Chameleon für Android als Beta-Version veröffentlicht
Die von dem kanadischen Unternehmen Teknision entwickelte alternative Android-Bedienoberfläche Chameleon ist dieser Tage in den offenen Beta-Test gegangen. Dies betrifft aber zunächst nur Benutzer, die das Projekt über Kickstarter unterstützt haben.
Bei Chameleon handelt es sich nicht, wie oftmals angenommen, um einen weiteren Launcher im herkömmlichen Sinne. Diese bieten normalerweise dem Benutzer nur weitere Anpassungs- und Gestaltungsmöglichkeiten. Zwar sind einige Launcher-Autoren dazu übergegangen, ihre Programme mit eigenen Widgets oder ähnlichen Zugaben zu ergänzen, die meisten kommen aber nach wie vor von anderen Apps. Bisweilen besitzen Homescreens mit verschiedenen Widgets auch Nachteile: Zum einen wird oftmals wertvoller Platz verschenkt, zum anderen lassen sich die kleinen Helferleine nicht selten in ihrem Aussehen nur bedingt an das restliche Erscheinungsbild der Oberfläche anpassen. Dies hat des Öfteren zur Folge, dass der Homescreen wie ein Sammelsurium aus zusammengewürfelten Einzelteilen wirkt.
Teknision geht hier mit Chameleon einen völlig anderen Weg und wer jetzt meint, Chameleon wäre auch nur ein Launcher wie jeder andere, wird eines Besseren belehrt: Statt vieler einzelner Widgets setzt Teknision auf eine einheitliche Oberfläche, welche es dem Benutzer einfacher machen soll, seine Informationen im Überblick zu behalten. Dass das Unternehmen dies beherrscht, haben die Kanadier schon eindrucksvoll an der Oberfläche des BlackBerry PlayBook unter Beweis gestellt. Auch wenn dem Tablet selber nicht der erhoffte Erfolg beschienen war, so wurde die durchdachte und übersichtliche Oberfläche in den Tests doch durchweg gelobt.
Mit der in den letzten Tagen veröffentlichten Beta-Version werden aber erst einmal nur wenige Widgets ausgeliefert. So findet man in der Auswahl u.a. Widgets für die Wetteranzeige, zur Anzeige von RSS-Feeds, einen Medienplayer oder für die Einbindung von Gmail, Twitter und Facebook. Weitere Bausteine werden sicherlich bis zum offiziellen Erscheinungstermin folgen. Darüber, ob diese später nur von Teknision oder auch von Drittanbietern erstellt werden, gibt es noch keine Informationen.
Chameleon kann aber noch einiges mehr: So können Oberflächen personalisiert und an Personen, Uhrzeiten oder Orte gebunden werden. Dies bietet die Möglichkeit, verschiedenen Familienmitgliedern eigene Oberflächen zuzuweisen und diese von bestimmten Tageszeiten und Orten abhängig zu machen. So könnte man bei der Arbeit eine andere Oberfläche verwenden als abends daheim, welche wechselt, sobald man den neuen Ort erreicht.
Wie viele andere wurde auch dieses Projekt über die Kickstarter-Plattform realisiert. Dabei stand das ambitionierte Projekt anfangs unter keinem guten Stern: Zum einen ist für das Einstellen eines Projektes bei Kickstarter zwingend eine US-amerikanische Kreditkarte erforderlich, was für ein ausländisches Unternehmen eine gewisse Hürde darstellt. Des Weiteren musste die Aktion zehn Tage vor Abschluss eingestellt werden, da das Projekt einem Amazon-Payment-Konto eines Teknision-Mitarbeiters zugewiesen war, der das Unternehmen in der Zwischenzeit verlassen hatte. Somit konnten die Spenden, welche mittlerweile die anvisierten 50.000 US-Dollar deutlich überschritten hatten, trotz der Bitte Teknisions an Kickstarter, das Geld doch einem anderen Konto zuzuweisen, nicht eingesammelt werden.
Aus Angst, diesen Betrag nicht noch einmal sammeln zu können, verringerte Teknision diesen deutlich auf 30.000 US-Dollar. Diese Angst kann im Nachhinein als völlig unbegründet bezeichnet werden: Bereits nach weniger als einem Tag wurde die erforderliche neue Summe mit 33.000 US-Dollar deutlich überschritten – hierfür wurden seitens Teknision 20 Tage angesetzt. Bis zum 4. Juli haben 6.420 Spender dem Projekt insgesamt 66.805 US-Dollar zugesichert.
Somit tritt das Projekt nun in die öffentliche Betaphase, welche den Namen aber nur bedingt verdient. Zwar kann die Software mittlerweile über Google Play geladen werden, für die Benutzung benötigt man aber eine Betatester-Einladung, welche man im Moment nur erhält, wenn man das Projekt bei Kickstarter unterstützt hatte. Laut Teknision sollen zudem auch Vorbesteller die Möglichkeit bekommen, an der Testphase teilzunehmen. Aber auch diese Einladungen werden nur nach und nach verteilt. Die Einladungen werden grundsätzlich nach dem Zeitpunkt der Spende verteilt – wer früh gespendet hat, erhält also auch früher eine Einladung.
Glaubt man den ersten Berichten, so weiß die Oberfläche durchaus zu überzeugen. Sie soll trotz der vielen Informationen aufgeräumt wirken und recht flüssig laufen. Da die Tests in den meisten Fällen auf Android in der Version 4.1.1 durchgeführt wurden, lässt sich aber noch nicht erkennen, wie sich die Software bei früheren Versionen verhalten wird. Die geringe Anzahl der vorhandenen Widgets hingegen stößt größtenteils auf wenig Begeisterung. Auch die Einschränkung, auf der Oberfläche keine anderen Widgets platzieren zu können, wurde negativ benannt.
Teknision wird Chameleon erst einmal für Tablets mit einer Mindestauflösung von 1.280 × 800 Pixeln und Android ab der Version 3.2 veröffentlichen. Läuft diese Version stabil, will das Unternehmen auch mit der Arbeit an einer Version für Smartphones beginnen.