Viele Online-Händler wollen kostenfreie Retour einstellen
Wer bislang Waren im Online-Handel bestellt, genießt den Vorteil, diese binnen 14 Tagen kostenfrei zurücksenden zu können. In Zukunft wird man bei vielen Händlern die Versandkosten übernehmen müssen, zeigt eine Studie der Universität Regensburg.
Demnach wollen 76 Prozent der in der Studie (PDF-Datei) befragten Online-Händler die Retourkosten zukünftig auf die Kunden übertragen, auch wenn die meisten davon ausgehen, dass Kunden den kostenfreien Rückversand erwarten. Allerdings kostet jede Rücksendung den Händler zwischen 10 und 20 Euro, angesichts einer Rücklaufquote von 30 Prozent in Deutschland kein Pappenstiel.
Gerade deutsche Kunden gelten unter Online-Händlern als Retour-freudig, was auch die Studie zeigt, nach der vier von zehn Kunden die Absicht haben, die Waren wieder zurückzuschicken – mit steigender Tendenz. Das hat teils obskure Gründe, etwa wenn vor der Fußballweltmeisterschaft ein Fernseher bestellt wird, der dann direkt wieder zurückgeht.
Einen besonders hohen Anteil nehmen Retouren jedoch im Bekleidungs-, Textil- und Schuhversand ein, weil Kunden gleich mehrere Varianten eines Stücks zum Anprobieren bestellen. Aber darauf haben sich die jeweiligen Shops offenbar eingestellt, die im Durchschnitt höheren Gewinnmargen von Modehändlern deuten drauf hin, dass die Rücklaufquoten eingepreist sind. Das erklärt auch, dass 36 Prozent der Modehändler weiterhin den Rückversand erstatten wollen.
Ohnehin hängt es weniger von der Branche ab, ob ein Online-Händler weiterhin Versandkosten von Rücksendungen erstatten will, sondern mehr von dessen Größe. So geben 86 Prozent der kleinen Händler an, zukünftig die Versandkosten nicht mehr erstatten zu wollen, bei den großen sind es lediglich zwölf Prozent. Daraus könnte sich zukünftig ein weiterer Vorteil für Großhändler entwickeln, die bereits jetzt Vorteile bei der Kalkulation und Abrechnung von Retourkosten haben und diese aufgrund der deutlich höheren Verkaufszahlen auch besser einpreisen können.
Dementsprechend fallen auch die Ankündigungen von Amazon und Zalando gegenüber Spiegel Online aus: Amazon will an den bestehenden Rücksendebedingungen festhalten, also grundsätzlich bei Waren im Wert von über 40 Euro die Versandkosten erstatten. Der Schuh-Versandhändler Zalando hält „kostenfreie Retouren als wichtigen Teil [seines] Serviceversprechens“.
Dass Online-Händler die Kosten für Rücksendungen den Käufern aufbürden dürfen, liegt an der EU-Richtlinie 2011/83/EU (PDF-Datei), die europaweit den Verbraucherschutz vereinheitlicht und bis 2014 in nationale Gesetzte umgesetzt werden muss. Für Kunden bietet die Richtlinie etwa den Vorteil, dass das 14-tätige Widerrufsrecht spätestens ab 2014 auch bei Online-Händlern mit Sitz im europäischen Ausland gilt. Allerdings müssen Händler eben nicht mehr die Kosten für Rücksendungen – unabhängig vom Wert der Ware – übernehmen.
Die Anfrage am heutigen Montag seitens ComputerBase unter anderem bei den Shops von Caseking, Alternate und auch Mindfactory ergab ein durchaus gemischtes, bisher aber doch klares Bild in eine Richtung. Viele waren von der Ankündigung erst einmal überrascht und können deshalb bislang nur zum Besten geben, dass man derzeit nicht vorhat, das bisherige Prozedere zu ändern. Als Grund wird dabei unter anderem ins Feld geführt, dass in der IT-Sparte mitunter deutlich andere, geringere Prozentwerte bei der Retourware erreicht werden, als es bei Bekleidungsherstellern der Fall ist.
Kundenservice ist uns sehr wichtig, daher bleibt bei uns auch trotz geänderter Gesetzeslage alles beim Alten, also ab 40 Euro Warenwert erstatten wir die Versandkosten auch weiterhin.
Caseking gegenüber ComputerBase
Auch Alternate gab zu verstehen, dass „an unserer überaus kundenfreundlichen sowie komfortablen Praxis in puncto Rücksendungen aktuell keine Änderungen geplant sind.“, während Mindfactory mitteilte, dass man das Thema „beobachten werde“, aber dies „nicht vor dem nächsten Jahr entschieden werde“. Derzeit ist aber auch bei Mindfactory die Tendenz, dass man die bisherige Regelung so beibehalten wird.
Dass kurzfristiger Aktionismus seitens der Händler betrieben wird, war aber auch nicht zu erwarten. Denn so würde man sich als einer der ersten Shops direkt den Zorn der Kunden und damit verbunden negative Publicity einhandeln. Das gesamte Thema dürfte deshalb erst zum Jahresende respektive zum Beginn des Jahres 2014 noch einmal in den Fokus rücken, wenn die entsprechenden Pläne vorliegen.