Forscher entwerfen neues Tastaturlayout für Touch-Geräte
1868 ordnete der US-Amerikaner Christopher Latham Sholes die Tasten der Schreibmaschine erstmals nicht mehr alphabetisch an, wobei die nun geltende QWERTY-Belegung zustande kam. Diese ist jedoch nicht an die in Touchscreen-Zeiten herrschende Zwei-Daumen-Eingabe angepasst, sodass die Eingabe von längeren Texten mühsam sein kann.
Diesem Problem haben sich vorerst nur für die englische Sprache neben den zahlreichen Entwicklern mit ihren zahlreichen, eigens entwickelten Tastaturtechniken für mobile Betriebssysteme – zum Beispiel das seit Android 4.2 Jelly Bean (ComputerBase-Bericht) integrierte Gesture-Typing-Keyboard – nun auch die Forscher des Max-Planck-Instituts für Informatik und der Universitäten St. Andrews und Montana Tech angenommen. Dabei wurden mit Hilfe von Computeroptimierung und eines Modells von Daumenbewegungen Millionen von möglichen Layouts untersucht, um dasjenige mit den besten Eigenschaften für mobile Endgeräte zu finden.
Die computergestützte Optimierung hatte zwei Ziele: die Bewegungszeit der Daumen zu minimieren und möglichst abwechselnd beide Seiten zu verwenden. „Der Schlüssel für eine Daumen-optimierte Tastatur liegt darin, längere Eingaben mit nur einem Daumen zu vermeiden. Außerdem möchten wir häufig genutzte Buchstaben zentral und nahe beieinander anordnen“, sagt Dr. Antti Oulasvirta vom Max-Planck-Institut für Informatik in Saarbrücken.
Das Resultat dieser Berechnung ist das neue Tastatur-Layout KALQ, bei welchem alle Vokale außer dem Buchstaben „Y“ im Bereich des rechten Daumens liegen, wohingegen der linke Daumen mehr Konsonanten zugewiesen bekommt. Da speziell in romanischen Sprachen jede Silbe um einen Vokal herum aufgebaut ist, welche statistisch betrachtet mit einer Länge von zwei oder drei Buchstaben am häufigsten vorkommt, macht diese Einteilung unter der genannten Zielsetzung durchaus Sinn.
Des Weiteren wurde eine Fehlerkorrektur auf Grundlage der Wahrscheinlichkeitstheorie entwickelt, „die sowohl die Daumenbewegung als auch statistische Erkenntnisse über die eingegebenen Texte in Betracht zieht“. Dank dieser Verbesserungen soll es den Nutzern laut einer Untersuchung der drei Forschungsträger nach einer kurzen Eingewöhnungsphase möglich sein, 34 Prozent schneller als auf einem Tablet mit dem bekannten QWERTY-Layout tippen zu können.
„Das überkommene QWERTY bindet den Menschen bei der Verwendung von mobilen Computern an eine suboptimale Schnittstelle.“, sagt Per Ola Kristensson von der Universität St. Andrews. Doch ehe ein Nutzer der QWERTY-Belegung den Rücken kehrt, muss dem Anwender den Einschätzungen des Forschers zufolge eine verlockende Alternative mit einer ausreichend hohen Leistungssteigerung geboten werden, um dann von „einer schnelleren und komfortableren Texteingabe“ zu profitieren. Dies habe man laut Kristensson nun mit KALQ erreicht.
Die neue Tastatur wird ab Anfang Mai dieses Jahres als kostenlose App im Google Play Store für Android-Smartphones und – wie Dr. Antti Oulasvirta gegenüber ComputerBase bestätigte – auch für Tablets zum Download zur Verfügung stehen.