Image von Amazon zeigt tiefe Kratzer im Lack
Die kritischen Berichte über die Arbeitsbedingungen in den deutschen Amazon-Niederlassungen haben kräftig an dem Ruf des Online-Händlers genagt, heißt es in einer aktuellen Studie. Trotz der abgeflauten Beliebtheit werden aber langfristig nur geringe Auswirkungen auf das Bestellverhalten der Kunden prognostiziert.
Demnach hat das Kölner Marktforschungsinstitut YouGov in einer Untersuchung ermittelt, dass der Ruf von Amazon im „BrandIndex“-Benchmark, der die Beliebtheit von Marken in Deutschland veranschaulicht, auf 32 von 100 Punkten abgesackt ist – 2012 zählte der Online-Händler mit durchschnittlich 87 Punkten noch zu den beliebtesten Marken hierzulande. Zwar hat sich der Wert mittlerweile etwas erholt, befindet sich im Vergleich zum Vorjahr auf einem nach wie vor schwachen Niveau und die kurzfristige Wahrnehmung der Marke sei weiterhin negativ.
So scheint sich im Fall von Amazon ein bereits oftmals skizziertes Schema zu wiederholen: Auf einen Bericht folgt öffentliche Empörung, Skandalisierung, Schuldzuweisungen und Dementis, Boykottaufrufe, diverse Statements von Betroffenen und nicht Betroffenen – und dann entgleitet das Thema binnen ein bis zwei Wochen in Detail-Diskussion und rutscht aus der öffentlichen Wahrnehmung. Denn trotz tiefer Kratzer im Lack muss der Online-Händler wohl langfristig nicht mit geschäftlichen Einbußen rechnen, ergibt eine Untersuchung von Roland Berger. In erster Linie werden die Kunden weiter dort bestellen und zahlen, wo es für sie am einfachsten ist.
Eine bittere Erkenntnis für den klassischen Buchhandel, obwohl der Börsenverein des Deutschen Buchhandels versuchte im Fahrwasser der kritischen Stimmung die eigenen Ziele zu forcieren – Amazon wird vom hiesigen Buchhandel als Hauptkonkurrent für das Geschäft angesehen, das sich zunehmend auf den digitalen Vertrieb von Büchern verlagert. Mit der Kampagne „Vorsicht Buch“ will man für den stationären Buchhandel werben, allerdings ist es äußerst fraglich, ob dieser trotz angeschlagenem Amazon-Image davon profitieren kann – zumal die klassischen Buchhändler nach wie vor mit dem digitalen E-Book-Geschäft fremdeln.