RAZORLIGHT schrieb:
Das ist zu generell, man muss schon bei den verschieden Review Bombings unterschieden, bei einigen betrifft es nicht nur den Publisher selber, zumal weniger Verkäufe dann durchaus den richtigen Treffen.
Ah, da kommen die Vorwürfe, die man immer zu hören bekommt, wenn man an ein Thema differenziert heran geht und weder absolut für etwas oder gegen etwas ist. Ich werde am Schluss dazu etwas schreiben.
RAZORLIGHT schrieb:
Mit dieser Argumentation kann man fast alles entkräften, geht ja um die armen Mitarbeiter die nichts dafür können.
Das ist nur leider überall so, wenn ne Firma was verbockt, das ist ne Entscheidung von wenigen oder einer einzigen Person.
Ich kann an der Stelle mal ein Zitat direkt gegen dich selbst wenden:
RAZORLIGHT schrieb:
Du machst es dir viel zu einfach.
An der Stelle würde ich ja glatt sagen: Bitte noch mal genau lesen, was ich geschrieben habe. Es geht nicht darum, dass eine Firma als ganzes durchaus die Konsequenzen des Handelns ihrer Chefetage auch spüren muss, sondern ich habe explizit auf den bestrafenden Charakter des Reviewbombings hingewiesen, und dass diese Bestrafung in erster Instanz oft genug die falschen Mitarbeiter trifft und dessen sollte man sich immer bewusst sein.
Die ersten Posten, die geräumt werden, sind die Posten der Entwickler, egal ob sie direkt, indirekt oder überhaupt nichts dafür können. Alle weiteren Stellen darüber sind in der Regel sicher und dass für sehr lange Zeit. Wir kommen hier nämlich zu einem kleinen Problem und ich wende ein zweites Zitat gegen dich:
RAZORLIGHT schrieb:
Wie schon geschrieben, du siehst das zu einseitig und zu einfach.
Du siehst das ganze sehr einseitig und machst dir das ganze auch viel zu einfach, du beachtest, wie so viele, nämlich nicht die ganzen Zusammenhänge und blendest weitgehend das gesamte System "Firma" hinter dem Spiel aus und kannst daher auch nicht verstehen, warum die Bestrafung in der Regel auch überhaupt keine Wirkung zeigen kann.
RAZORLIGHT schrieb:
zumal weniger Verkäufe dann durchaus den richtigen Treffen.
Weiß du überhaupt wie ein moderner Medienkonzern heute arbeitet? Wie dort Projektmangement aussieht und was passieren muss damit es am Ende vielleicht doch die richtigen Menschen trifft und die richtigen Entscheidungen dann gefällt werden? Und warum ich geschrieben habe, dass in den meisten Fällen das Reviewbombing die falschen Personen trifft?
Lies dir mal Interviews mit Robert Kotick, Andrew Wilson oder John Riccitiello durch, sprech mal mit dem oberen und mittleren Managment, den Produktcontrollern und der Finanzabteilung, die in solchen Firmen heute das sagen haben. Diese Leute interessieren sich in der Regel nicht für Reviewbombing, wenn ein einzelnes Spiel durch eine Reviewbombe sich schlecht verkauft, dann ist das ein unrentables Projekt gewesen und im schlimmsten Fall werden die Entwickler vor die Tür gesetzt und das war es, denn am Ende kommt es nur darauf an, dass am Tag der Aktionärsversammlung die Zahlen stimmen. Wenn wir als Spieler*innen Pech haben, dann haben wir durch unser Wunsch auf Bestrafung durch Reviewbombing uns sogar noch ins eigene Fleisch geschnitten, weil es ein großes Multimillionen-Dollar-Projekt war und die Finanzheinis daraus dann lesen können: Ach, das Projekt hat sich nicht rentiert, Großprojekte lohnen sich für uns nicht, gehen wir noch mehr auf Mobil, weniger Ressourcne-Einsatz, weniger Stress, bessere Zahlen.
Den Aufsichtsrat bewegst du erst dazu über die aktuelle Führungsebene nachzudenken, wenn die Probleme "umfassender" werden und nicht nur ein Spiel durch Reviewbombing sich schlecht verkaufte, sondern konsequenter handeln würden und die Firma durch dieses Handeln allgemein in "Schräglage" bringen würden, denn dann müsste man sich damit befassen, warum die Zahlen einbrechen, warum es zu den Problemen kommt.
So ist das Reviewbombing primär für das Selbstwertgefühl der Community gut, bleibt aber ein symbolischer Akt, der in der Regel nichts ändert und zu oft werden die falschen Konsequenzen daraus gezogen.
Und um da mal zur Autoindustrie zu kommen: Der Dieselskandal hatte für VW teilweise existenzgefährdende Dimensionen angenommen und natürlich hat VW - Winterkorn - erst mal versucht das auf wenige Mitarbeiter zu schieben, die ja gehandelt hätten, ohne dass es die Chefs oder er es gewusst hätten, nur bei dem Umfang und bei der drohenden finanziellen Katastrophe hat das nicht mal mehr der Aufsichtsrat geglaubt, vorallem weil Winterkorn ein Pedant war und jeder wusste, was er für ein Kontrollfreak gewesen ist. Hier hat dann der öffentliche Druck und auch die bedrohliche Lage dann dazu geführt, dass so einige Manger und Chefs ihren Hut nehmen durften und man - wenn auch nur halbherzig - doch versucht war einige der Probleme im mittleren und hohen Mangement zu beheben und man auch die Posten neu besetzt hat.
Reviewbombing gegen ein Spiel hat in den letzten Jahren da nicht wirklich zu geführt, sondern die Manger, die uns Spieler*innen immer wieder versuchen zu "veraschen" haben immer noch ihren Posten, sie merken, dass es auf dem Weg nicht klappte und wählen beim nächsten Spiel einen anderen Weg und das schlimme dabei ist dann, dass sie sogar oft noch dafür belohnt werden, dass sie ja aus dem Reviewbombing "gelernt" hätten und was passiert darauf? Sie versuchen es irgendwann mit der nächsten Schweinerei, wir begehren gegen ein Spiel auf und denken uns oft in selbstgerechterweise, dass wir es ihnen gezeigt haben, feiern einen kleinen Erfolg einige Zeit später merken wir dann, dass es doch nichts gebracht hat und die Sau nur unter einem neuen Namen durchs dorf getrieben wird.
RAZORLIGHT schrieb:
Der Konsument muss sich in seiner Not leider wehren, wenn er (vielleicht nicht rechtlich aber gefühlt) betrogen wird.
Und das ist einer der Gründe, warum ich durchaus auch für Reviewbombing bin und mir auch selbst sage, dass wir es den Menschen ermöglichen müssen auch einmal erzürnt sich Luft zu verschaffen und einen Misstand auch anzuprangern.
Für mich wichtig ist aber die Intention dahinter und ob ich auf einen Misstand aufmerksam machen will und ob ich damit etwas verändern will oder ob es mir einfach nur um eine stumpfe "Bestrafung" geht, weil ich für mich oder meinen Idolen vermeintliche Gerichtkeit einfordern will.
Wenn ich mir den aktuellen Aufschrei um Diablo: Immortal ansehe und da das Reviewbombing, dann bleibt mir selbst nur ein Kopfschütteln und nicht, weil ich das Reviewbombing nicht verstehe oder weil ich eine andere Meinung hätte, als die Menschen, die jetzt aufschreien, sondern weil ich erkennen, wie nutzlos dieser Aufschrei ist und wie manche der lautesten Stimmen sogar noch selbst dazu beitragen, dass Diablo: Immortal ein Erfolg wird, weil sie in ihren Artikeln, ihren Videos und Streams mit ihren "Beweisen" genau zu den Walen werden, auf die die Publisher bei solchen Systemen abzielen und wie jeder Euro oder Dollar, den sie in das Spiel buttern, zum Umsatz und zum Gewinn von AB beitragen und obwohl quasi jeder von ihnen über das Spiel schimpft, generien sie damit Reichweite und Einkommen und wir anderen unterstützen das dann auch noch.
Der Vorwurf, dass ich einseitig an das Thema gehe oder es mir zu einfach machen, trifft, wenn man deine Ausführungen so durchliest, vollständig auf dich zu. Gleichzeitig wundert es mich aber eben nicht, dass du mir diesen Vorwurf machst. Ich habe dich an der Stelle angegriffen, in dem ich dir gesagt habe, dass der bestrafende Charakter bei einem Reviewbombing ein großer Fehler ist und das es auch die falsche Intention ist, weil es oft nichts bringt und wenn, dann oft die falschen trifft. Das schmeckt dir nicht, dir schmeckt auch meine Sichtweise darauf nicht, weil ich eben weder absolut dafür noch dagegen bin, sondern den Zweck hinterfrage und eben auch mir die Frage stelle, was es bringt.
Reviewbombing ist in meinen Augen durchaus ein wichtiges Mittel um der Community eine nötige Stimme zu verschaffen, damit man auf Missstände aufmerksam machen kann. Wir sollten es aber eben genau aus dem Grund machen, einen Missstand anzuprangern. Ob wir damit die Entwickler und Publisher bestrafen können? Eher nicht und wir sollten es auch nicht als Bestrafung verstanden wissen dafür ist das Verhalten von Spielern im Allgemeinen einfach viel zu inkonsequent.