Globalfoundries vor der Übernahme von IBMs Chipsparte?
Englischen Analysten zufolge ist Globalfoundries an einer Übernahme von IBMs Chipsparte interessiert und könnte diesen Zuschlag bald erhalten. Die Gründe dafür seien mannigfaltig, aber vor allem in den steigenden Entwicklungskosten für neue Technologien zu suchen.
Aus IBMs Forschungs- und Entwicklungsabteilung stammten in der Vergangenheit einige der wichtigsten Errungenschaften hinsichtlich Fertigungstechnologien für die Halbleiterindustrie. Doch in den letzten Jahren zog sich der Riese immer weiter zurück, wie beispielsweise der Verkauf der PC-Sparte einschließlich der Marken wie Thinkpad & Co an Lenovo, weshalb Analysten glauben, dass IBM den nächsten großen Schritt hinsichtlich 450-mm-Wafer und EUV-Lithografie nicht mehr mitgehen wird. Stattdessen wird man die Chipsparte an einen Auftragsfertiger verkaufen, glauben die Analysten.
Dafür schicken die Analysten mehrere Argumente ins Feld. Zwar fertige IBM noch in einer Fabrik in East Fishkill, New York, doch gelangen die Chips nur zu anderen OEM-Fertigern und Partner, jedoch nicht in den freien Handel. Hier könnte man sich durch die Auftragsfertiger wie TSMC bedroht sehen, die mittlerweile größere Kapazitäten und neuere Fertigungstechnologien einsetzen und darüber hinaus massiv in diese Bereiche investieren.
Investitionen in die Zukunft sind auch eines dieser Argumente, die die Analysten anführen. Die Forschungs- und Entwicklungskosten für die kommenden 450-mm-Wafer und EUV-Lithografie werden Unternehmen mehrere Milliarden US-Dollar kosten, die auch erst einmal wieder verdient werden müssen. Mit lediglich noch einem größeren Werk dürfte sich IBM dort am Scheideweg sehen.
Doch es gibt auch Gegenstimmen. Ein großer Teil von IBMs Chipsparte arbeitet für die USA, speziell für das Verteidigungsministerium. Nach dem Zoff um US-Olympiatrickots aus chinesischer Fertigung dürften es diese erst gar nicht gerne sehen, wenn die Technologie in ihren Großrechnern und Waffensystemen aus arabischer Hand stammt – Globalfoundries als gehandelter Übernahmekandidat gehört schließlich einem staatlichen Konzern aus Abu Dhabi. Und letztlich wird auch der Preis ins Feld gefühlt. Den kann aktuell nicht einmal ein Analyst richtig einschätzen.