Festplattenpreise nähern sich nur langsam dem Niveau vor der Flut

Michael Günsch
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Während bei Solid State Drives (SSD) schon lange ein rasanter Preisverfall zu beobachten ist, warten potentielle Kunden bei den klassischen Hard Disk Drives (HDD) noch immer auf das Erreichen des Preisniveaus von vor rund einem Jahr. Damals führte eine Flutkatastrophe in Thailand zu einer drastischen Verteuerung von Festplatten.

Inzwischen hat sich die Festplattenbranche, die von den beiden US-Giganten Western Digital und Seagate dominiert wird, von der Krise erholt: Die jüngsten Geschäftszahlen fielen nicht zuletzt durch die lang anhaltend hohen Verkaufspreise und die im Gegenzug wiederhergestellten Fertigungskapazitäten (mehr als) positiv aus, was sich sowohl bei Western Digital als auch bei Seagate in Umsatzrekorden bemerkbar machte. Nichtsdestotrotz sinken die Festplattenpreise im Endkundenhandel sehr langsam. Inzwischen liegen sie überwiegend noch immer über dem Niveau vor der Flut und nähern sich diesem nur langsam an, wie auch ein Blick in unseren Preisvergleich verrät. Als Beispiel sollen hier beliebte 3,5-Zoll-Modelle der Kapazitäten von 1 bis 3 Terabyte dienen.

Zur Zeit der Flut war die 2-Terabyte-Klasse sehr begehrt. Modelle wie die Samsung EcoGreen F4 2.000GB (inzwischen Seagate Barracuda EcoGreen F4) oder die Western Digital Caviar Green 2.000GB (WD20EARX) waren vor der Flut für knapp 60 Euro zu haben. Bereits im November kosteten sie nahezu das Doppelte. Inzwischen sind 2-Terabyte-HDDs wieder für weniger als 90 Euro zu haben, womit sie allerdings noch immer rund 50 Prozent mehr kosten als vor der Flut.

Samsung/Seagate Barracuda EcoGreen F4 2000GB
Samsung/Seagate Barracuda EcoGreen F4 2000GB
Western Digital Caviar Green 2000GB (WD20EARX)
Western Digital Caviar Green 2000GB (WD20EARX)

Eine ähnliche Entwicklung machten 1-Terabyte-Modelle wie die Seagate Barracuda 7200.12 1.000GB oder die Hitachi Deskstar 7K1000.C 1.000GB durch. Für gut 60 Euro sind 1-Terabyte-Festplatten derzeit verfügbar, wohingegen es damals gerade einmal rund 40 Euro waren.

Hitachi Deskstar 7K1000.C 1000GB
Hitachi Deskstar 7K1000.C 1000GB
Seagate Barracuda 7200.12 1000GB
Seagate Barracuda 7200.12 1000GB

Die Preisentwicklung der 3-Terabyte-HDDs hat einen weniger drastischen Verlauf genommen, was daran liegt, dass diese im Oktober 2011 noch recht neu am Markt, entsprechend weniger verbreitet und somit auch in Relation zur Kapazität teurer als ihre Pendants ausfielen. Ihren Preis haben die 3-Terabyte-Modelle größtenteils wieder erreicht und liegen mit aktuell rund 120 Euro fast auf dem Niveau vor der Flut. Als Beispiel dient hier die Western Digital Caviar Green 3.000GB (WD30EZRX).

Western Digital Caviar Green 3000GB (WD30EZRX)
Western Digital Caviar Green 3000GB (WD30EZRX)

Hintergrund

Im Oktober 2011 wurden diverse Fabriken von Festplattenherstellern und Zulieferern – insbesondere Western Digital war betroffen – von besagter Flut beschädigt, die Produktion musste teils monatelang ausgesetzt oder in andere Regionen verlagert werden. Die Befürchtungen, dass durch die verringerten Produktionskapazitäten die Preise für Festplatten weltweit spürbar steigen könnten, waren mehr als berechtigt, wie die darauf folgenden Tage und Wochen zeigten. In kürzester Zeit stiegen die Preise um 20 bis 30 Prozent, hier und dort waren sogar kurzzeitig Erhöhungen von 50 Prozent oder gar über 100 Prozent zu verzeichnen. Die Angst vor Lieferengpässen führte schließlich zu einer stark erhöhten Nachfrage, welche die Preise in die Höhe schnellen ließ. Entsprechend machte sich die Entwicklung auch in den Kreisen der PC-Hersteller bemerkbar.