Metal Gear Rising: Revengeance (PC) im Test: Hardcore in jeder Hinsicht
Vorwort
Die Aufregung in der Fangemeinde war groß, als im Jahr 2011 bekannt wurde, dass „Metal Gear Rising: Revengeance“ – anders als die anderen Titel aus der MGS-Reihe – kein Bisschen auf Stealth, sondern im Gegenteil, ausschließlich auf Action setzen würde. Dieser ungewöhnliche Schnitt war allerdings mehr oder weniger zwingend notwendig geworden, weil die zuständigen Entwickler von Kojima Productions mit der selbstgewählten Materie – dem Schwertkampf – nicht so recht klar kamen.
Und so baten die zu Konami gehörenden Produzenten die für ihre Radikalität bekannten Kollegen von Platinum Games um die Co-Entwicklung: Während Kojima für den Plot verantwortlich zeichnete, übernahm Platinum ab 2011 das Gameplay.
Das zunächst mit viel Skepsis bedachte Projekt erntete schließlich Anfang des letzten Jahres doch überwiegend positive Reaktionen. Bedingt durch die gute Spielmechanik konnten die meisten „Metal Gear“-Freunde doch noch besänftigt werden, zumal die Verantwortlichen immer wieder betonten, dass „Revengeance“ ein mehr oder weniger eigenständiges Spinoff sei.
Mit gut zwölfmonatiger Verspätung ist nun die PC-Portierung von „Revengeance“ erhältlich, was wir zum Anlass nehmen, erneut die Frage zustellen: „Metal Gear“ und rasanter Schwertkampf – geht das zusammen?
Spoiler-Warnung: Da ein Spieletest nicht immer gänzlich ohne die Wiedergabe einzelner wichtiger Handlungselemente der Geschichte möglich ist, bitten wir all jene, die vorab nichts über die Handlung des Spiels erfahren möchten, nur das Fazit zu lesen. Wir bemühen uns jedoch stets, die Wiedergabe auf absolut notwendige Erzählelemente zu beschränken.
Systemanforderungen
Komponente | Testsystem | Herstellerempfehlung |
---|---|---|
Betriebssystem | Windows 8.1 (64 Bit) | Windows XP aufwärts |
Prozessor | Phenom II X6 1075T | Core i7 3770 |
Arbeitsspeicher | 8 GByte | 4 GByte |
Grafik | Radeon HD 7870 | GeForce GTX 650 |
Festplattenspeicher | ca. 25 Gigabyte | |
Internetanbindung | Für Steam-Aktivierung |
MGR: R auf einen Blick
„Metal Gear Rising: Revengeance“ (MGR: R) schließt, Spinoff hin oder her, inhaltlich einigermaßen nahtlos an die Geschehnisse von „Metal Gear Solid 4: Guns of the Patriots“ an. Nachdem die Organisation der Patrioten zerschlagen wurde, wird die Welt von zahlreichen privaten Söldnertruppen geplagt, die ihre Dienste den Meistbietenden antragen und die sich immer dann wie die Maden im Speck fühlen, wenn es viele Kriege auf dem Globus gibt.
Im Anschluss an MGS 4 sind diese Unternehmen zwar in viele Fraktionen zersplittert; allerdings konnte der neue Hort des Bösen, die „Private Military Company“ Desperado, Nanotechnologie abgreifen, mit der sie ihre Soldaten im kriegerischen Sinne gehörig „aufwerten“ konnte. Klar, dass Desperado die Welt ins Chaos stürzen möchte, damit möglichst viele Kunden auf die militärischen Dienste des Unternehmens angewiesen sind.
In diesem Setting schlüpft der Spieler in Third-Person-Perspektive in die Haut des „Metal Gear“-Charakters Raiden, der schon früh im Leben das Kriegshandwerk lernte und in „Revengeance“ als Protagonist gegen die Machenschaften von Desperado antritt.
Auch wenn man dem Plot immer wieder anmerkt, dass man sich bei Kojima Productions einige Gedanken gemacht hat und so beispielsweise immer wieder versucht, die Inhalte an die des Original-MGS-Universums zurückzubinden: Die Erzählung ist nur nettes Beiwerk, das fast alibimäßig den Rahmen für den eigentlichen Inhalt, das von Platinum verantwortet „Hack & Slay“, ist.
Gameplay: Auf rasante Kombos kommt es an
Dieser spielerische Kern ist dafür absolut gelungen – zumindest dann, wenn man es denn schnörkellos und actionreich mag. Mit allzu komplexen Block- und Ausweichmechanismen gibt sich MGR nämlich nicht ab. Stattdessen lautet die Devise: Angriff ist die beste Verteidigung.
Dabei steht dem mit einer mächtigen Klinge sowie einigen Sekundärwaffen wie Granaten und Raketenwerfern ausgestatteten Raiden eine leichte und zugleich schnelle sowie eine kräftige und zugleich langsamere Angriffsart zur Verfügung – je auf einen Knopf gelegt. Diese Angriffsarten lassen sich zu unterschiedlichsten Kombos verbinden, die im Idealfall in einem Klingenmodus münden, in dem man abschließend vertikal und horizontal auf sein Gegenüber einhackt.
Diese Nahkampfangriffe lassen sich nicht nur mit den Sekundärwaffen kombinieren, sondern müssen auch unter Berücksichtigung eines sogenannten „Ninja Runs“ abgerufen werden. Dieser Run ist einerseits Quasi-Autopilot, bei dem man Raiden per gehaltener Taste mehr oder weniger automatisch Hindernisse überwinden und Parkourläufe bestehen lassen kann. Auf der anderen Seite lässt sich so auch gut ein Angriff initiieren, indem man auf einen ahnungslosen Gegner zu rennt und Raiden per Tastendruck in diesen hineinrutschen lässt.
Garniert wird das Ganze schließlich durch kleine Events, bei denen man per Tastendruck spezielle Bewegungen und Angriffe ausführen kann. Zugleich will zwischendurch auch immer mal wieder geblockt werden, was dadurch geschieht, dass man den attackierenden Widersacher im richtigen Moment angreift.
Vielseitige, fordernde Gegner
Für sich genommen sind die Bewegungselemente also wie die Hintergrundgeschichte vollkommen schnörkellos. Die unterschiedlichen Verbindungsmöglichkeiten und -notwendigkeiten sorgen aber dafür, dass sich „Revengeance“ auf der spielerischen Ebene komplex, fordernd und dadurch sehr spaßig angeht.
Dieser „Hardcore“-Charakter wird auch von den Gegnern ermöglicht. Ob menschliche Cyborgs, trittwütige Mechs oder fiese Bosse: Raidens Kontrahenten haben es in sich und sorgen dafür, dass man selbst auf „normal“ mächtig ins Schwitzen gerät.
Saubere aber wenig überraschende PC-Umsetzung
Weiter verstärkt wird die Ausschüttung von Adrenalin durch die musikalische Untermalung, die mit rockigen Klängen wunderbar zum Geschehen passt. Eine deutsche Sprachausgabe ist nicht vorhanden; wer in den Einstellung „deutsch“ wählt, erhält ein deutschsprachiges Menü sowie Untertitel. Für die, die der englischen Sprache mächtig sind, ist das in Ordnung ist, da die englische Sprachausgabe überzeugt.
In grafischer Hinsicht sollte man von der PC-Portierung keine Überraschungen erwarten. Zwar läuft „Revengeance“ in Full HD sauber bei nahezu durchgängigen 60 Bildern pro Sekunde und bietet obendrein die Möglichkeit, MSAA zu nutzen – deutlich besser als auf den Last-Gen-Konsolen sieht der Titel auf dem PC aber nicht aus.
Gelungen ist die Einbettung in zahlreiche Zwischensequenzen. Auch wenn diese ebenfalls nur mäßig schick aussehen, sind die doch in Kombination mit den Dialogen der Kitt, der die wilde Gegnerprügelei zusammenhält.
In puncto Steuerung kann man nach wie vor die Kamera kritisieren, die, genauso wie auf den Konsolen, in manchen Momenten starr hinter Raiden hängt, wodurch die Übersicht in kniffligen Situationen leiden kann.
Dafür bieten die Entwickler neben der nach wie vor gelungenen Gamepad-Steuerung auch eine vollwertige Maus-Tastatur-Variante an, für die man die einzelnen Tasten sogar frei belegen darf. So löblich dies ist, reicht die Maus-Tastatur-Kombination doch längst nicht an das Gamepad heran, was in diesem Fall aber nicht an einer unsauberen Portierung, sondern schlichtweg am Genre liegt: „Hack & Slay“ in Third-Person-Perspektive ist schon immer eher etwas für Gamepad-Spieler gewesen.
Fazit
„Metal Gear Rising: Revengeance“ ist in jeder Hinsicht „Hardcore“: Die Story ist auf's Nötigste zusammengeschrumpft, das Gameplay könnte actionreicher kaum sein und auch die technische Umsetzung ist sauber, kommt aber ohne visuelle Highlights und Spielereien aus.
Aus diesem Grund scheidet der Titel für viele Spieler aus. Wer hingegen abseits des Mainstreams bewusst nach einem aus der Reihe tanzenden Spiel sucht, wird mit „Revengeance“ einige spaßige Stunden verbringen. Dies gilt auch deswegen, weil Konami sich nicht lumpen lässt und zum fairen Preis von 20 Euro die drei erschienen Download-Inhalte samt Schnickschnack wie Rüstungen integriert hat.
Abschließend lässt sich deswegen sagen: Für alle, die Lust auf ein ungewöhnliches Actionspiel haben, ist „Metal Gear Rising: Revengeance“ auf dem PC eine interessante Option.
Kopier- & Jugendschutz
„Metal Gear Rising: Revengeance“ funktioniert über Steam, sodass der Key über die Valve-Plattform aktiviert werden muss. Dazu ist einmalig eine Internetverbindung nötig; ein Wiederverkauf wird durch die Bindung an das Steam-Konto aber quasi unmöglich gemacht. Anfänglich ließ sich der Titel nur mit aktivierter Internetanbindung spielen – mittlerweile ist das Problem aber behoben.
In Sachen Jugendschutz gilt es zu erwähnen, dass der Titel von der USK keine Jugendfreigabe erhalten hat und mit dem Label „ab 18 Jahren“ erschienen ist.
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