Spionage-Software auf Smartphones entdeckt
Das bislang eher unbekannte US-amerikanische Unternehmen Carrier IQ sorgt derzeit für einen handfesten Skandal. Per Zufall entdeckte der 25-jährige Trevor Eckhart auf seinem HTC-Smartphone ein Programm namens „Carrier IQ“, welches nahezu unsichtbar als Hintergrundprozess laufen würde.
Eine Analyse ergab dann, dass die Software zahlreiche Daten sammele, darunter Inhalte von Nachrichten, aufgerufenen Web-Seiten und andere vertrauliche Informationen. Zudem konnte Eckhart beobachten, dass diese Daten an seinen Mobilfunk-Provider übermittelt wurden – eine Erlaubnis dafür wurde im Vorfeld weder eingeholt, geschweige denn ein Hinweis diesbezüglich angezeigt. Alle Versuche, das Programm zu beenden, scheiterten. Kurze Zeit später veröffentlichte er seine Erkenntnisse in seinem Blog, was seitens Carrier IQ umgehend mit einer Abmahnung quittierte.
Durch das Einschreiten der bereits von den Vorgängen in Kenntnis gesetzten Electronic Frontier Foundation (EFF) wurde diese jedoch zurückgezogen, zudem entschuldigte sich das Unternehmen für das unangemessene Verhalten. Allerdings stellte man klar, dass man weder eingegebene Texte noch andere Kommunikationsereignisse aufzeichnen würde. Darüber hinaus würde man die Daten, die erhoben werden, nicht in Echtzeit an die eigenen Kunden weiterleiten. Aufgabe von „Carrier IQ“ sei es, Programme zu finden, die entweder das Gerät oder das genutzte Mobilfunknetz besonders belasten würden.
Zum derzeitigen Zeitpunkt ist keine vollständige Liste der Geräte oder Hersteller bekannt, die das Spionage-Tool verwenden. Aus verschiedenen Quellen geht jedoch hervor, dass Smartphones und Tablets von HTC, Nokia, Research in Motion und Apple teilweise betroffen sind. Laut Carrier IQ sind über 150 Millionen Geräte weltweit dementsprechend ausgerüstet, unter anderem von den beiden US-amerikanischen Providern AT&T und Verizon verkaufte.
Allerdings haben etliche Unternehmen bereits dementiert, „Carrier IQ“ auf den eigenen Geräten eingesetzt zu haben oder einzusetzen. Zweifelsfrei nachgewiesen wurde das Programm auf verschiedenen HTC-Geräten sowie laut 9To5Mac in iOS 5. Hier sollen ersten Erkenntnissen zufolge aber keine Daten gesammelt oder übermittelt werden. Weiterhin berichtet man, dass auf Geräten der Nexus-Reihe einschließlich der US-Version des Motorola Xoom sowie Smartphones auf Basis von Windows Phone 7 keine Anzeichen für das Vorhandensein von „Carrier IQ“ gefunden werden konnten.
Laut EFF sei insbesondere das Fehlen einer „Opt Out“-Funktion kritikwürdig. Nutzer hätten keine Chance, sich gegen das Sammeln zu wehren, falls sie denn überhaupt davon erfahren würden.