AMD FX-9590 Prozessor im Test: Bis zu 5,0 GHz – teuer erkauft

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Volker Rißka
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Überblick & Testkandidat

Der FX-9590 sucht mit seinem maximalen Takt auf dem Feld der x86-Prozessoren bisher zweifelsohne seinesgleichen. Ganz allein steht das Modell trotzdem nicht da. Denn neben dem Flaggschiff FX-9590 hat AMD auch noch einen zweiten hochgetakteten „Vishera“-Prozessor vorgestellt, wenngleich dieser mit einem Basistakt von 4,4 GHz deutlich uninteressanter im Vergleich zum bereits für keine 170 Euro verfügbaren FX-8350 erscheint. Besagter FX-9370 bietet zwar 400 MHz mehr als dieser, allerdings mit 70 Prozent höherer TDP und dies zum mindestens dreifachen Preis.

AMD FX-8350 AMD FX-9370 AMD FX-9590
Architektur Piledriver Piledriver Piledriver
Familie Vishera Vishera Vishera
Herstellungsprozess 32 nm SOI HKMG 32 nm SOI HKMG 32 nm SOI HKMG
Module/Threads 4/8 4/8 4/8
Basistakt 4,0 GHz 4,4 GHz 4,7 GHz
Turbotakt 4,2 GHz 4,7 GHz 5,0 GHz
L2-Cache 4 × 2 MB 4 × 2 MB 4 × 2 MB
L3-Cache 8 MB 8 MB 8 MB
DDR3-Takt 1.866 MHz 1.866 MHz 1.866 MHz
TDP 125 W 220 W 220 W
Sockel AM3+ AM3+ AM3+

Unter der Haube sind die beiden schnellen Prozessoren aus der FX-Serie nichts neues. Die im Mai 2012 eingeführten „Piledriver“-Kernen kommen auch heute noch im gleichen C0-Stepping zum Einsatz, mit dem Nachfolger „Steamroller“ ist frühestens Ende 2013 zu rechen – jedoch nicht im High-End-Segment. Für dieses hat AMD bisher keinerlei Pläne vorgelegt – auch das dürfte ein Grund für den FX-9590 gewesen sein.

AMD FX-9590 im Turbo für ein/zwei Threads
AMD FX-9590 im Turbo für ein/zwei Threads
AMD FX-9590 im Leerlauf
AMD FX-9590 im Leerlauf
AMD FX-9590 bei Last auf allen Kernen
AMD FX-9590 bei Last auf allen Kernen

Beworbene 5 GHz liegen beim FX-9590 lediglich an, wenn Last auf maximal einem Modul (ein oder zwei Threads) liegt. Wird die Anforderung an den Prozessor auf drei und mehr Threads erhöht, sinkt der Takt auf den Basistakt von 4,7 GHz ab. Einen Zwischenschritt gibt es nicht. Die Spannung bewegt sich je nach Einsatz der Turbos zwischen 1,45 und 1,48 Volt, 1,5 Volt werden nicht überschritten. Da AMD keinerlei detaillierte Spezifikationen zu dem Produkt preisgibt, war es das mit den Eckdaten.

Probleme und Lösungen

Eine TDP von 220 Watt, die in der Regel ein Indiz dafür ist, was der Prozessor unter Last über das Mainboard und das Netzteil aus der Steckdose zieht, gepaart mit dem restlichen Testsystem haben uns vorsichtshalber schon vor dem Test das Netzteil von der 400-Watt- auf eine 550-Watt-Version wechseln lassen – zumindest für den Durchlauf des Benchmarkparcours, der auch die GeForce GTX Titan fordert. Die Messung der Leistungsaufnahme mit Last auf der CPU erfolgt mit dem gleichen Netzteil, was alle Prozessoren nutzen, um die Vergleichbarkeit zu gewährleisten.

Eine weitere Hürde stellt der Schwellenwert bei der Temperatur, die über die Verfügbarkeit des Turbo-Modus entscheidet, dar. Beim Einsatz der Luftkühlung des Testsystems (Noctua NH-U12P mit Lüfter NF-P12) taktete der FX-9590 in zahlreichen Benchmarks bei Last auf mehreren Modulen nur noch mit 4,5 GHz – und damit unter dem Basistakt. Getestet wurde bei hohen Außentemperaturen von knapp über 30 °C.

Wenig hilfreich bei der Suche nach der Ursache sind nach wie vor aber alle Überwachungstools der Temperatur, allen voran AMDs eigene Lösung Overdrive . Auch nach Jahren zeigt dieses Tool nach wie vor nicht verlässlich die Temperaturen der eigenen CPUs an (siehe linken Screenshot: 6,9 °C im Leerlauf unter Windows). Ein Anhaltspunkt: Bei Last auf vier Modulen und einer angezeigten Temperatur von knapp 63 °C beträgt der Takt nur noch 4,5 GHz (rechter Screenshot). Dass dieser Wert unter Last der Realität entspricht, darf bei Betrachtung der Leerlauftemperatur allerdings bezweifelt werden. Immerhin liegen die 63 °C nahe an der von AMD für den FX-8150 angegebenen, maximalen Temperatur von 61 °C. Genaue Informationen zum FX-9590 gibt es nicht.

AMD Overdrive – angebliche Temperaturen im Leerlauf
AMD Overdrive – angebliche Temperaturen im Leerlauf
AMDs FX-9590 „throttlet“
AMDs FX-9590 „throttlet“

Ohne die genaue Schwelle sicher ermitteln zu können, bietet das eingesetzt Mainboard von Asus allerdings die Möglichkeit, das Temperaturlimit um 40 Prozent anzuheben – prompt lief der Prozessor immer mit dem jeweils maximal möglichen Takt. Die Hürde „Luftkühlung“ konnte somit über einen Umweg (und höhere Temperaturen) umgangen werden.

Diese Option steht allerdings nicht immer und vor allem nicht auf jedem Mainboard zur Verfügung, der CPU-Kühlung kommt beim FX-9590 deshalb eine elementare Bedeutung zu. Diese wird im Grunde genommen bereits durch die TDP-Einstufung von 220 Watt klar, doch der Schwellenwert der Temperatur zum Heruntertakten der CPU ist ein weiterer Knackpunkt. Unser knapp 50 Euro teurer Luftkühler samt zweier Lüfter hat bereits seine Probleme damit, die Verlustleistung im Hochsommer zu meistern. Eine Kompaktwasserkühlung der besseren Sorte ist damit letztlich Pflicht beim Einsatz dieses Prozessors; und auch das Komplettsystem von CSL setzt eine solche Kühlung ein.

In unserem Fall griffen wir zum Cooler Master Eisberg Prestige 240L, die beim – weiterhin lauten – Betrieb unter 12 Volt auch ohne das Anheben der Temperaturschwelle die Temperaturen im Zaum hielt und den Turbo somit freigab.