Wie partitioniere ich meine Festplatte sinnvoll?
Viele Anfänger bemerken bei der Installation von Linux, dass sich Linux nicht einfach mit einer Partition zufrieden gibt, sondern ganz gerne "expandiert".
Die gängigsten Distributionen bieten hier eine automatische Partitionierung, die in der Regel auch zu einem sinnvollem Ergebnis führt. Doch wie sieht das ganze aus, wenn wir hier selber Hand anlegen wollen?
Grundlegende Partitionen:
/
swap
/ (Root) entspricht der Systempartition, in der sämtliche Daten von Konfiguration bis "Eigene Dateien" der User gelagert werden, sofern keine weiteren Partitionen erstellt werden.
Swap kennen wir aus der Windowswelt als Auslagerungsdatei. Dieser Speicherplatz wird nur dann genutzt, wenn der Arbeitsspeicher voll ist, oder aber die Funktion Suspend to Disk (Ruhezustand) benutzt wird.
Empfehlenswerte Partitionen:
/boot
/home
/boot beinhaltet Bestandteile des Bootmanagers und den bzw. die Kernel inklusive dessen Konfigurationen. Dies sind sehr wichtige Systembestandteile, weshalb eine Auslagerung zu empfehlen ist. Selbst bei einem Crash von Linux können somit über den Bootmanager weiterhin andere Systeme geladen werden.
/home entspricht den eigenen Dateien unter Windows. Alles was einem User gehört wird dort gespeichert, was auch individuelle Einstellungen sämtlicher Programme beinhaltet. Jeder User bekommt hier ein Unterverzeichnis. Die Abtrennung von /home ist sehr zu empfehlen! So kann man die Distribution beliebig wechseln oder auch mehrere gleichzeitig benutzen, ohne auch nur eine Einstellung zu verlieren.
Individuelle Partitionen nach Bedarf:
In jedem Verzeichnis können noch weitere Partitionen nach Bedarf eingehangen werden für individuelle Einsatzzwecke. So kann man z.B. eine Ramdisk für /tmp anlegen oder den Browser-Cache darauf auslagern. Um einer Fragmentierung entgegen zu wirken kann man auch Dateien auslagern die sich schnell und häufig ändern. So kann man z.B. bei Gentoo für /usr/portage eine Partition einrichten.
Bei Verwendung einer SSD kann auf diverse Partitionen verzichtet werden. Aufgrund von
Wear-leveling werden sämtliche Daten über die vorhandenen Speicherchips verteilt, eine physikalische Trennung findet also nicht mehr statt. Durch den Entfall mehrerer Partitionen wird ebenfalls Speicher gespart, der nicht Pauschal durch eine Partition reserviert wird. Folgendes sollte ausreichen:
/
/home
swap
Wie groß mache ich die Partitionen?
Dies hängt ganz stark von den Bedürfnissen des Benutzers ab. Ausgefallene Ansprüche können hier sehr abweichen. Für alle "Normalos" sollten folgende Werte ausreichen:
/boot -
200-250 MB - Reicht für einige Kernel und sollte noch genug Luft übrig lassen
/ -
~25 GB - Für jede "normale" Benutzung sollte das komplett ausreichen.
swap - Hier scheiden sich tatsächlich die Geister. Suchmaschinen werfen einige Faustregel aus, die eine große Reichweite abdecken. Fakt ist, dass Linux die Swap Partition so gut wie nie benutzt! Schon gar nicht von alleine, so wie es Windows macht, sondern nur wenn der Arbeitsspeicher tatsächlich voll ist.
Bis 1024MB Ram würde ich die alte Faustregel
2*Ram anwenden, also
128 -> 256
256 -> 512
512 -> 1024
1024 -> 2048
Hintergrund ist, dass man bei so wenig Speicher sowieso eine sparsame Distribution wählen muss und deshalb die Nutzung des Swaps dennoch recht gering sein sollte. Dementsprechend alt und langsam wird dann auch die Festplatte sein, weshalb mehr Swap keinen Sinn ergibt. Reicht dies nicht, ist sehr wahrscheinlich etwas anderes nicht in Ordnung
Ab 2048MB Ram und aufwärts können wir dann bei
2048MB Swap bleiben, es sei denn es wird gezielt Video- oder Bildbearbeitung betrieben. Spätestens ab 8 GB Arbeitsspeicher könnte man
bei normaler Benutzung auf Swap komplett verzichten, ein kleiner "Notgroschen" tut jedoch sicher nicht weh.
Generell kann man sagen, dass bei regelmäßiger Nutzung des Swaps eine Aufstockung des Arbeitsspeichers das sinnvollste wäre. Das System wird dadurch deutlich schneller.
Einige gehen auch einen anderen Weg:
Bei modernen Rechnern, welche viel Arbeitsspeicher mit sich bringen, wird komplett auf eine eigene Swap Partition verzichtet. Bei Bedarf wird hier einfach eine Swapdatei eingerichtet. Das spart zum einen natürlich eine Partition und zum anderen auch Speicherplatz, der nicht pauschal reserviert werden muss. Swapdateien können auch zusätzlich hinzugefügt werden, wenn die gewählte Partition doch zu klein war.
=> Suspend to Disk (Ruhezustand)
Sollte man diese Funktion nutzen wollen, muss man deutlich mehr Speicher einplanen. Der komplette Inhalt des Arbeitsspeichers wird in diesem Fall in die Swap Partition geschrieben, weshalb sie mindestens so groß sein muss wie der verbaute Ram. Auch hier liest man oft die Faustregel 2*Ram, was aber grade bei modernen Rechnern schnell ausufert und deshalb meiner Meinung nach keinen Sinn ergibt. In diesem Fall schlage ich Ram + 30% vor.
/home -
Rest - Als normaler User findet alles in diesem Verzeichnis statt, weshalb hier möglichst viel Platz eingeplant werden sollte.
Diese Angaben sind sicherlich kein Allheilmittel, stellen aber eine gute Grundlage dar. Für Anregungen bin ich per PN jederzeit zu haben
