitäten, soll dafür aber lediglich 25 US-Dollar kosten. Die derzeit ausschließlich erhältliche Version B besitzt hingegen einen vollen USB-Hub und einen LAN-Anschluss mit maximal 100 Mbit Übertragungsrate. Strom beziehen beide Modelle über einen Micro-USB-Stecker, den die GSM Association als Standardformat für mobile Geräte festgelegt hat. Das erlaubt den Betrieb mit jedem vorhandenen Ladegerät beispielsweise für Handys und hält so die Anschaffungskosten niedrig – denn ein Netzteil liegt dem Lieferumfang nicht bei. Passend sind alle Modelle mit mit einer Leistung von mindestens 700 bis 1.200 mA bei 5 Volt.
Dieser minimalistische Ansatz entspricht ganz der Philosophie der Raspberry Foundation, einen „möglichst günstigen Computer“ mit einem Grundsatz an Basisfunktionen herzustellen. Entsprechend besteht der tatsächliche Lieferumfang lediglich aus einem Quick-Start-Guide sowie Sicherheitshinweisen. Auch ein Gehäuse muss daher separat erworben werden. In unserem Fall fiel die Wahl auf eine kleine Plastikbox, die das PCB des Paspberry Pi über Clips aufnimmt und sicher hält, wenngleich eine Demontage mit Belastungen für die Platine verbunden ist. Auch wenn der Eindruck entstehen mag vergrößert die 100 × 65 × 30 Millimeter kleine Hardwarebehausung die Abmessungen des Gerätes nicht wesentlich, da sie mit den ansonsten überstehenden Anschlüssen direkt abschließt. So ist zwar für Betriebssicherheit und dank vierer Gummifüße auch für Standfestigkeit gesorgt, der verwendete, kostengünstige Klavierlack macht das Gerät jedoch zur Sonderputzzone. Allerdings bietet sich der Selbstbau ebenso an wie der Zugriff zu Drittherstellern – Lösungen aus Aluminium, Holz, Pappe und sogar Lego sind bereits verfügbar.
Zum Betrieb benötigt wird außerdem eine Festplatte. Hierzu wurde der Winzrechner mit einem Slot für SD-Karten ausgestattet, was die Speichergröße auf derzeit maximal 128 Gigabyte limitiert. Allerdings scheinen Kapazitäten über 64 Gigabyte derzeit für Probleme zu sorgen. Da kein Speichermedium mitgeliefert wird, obliegt die Installation eines Betriebssystems dem Nutzer, wozu in aller Regel außerdem ein Kartenlesegerät vorhanden sein sollte. Der verbaute ARM-Prozessor schränkt die Auswahl der Software allerdings ein, x86-Betriebssysteme wie etwa Windows fallen daher aus dem Raster. Momentan vom Hersteller empfohlen werden Fedora, Debian und ArchLinux, die stets von einem anderen Rechner aufgespielt werden müssen. Das Speichermedium selbst wird unabhängig anderer angeschlossener Medien wie USB-Sticks immer benötigt, da die Root-Partition immer auf der SD-Karte liegen muss.
Produktbezeichnung | Raspberry Pi „Model B“ |
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Abmessungen | 10 x 6,5 × 2,9 Zentimeter (L × B × H) |
SoC | Broadcom BCM2835, 700 MHz |
CPU | ARM1176JZFS |
GPU | Videocore 4 |
Speicher | 256 MB |
Festplatte | SD/MMC/SDIO-Karte |
Display-Anschluss | HDMI, Composite |
Ethernet | 10/100Mbps |
USB | 2 × USB 2.0 |
Audio | HDMI & 3,5 mm Audio |
Betriebssystem | Linux/XBMC |
Zubehör (optional) | Gehäuse, Netzteil, SD-Karte |