"Unmoralische" Jobs als Ingenieur

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Lieutenant
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Feb. 2005
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Hallo,

ich möchte ein für mich brisantes Thema anschneiden und hoffe ein paar Meinungen zu bekommen.
Folgende Situation: Ich strebe gerade meinen Maschinenbau-Master an und stehe nun vor der Qual der Wahl wo ich meine Masterarbeit schreibe.

Da ich mich sehr für die Luftfahrt interessiere (hätte ich nur Luft- und Raumfahrttechnik studiert, aber hinterher ist man immer schlauer) möchte ich gerne in dieser Branche meine Arbeit schreiben.

Und da kommt jetzt ein klein wenig die Moral ins Spiel.

Luftfahrt ist sehr eng mit Rüstung verbunden. Es gibt quasi kein Unternehmen, welches mich interessiert, das nur im zivilen Flugzeugbau tätig ist. Für mich eher kein Problem, aber ich mache mir ein bisschen Gedanken, was Personaler sagen wenn sie sehen wo ich schon mal gearbeitet habe. Zum Beispiel könnte ich meine Masterarbeit bei der Rüstungssparte des größten europäischen Luft- und Raumfahrtkonzern schreiben, dazu ein sehr interessantes Thema. Auch wenn ich beim Bau von Drohnen mitwirke, habe ich (noch) keine moralischen Bedenken. Ich finde die Technik sehr spannend und wenn ein Eurofighter/Tornado etc. im Tiefflug über mir fliegt, empfinde ich ein emotionales Gefühl, ein faszinierender Anblick einfach.

Meine Familie sieht das ein bisschen anders, wobei diese aus der klassischen Arbeiterklasse stammt und daher politisch eher links steht. Ein anderes Manko sehe ich in dem schrumpfenden Wehretat. Eine neue Kampfjetgeneration wird wohl erst in 20-30 Jahren in D entwickelt.

Dies sollte als erster Einblick genügen. Was haltet ihr davon in der Rüstung zu arbeiten oder von anderen "dirty jobs" wie Kerntechniker/ Bohringenieur im Erdöl- bzw. Erdgasbereich?
Wie sieht es mit dem Wechsel in "saubere" Branchen wie z. B. in den erneuerbaren Energien aus? Meint ihr, dass ein Waffennarr-Image, welcher ich absolut nicht bin, an mir kleben bleibt, nur wenn ich bei einem Rüstungsunternehmen gearbeitet habe?

Spiegel hat dazu auch einen Artikel auf Lager, allerdings ich der Meinung bin, Betriebswirte hätten einen Ethikkurs nötiger als Ingenieure:D
http://www.spiegel.de/unispiegel/jobundberuf/0,1518,735899,00.html

Vielen Dank und frohe Ostern!
 
Ich denke mal du solltest das mnachen was dir am meisten liegt. Ich selber halte auch nichts von der Rüstungsindustrie, würde jetzt aber nichts falsches daran sehen wenn Leute dort arbeiten wollen.

Jeder ist seiner eigenes Glückes schmied.
 
Als Luftfahrtingenieur würde ich dir raten das Weite zu suchen und diesem augenscheinlich linksverdummten Land schleunigst den Rücken zu kehren.

Wo sind wir denn, wenn man sich nun als normaler Mensch schon Gedanken darüber machen muss, ob der Job oder gar die Firma politsch korrekt ist, während die Linken selber genug Dreck am stecken haben, von denen die sich nicht einmal distanziert haben und wenn nötig fleissg mit Mauermördern, Stasispitzeln, Gulag- und Stalinfreunden Hand in Hand gehen.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
nur weil du mal eine arbeit für so ein unternehmen geschrieben hast wird dir das keiner übel nehmen. eher im gegenteil, ich kann mir vorstellen, das die net jedem das anbieten, was du machen kannst. nutz die chance, ich sehe keine unmoralische sache darin.
unmoralisch finde ich da eher jobs von dubiosen banken bla bla und andere zwielichte geschäfte, die die leute über den tisch ziehen.
wenn du deine arbeit nur für luftfahrt schreibst, dann kannst du auch jedem chef der dich später mal im gespräch hat sagen, das du nur das gemacht hast. ich hätte da keine bedenken.

aber letztendlich ist es immer noch deine entscheidung, du musst damit leben können :)

mfg
cen
 
Spiegel hat dazu auch einen Artikel auf Lager, allerdings ich der Meinung bin, Betriebswirte hätten einen Ethikkurs nötiger als Ingenieure
Das kann man nur unerschreiben.

Das mit dem sinkenden Wehretat sollte aus zwei Gründen kein Problem sein:
- Deutschland exportiert
- Nicht alles was die bauen, ist für die Bundeswehr.

Was die Personaler sagen? Personaler suchen gutes Personal, und keine linken Friedensaktivisten. Bei EADS können die auch z.B. nicht sofort sagen,ob du nicht in der Luft- oder Raumfahrt oder Verteidigungsecke warst. Deswegen gibt man auch sein Thema der MAsterarbeit gerne an, dann sehen was du dort gemacht hast.

Die Familie sollte in diesem Punkt verstehen, dass du eigentlich dass machen soltest was dir Spaß macht. Ein späterer Wechsel in andere Industriebereiche ist um so einfacher, wenn du jetzt bei einem bekannten und renomierten Unternehmen arbeitest.
 
Jeder trägt doch seinen Teil zur Rüstung bei. Jeder arbeiter zahlt Steuern und jede Regierung wird einen Teil der Steuereinnahmen in Rüstung investieren. Dies dient schliesslich auch dem Schutz der Nation.
Und die Technik schreitet immer mehr voran. Wir können doch stolz auf unsere kreativen Köpfe sein. Wer baut die kleinsten, leistungsfähigen U-Boote mit einem Brennstoffzellenantrieb? Wäre das so gut entwickelt worden wen es nicht auch für militärische Zwecke genutzt werden könnte?
Ich würde mir da keinen Kopf machen. Ich persönlich sehe das nicht als "Dirty Job".
Ich geb Dir aber Recht, der ehtische oder moralische Kodex wäre in der Wirtschaft manchmal besser aufgehoben ;)
 
Moin,

haste dir schon mal überlegt mit deinem Studium und diesem konkreten Interesse direkt zur Bundeswehr zu gehen? Die haben da auch ne Luft- und Raumfahrt-Abteilung mit EADS und der ESA. Und dann gibts natürlich das Wehrtechnische Institut - soweit ich das weiß.
Mit nem Hochschulstudium stellen die dich direkt als Hauptmann ein, nach einem Jahr biste Major, dann kriegste schon über 3 Scheine und hastn sicheren Job. Da haste 100pro den direktesten Zugang zu allen "unmoralischen Spielereien"

Ich persönlich weiß auch wozu ne Drohe gebaut wird, aber ich muss dir zustimmen: Es ist einfach geil, wenn man son Teil sieht ;-)

Naja ... abschließend würde ich sagen, dass du machen solltest, worauf du Bock hast. Das Militär wird es immer geben. An dem Tiger-Heli haben die auch Jahrzehnte gebastelt. Irgendein Projekt wirste in der Rüstung also immer haben. Von Erd-Öl und Co. würde ich persönlich die Finger lassen. Ich gebe zu mich dort absolut nicht auszukennen. KA wie lange unsere Reserve noch reichen, aber bis zu deiner Rente sicherlich nicht, vorher wird irgendwer auf irgendwas stoßen, was Erd-Öl in sehr kurzer Zeit überflüssig machen wird - meine Meinung/Hoffnung.

Am besten du hilfst Brennstoffzellen alltagstauglich zu machen, dann kannste dir danach wirklich auf die Schultern klopfen ... bis es dann die ersten Panzer mit so nem Antrieb gibt - cheers!

Und noch Frohe Ostern!
 
Hätt ich auf meine Familie gehört, wäre ich BWLer geworden, weil doch dort angeblich die meiste Kohle liegt (ich weiß, ich kann ja auch nix für meine Familie). Als Ingenieur musst Du halt selber wissen, was Du mit dir vereinbaren kannst. Im Lebenslauf macht sich aufjedenfall ein Eintrag einer namhaften Firma sehr gut und öffnet Dir in der Zukunft weitere Pforten.

Die Luftfahrt ist immer mehr verwobener mit der Raumfahrt. Deshalb wäre das sehr wohl ein recht zukunftssicherer Job, wenn auch nicht in Rentner-Deutschland ;-)
 
Für die Personaler ist das ein Job wie jeder andere auch. Gerade das du kein linker bist dürfte ein Pluspunkt für einen Maschinenbauer / Luftfahrtingenieur sein.
Wir haben in der Firma auch umgeschulte Waffentechniker und Büchsenmacher die jetzt auch teilweise als Abteilungsleiter agieren.
Der Konzern in dem ich arbeite ist Zulieferer für die Automobilindustrie. Also Waffenbranchen fremd. Mach dir da mal keine zu großen sorgen.

Wenn du doch mal einen Personaler hast der dich fragt kannst du ja dann immer noch moralisch / ethische Bedenken als Grund für deinen Wechsel angeben.
 
Mach was du willst, die "Rüstungsindustrie ist ein sehr weites Feld.
Man muß ja nicht expilzit an Bomben und Rakteten Basteln.
Drohnen dienen z.B auch massiv der Aufklärung und damit dem effektiven zivilistenschonendem angreifen.

Aus eigener Erfahrung kann ich dir nur sagen, daß es schon etwas komisches ist, möglichst effektive Tötungsmaschinen zu bauen.
z.B einen Minenleger, der echt nur dazu dient auch noch in Jahrzehnten z.B Kindern die Beine wegzusprengen.


Ich habe mich daher mittlerweile auf Feuerwehrfahrzeuge verlegt... wobei wir da auch Demonstrantenwaschanlagen bauen... die in den falschen Händen auch recht bedenklich sind.
 
Hallo

Den Einsatz der Waffen bestimmt der jeweilige Machthaber. Wenn überhaupt, dann ist nur der in meinen Augen der Verbrecher - aber nicht der Entwickler, nicht der Techniker, nicht der Mechaniker und nicht der Pilot. Die Waffe zu haben ist noch kein Mord.

Die Atomwaffen wirken auch schon nur durch ihr Vorhandensein als Abschreckung an den Feind.

Wenn Du einen Job bekommen kannst, nimm ihn.
 
Wenn es eine Grenze für unmoralisches Arbeiten gibt, dann ist diese aus meiner Sicht wesentlich weiter Weg als für einen "Rüstungskonzern" zu arbeiten. Ich denke auch, dass ein Personaler eher an deiner fachlichen Kompetenz interessiert ist und da machst Du mit deiner Entscheidung sicher nichts falsch.

Am Ende zählt eigentlich nur deine eigene Moral, wenn Du damit kein Problem hast ist doch alles in Ordnung.
 
Es hat doch auch nicht jeder ein Waffennarr-Image, der beim Bund war. Moralisch verwerflich fände ich den Job auch nicht, viele große Errungenschaften der Technik hatten ihre Ursprünge in der militärischen Forschung, das wird imho auch immer so bleiben.
Über den schrumpfenden Wehretat musst Dir keine Sorgen machen. Wenn das Zeug funktioniert, wird es immer einen Käufer finden. Und beim Waffenexport waren wir schon immer ganz vorn dabei.

Ansonsten muss ich Commancer Neyo zustimmen. Wenn es dein Gewissen beruhigt, kannst ja einen klass. Arbeiterberuf suchen und Dich für wenig Geld kaputt malochen und auch dafür sorgen, dass wir mehr und mehr unser exzellentes Ingenieurswesen begraben.

Kerntechniker, Bohringenieure als "dirty jobs" zu bezeichnen ist allerdings auch nicht richtig. Auch wenn sich diese Technologien auf einem absteigenden Ast befinden, so haben diese doch lange Zeit für unseren Wohlstand gesorgt (und ich gehe davon aus, dass die meisten der dort arbeitenden Ingenieure auch das zum Ziel hatten). Wären die AKW in Fukushima rein oder der Hand von Ingenieuren gewesen, ohne dass finanzielle Interessen im Vordergrund stünden, wäre es imho nicht zu der jetzigen Katastrophe gekommen.

Ich habe ein sehr hohes Bild von Ingenieuren und denke auch, das die meisten wesentlich moralischer und vernünftiger Denken als es in den Chefetagen der Fall ist.

Wenn Du es nicht machst, macht es ein anderer und Du hast eine gute Chance verpasst, meine Meinung.
 
Deine Sorge hinsichtlich der Personaler und zukünftigen Arbeitgeber ist unbegründet. Die (eher etwas konservative) Maschinenbauindustrie hat keine Berührungsängste mit der Rüstungsindustrie. Ohne Details nennen zu dürfen, kann ich aus eigener Erfahrung sagen, dass auch der offiziell zivile Maschinenbau teilweise Komponenten für Rüstungsgüter zur Verfügung stellt. Ohnehin führt der Fachkräftemangel dazu, dass auf derartig weiche Faktoren, wie die moralische Bedenklichkeit von früheren Arbeitgebern, keine Rücksicht genommen werden kann. Wichtig ist, dass Du gut bist! Gute Ausbildung, sichtbares Engagement, vielleicht Auslandserfahrung...

Gedanken machen kannst Du Dir über Deine Spezialisierung. Wie viele Arbeitgeber gibt es, die Dich einstellen, weil Du Experte für Kampfflugzeuge bist? Vielleicht drei, vier? Wie viele gibt es, wenn Du Experte für PKW-Motoren bist? Eher 20. Das ist vielleicht nicht das perfekte Beispiel. Aber pass einfach auf, dass Du für einen nicht zu kleinen Arbeitsmarkt ausgebildet bist.

p.s. Sowas diskutiert Ihr also zuhause zu Ostern! Vielleicht nicht der passendste Zeitpunkt...
 
Ich strebe derzeit mein Diplon in der Informatik an, und kenne diese Bedenken - evtl. noch nicht so konkret wie bei dir.
Die Bedenken kann ich schon verstehen, wobei ich glaube (und das ist tatsächlich kein Wissen), dass du - solange du deine Seele nicht meistbietend verkaufst - kein echtes Problem mit Personalern bekommen wirst. Sie werden vermutlich eher deine Ambitionen sehen. Und du kannst sowas im Falle eines Bewerbungsgespräches sicher immer thematisieren, wenn es sich ergibt.
Es gibt Leute (ein Auszug aus einer GI Tagung), die wissentlich instruiert werden, Steuerungstechnik für taktische Lenkflugkörper zu entwickeln. Im Endeffekt sind es deren Algorithmen und Routinen, die die Rakete ins Ziel führen. Die Frage ist: ist das ethisch oder moralisch vertretbar.
Für meinen Teil bin ich der Meinung, dass dieser Grad sehr schmal geworden ist. Viele Aufgaben sind Teil eines daibolischen (^^ wollte das Wort verwenden) Ganzen, sodass oftmals sogar sehr diffus ist, was eigentlich das eigene Puzzlestück bewirkt. Daher sind die Bedenken angemessen, jedoch (vllt.) nicht wirklich zu klären.
Wenn du ein gutes Thema hast, dann würde ich das auch annehmen - für die deutsche Luftwaffe etwas zu entwickeln: Zum Einsatz kommt das sobald ohnehin nicht. :-p

Viele Grüße und ein schönes Osterwochenende euch allen.
 
Da sieht man doch wieder wie gut es manchen Menschen geht, solche Probleme hätte ich auch gern.
 
Marius schrieb:
Drohnen dienen z.B auch massiv der Aufklärung und damit dem effektiven zivilistenschonendem angreifen.

Brrr , ich lese da gerade " Die USA sind wieder aktiver Teil des Einsatzes... Die Armee schickt Drohnen los, die nicht nur aufklären, sondern feuern. "
Die Entwicklung der Waffentechnik geht immer weiter , wer weiß was da noch so von den Technikern gebaut wird und wenn es weltweit wieder kracht haben immer die anderen Schuld gehabt.
Wenn ich die Wahl hätte würde ich zu keine Rüstungsfirma gehen.
 
Ich sage mal so,

wenn es der Bereich ist, der dich am meisten interessiert, warum solltest Du ihn jemand anders überlassen? - Irgendwer wird den Job sowieso machen und wenn Du es nicht machst, bekommt ihn evtl. sogar jemand den sowas moralisch erst gar nicht interessiert. Da doch besser Du, oder? ;)
 
Du kannst in einen Rüstungskonzern arbeiten und dennoch die Grünen wählen.
Geld muß nun mal verdient werden.
Und es gibt nun mal auch soviel gutes was aus der Rüstungsindustrie kommt und nun zivil genutzt wird. Z.B. der Sicherheitsgurt in Autos.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wenn wir es nicht bauen dann tun es eben andere. Ebenfalls ist die Bundeswehr eine Verteidigungsarmee. Sie dient daher dem Schutze des Volkes. Du musst doch nur alleine den aktuellen Konflikt nehmen.

Die Europäer haben noch keinen einzigen Soldaten bei den Luftangriffen verloren soweit ich weiß. Das würde ohne aktuelle Technik ganz anders aussehen. Und Deutschland ist im Waffenexport auf Platz 2 oder 3 weltweit. Ebenfalls wird die Bundeswehr in Zukunft Angriffs- und Truppenhelikopter brauchen um flexibler und schneller eingesetzt werden zu können.

Das ist doch peinlich wenn alle anderen was tun können, aber Deutschland kann nur zuschauen oder ein paar AWAKS schicken. Gut das hängt auch mit unserer Geschichte zusammen und das wir keine Angriffsarmee haben. (Und das ist gut so) Aber in der nächsten Zeit muss die Armee umgerüstet und fit für die Zukunft gemacht werden.

Seh es doch mal so, wenn Drohnen geschickt werden, dann wird dadurch Menschenleben gerettet.
 
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